Im Nordosten Südkoreas haben AOA Architects das kleine Feriendorf Hoji entworfen – ein Dorf im wahrsten Sinne. Denn das Architekturstudio errichtete die Ferienhäuser nach dem Muster traditionell ländlicher Gebäude.

Bei „Urlaub am Land“ denkt man in unseren Breitengraden wohl üblicherweise in erster Linie an Ferien auf dem Bauernhof (die Ergebnisse einer dementsprechenden Google-Suche bestätigen diese Annahme). Auf der anderen Seite des Erdballs verhält es sich jedoch anders. In Ostasien ist beim „Urlaub am Land“ naturgemäß zwar auch eine Flucht aus der Großstadt der treibende Faktor, jedoch ist die Sehnsucht nach „Zurück zur Natur“ dabei weniger mit Land- und Viehwirtschaft verbunden. Hier soll der Urlaub am Land vielmehr das Gefühl des echten, traditionellen Dorflebens widerspiegeln.

Zumindest im südkoreanischen Sinwang-gil ist genau das der Fall. Dort, nördlich der Stadt Gangneung in der Provinz Gangwon-do im Nordosten des Landes, entwarfen AOA Architects das kleine Feriendorf Hoji. Einen Ort, „an dem das Bekannte auf das Neue trifft“, wie es offiziell heißt. Hier wollte der Besitzer des knapp 3.300 m² großen Areals freistehende Ferienhäuser errichten – nicht größer als die umliegende Baulandschaft und in ihrem Design traditionellen ländlichen Gebäuden Südkoreas ähnelnd.  

Hoji AOA Architects

Häuser mit Charakter

Das Projekt besteht aus insgesamt fünf Bauwerken: einem Wohnhaus für die Eigentümerfamilie, drei Gästehäusern sowie einem Gemeinschaftsgebäude. Sie alle wurden im Abstand von einigen Metern voneinander errichtet und sind durch einen ringförmigen Weg miteinander verbunden. Dabei kombinierten AOA Architects unterschiedliche Gebäudetypen, wie sie im ländlichen Bereich Südkoreas üblich sind. So hat eines der Ferienhäuser einen achteckigen, ein anderes einen runden Grundriss. Die drei anderen Gebäude sind rechteckig, unterscheiden sich allerdings durch ihre Dachform voneinander. Das Gemeinschaftsgebäude wurde mit Pultdach versehen, die beiden anderen mit Satteldächern.

Rundhaus Hoji
Neben den Feriengästen …

… lebt auch die Eigentümerfamilie in Hoji.

Jedes Bauwerk bekäme so seinen eigenen Charakter. „Für manche sieht das achteckige Haus aus wie ein Nomadenzelt, für andere fühlt es sich an wie ein achteckiger Pavillon. Das lange Haus sieht aus wie ein Milchkarton oder ein Getreidespeicher. Und das runde wie ein Baumstamm oder ein Gesicht mit Hut“, erklären AOA Architects.

Das Studio mit Sitz in Seoul orientierte sich bei der Gestaltung von Hoji jedenfalls an ländlichen Strukturen wie Scheunen und Hütten. Man wollte ein Projekt schaffen, das sich zwar auf die vertraute Umgebung bezieht, sich aber gleichzeitig als etwas Neues etablieren kann, so die Architekten.

AOA Architects Hoji Südkorea
Fünf Gebäude stehen auf dem Areal, …

… verbunden mit dem ringförmigen Gehweg aus Beton.

Beton mit Holzverkleidung

Der hüfthoch über der zentralen Graslandschaft angelegte, kreisförmige Betonweg stellt nicht nur ein modernes Element des Projekts dar. Er wurde als ideale Verbindung zwischen den Bauwerken entworfen, um keine weiteren Wege durch das Feriendorf schaffen zu müssen. Zudem dient er ob seiner erhöhten Lage als Schutz vor bei Regen überflutetem Garten. Der Gehweg hat aber auch symbolischen Charakter: Er bietet die Möglichkeit, mit Nachbarn zu interagieren; durch das Fehlen von Zäunen oder Mauern entsteht eine Atmosphäre, die an ein traditionelles Dorf erinnert. Der Beton stellt schließlich auch bewusst einen Kontrast zur darunter liegenden Graslandschaft dar.

Hojis Gebäude selbst sind aus Strukturbeton gebaut und mit Wellblechdächern ausgestattet. Die Innenräume der Häuser sind mit Holz verkleidet, um ein Gefühl von Wärme zu vermitteln. Die Ausnahme bildet das Gemeinschaftsgebäude, in dem die Betonwände unverkleidet blieben. Glastüren, die sich hier über die ganze Wand erstrecken, geben den Blick auf die Ferienwohnungen frei.

Hoji Gangneung

Dusche mit Ausblick

Das achteckige Haus verfügt über einen ebenso achteckigen, nach Westen offenen Innenhof, um den Wohn- und Essbereich sowie die beiden Schlafzimmer gruppiert sind. Dazwischen liegt das Badezimmer, das nicht nur als Durchgang eine zentrale Rolle einnimmt: Der Duschraum ist zum Innenhof hin offen, sodass man von hier direkt auf die umgebende Landschaft und die untergehende Sonne blicken kann.

Das Langhaus wiederum verfügt über ein langes Oberlicht, das sich über die gesamte Hauslänge erstreckt. Auch hier teilt das Badezimmer das Haus: Auf einer Seite befindet sich das Schlaf-, auf der anderen das Wohnzimmer. Im Rundhaus schließlich ist der Wohn-, Ess- und Schlafbereich in einem einzigen Raum angesiedelt, der von einem zentralen Küchenblock inklusive Dunstabzugshaube dominiert wird.

Hoji innen
Die Möbel in den Ferienhäuser sind niedrig designt, …

Gemeinschaftsraum Hoji
… nur im Gemeinschaftsgebäude ist alles „normal“.

Zufluchtsort mit Naturfeeling

Die Möbel in den Gebäuden von Hoji sind bewusst niedrig gehalten. Das Sitzen auf diesen niedrigen, weichen Stühlen, die an hölzerne Apfelkisten erinnern, ermöglicht eine einzigartige Perspektive, bringt den Boden näher und lässt die Decken höher erscheinen, erklären AOA Architects.

„Die drei Wohngebäude sind ein warmer Zufluchtsort im Grünen“, so das Studio. Die Gegend biete mit dem nahegelegenen Meer, den umliegenden Bergen sowie ruhigen Stauseen und malerischen Rad-Wanderwegen alles, um der Hektik der Großstadt zu entfliehen. „Indem man sowohl drinnen als auch draußen in die leisen Geräusche der Natur eintaucht, kann man die ruhige und beruhigende Erfahrung des Wohnens in diesem abgelegenen Dorf auf dem Land voll und ganz genießen.“

Text: Michi Reichelt
Bilder: Hyosook Chin

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