Holz-Idyll im Böhmischen Paradies
Was das Büro NEW HOW architects ins tschechische Landschaftsschutzgebiet Böhmisches Paradies gesetzt hat, zeigt, wie schön ein modernes Wochenendrefugium geraten kann: Ein komfortables Holz-Idyll, das sich sanft ins natürliche Umfeld und lokale Traditionen fügt.
Die Gegend um die tschechische Gemeinde Hrubá Skála könnte kaum malerischer sein. Schließlich handelt es sich dabei um ein rund 180 Quadratkilometer großes Landschaftsschutzgebiet, das nicht umsonst den Namen „Böhmisches Paradies“ trägt. Und es ist nicht allein die prächtige Natur, die diesen Teil der Region Liberecký kraj zum begehrten Freizeitziel macht. Das 1360 erstmals schriftlich erwähnte Hrubá Skála lockt auch mit Baudenkmälern und Geschichte. Kulturerbe, dem das Prager Studio NEW HOW architects beim Design eines Wochenendhauses gebührenden Respekt erwies. So entstand ein sanft in die Umgebung eingefügtes Holz-Idyll, das Tradition und Moderne geschickt auf einen Nenner bringt.
Design mit „Knick“
Den Grundriss des Hauses hat das Architektenteam wie ein weit geöffnetes „V“ angelegt, das die Form des Grundstücks widerspiegelt. Ein Design-Kniff, der bestmöglichen Ausblick auf die Landschaft des Böhmischen Paradieses eröffnet. Das Satteldach des einstöckigen Gebäudes wiederum ist als Anspielung auf das architektonische Erbe der Region gedacht. Das längliche, leicht „geknickte“ Volumen und die klaren Konturen des Neubaus hingegen sorgen für modernen Touch.
Was die Konstruktion betrifft, bevorzugten NEW HOW architects nachhaltige Materialien: Die Hauptstruktur besteht aus Brettsperrholz. Das Dach wird von einem Holzbinder getragen. Gedeckt wurde es mit dunklen, quadratischen, diagonal verlegten Metallschablonen. Diese sollen Langlebigkeit garantieren, zugleich jedoch die rustikale Optik wahren.
Holz-Idyll mit Weitblick
Wer das Gebäude von der nördlichen Zufahrtsstraße aus betritt, genießt grandiosen Blick gen Süden: Auf einen, von den Ruinen der mittelalterlichen Burg Trosky gerahmten Teil des „Böhmischen Paradieses“. Das 114 Quadratmeter umfassende Haus bietet ein Hauptwohnzimmer mit Zwischenboden, ein Kinder- und ein Schlafzimmer.
All diese Räume sind auf die atemberaubende Aussicht ausgerichtet. Sie sind mit viel Holz gestaltet, das für angenehmes Wohnklima und Komfort sorgt.
Kreative Details
Zudem haben die Architekten Details erdacht, die dem Interieur kleine Extravaganzen hinzufügen. So etwa eine mittig in unterschiedlichen Stufenverlauf geteilte Treppe oder eine Art Sichtnetz, das vom oberen Geschoss freien Blick in den unteren Wohnraum gewährt. Eine Terrasse erweitert die Nutzfläche und ermöglicht nahtloses Indoor-Outdoor-Gefühl.
Ganz ohne Beton ließ sich das Holz-Idyll allerdings schon aufgrund seiner Lage nicht errichten. Denn das 2.758 Quadratmeter große Grundstück am Rand von Hrubá Skála befindet sich an einem Hang. Und dieser galt aufgrund seiner erheblichen Instabilität seit Jahren als unbebaubar. Ein Umstand, der das NEW HOW Team vor die wohl größte Herausforderung dieses Projektes stellte: Es galt, ein Fundament zu konstruieren, das dem schwierigen Bauplatz auf sichere Art gerecht wird.
„Pfahlbau“ im Böhmischen Paradies
Die Lösung des Problems bestand in achtzehn, im Durchmesser jeweils 80 Zentimeter starken Pfählen. Auf dieses außergewöhnliche technische Konstrukt gesetzt, ruht der Neubau – seiner prekären Lage zum Trotz – nun stabil auf dem vormals als ungeeignet eingestuften Baugrund.
Das Untergeschoss, das die erforderliche Technik sowie Lagerräume beherbergt, wurde aus Betonblöcken errichtet. Um das Haus dennoch elegant ins abfallende Gelände einzupassen, haben die Planer die sichtbaren Teile mit lokalem Stein verkleidet. Der Optik zuliebe, die garantiert, dass das hübsche Holz-Idyll dem malerischen Anblick seines Umfelds alle Ehre macht.
„New How“ Expertise
Erfahrung mit der Planung nachhaltiger Bauten in besonderer Lage hatte das Büro NEW HOW architects bereits: Sein Konzept für die Neue Kežmarská Hütte in der Hohen Tatra in der Slowakei ging als Sieger aus dem entsprechenden internationalen Wettbewerb hervor. Und ähnlich wie seine ebenfalls tschechischen Kollegen vom Büro ADR versteht sich das Prager Studio darauf, auch kleine Projekte zu Besonderen zu machen. Zeitgemäß, komfortabel – und doch im Einklang mit Natur und lokalen Traditionen.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Petr Polák / NEW HOW architects