Historisches Juwel auf Ischia
„Dolce Vita“ ohne Ablaufdatum: Wie das in den 1950er Jahren erbaute 5-Sterne-Hotel „L’Albergo della Regina Isabella“ es schafft, bis heute Lieblingsplatz internationaler Stars der Film-, Mode- und Kunst-Szene zu sein.
Könnten die Mauern dieses Hauses sprechen, ließen sich dicke Bände mit aufregenden Erzählungen befüllen. Geschichten aus der goldenen Zeit der Filmindustrie. Verschwiegene Anekdoten über Größen aus Hollywood und Cinecitta, Wirtschaft, Politik und internationalem Jet-Set.
Richard Burton und Liz Taylor, Charlie Chaplin, die Callas, Clark Gable und viele mehr: Das ehrwürdige 5-Sterne-Hotel „L’Albergo della Regina Isabella“ im kleinen Badeort Lacco Ameno auf der Insel Ischia hat sie alle beherbergt. Und es gilt bis heute als begehrter Geheimtipp Prominenter, die Paparazzi-freie Erholung in exquisitem Ambiente wünschen. Denn das in den 1950er Jahren eröffnete Grand Hotel auf Capris grüner Schwesterinsel vor Neapel hat durch stete, sorgsame Erhaltungsarbeit nichts von seinem Zauber verloren.
Schon im Foyer fühlt man sich hier, als habe man unversehens eine Zeitreise unternommen. Eben der Limousine des komfortablen Transfer-Dienstes entstiegen, findet man sich in einer anderen Welt wieder. In hellen, eleganten Räumen, die den Luxus glorreicher Vergangenheit greif- und erlebbar machen:
Prächtige Kristallluster an hohen Decken und handgemalte Majolika-Fliesen mit von Raum zu Raum variierenden Motiven. Viel Marmor und kunstvoll geschnitztes Holz. Originalgetreu restaurierte Möbel, mächtige goldgerahmte Spiegel und majestätisch geschwungene Treppen. Jeder Winkel wirkt wie eine Kulisse aus den Anfängen des Farbfilm-Kinos. Träten Doris Day und Rock Hudson durch die filigranen, gläsernen Verbindungstüren des Restaurants, würde dies kaum noch überraschen.
Neue Gäste, gewohnter Glanz
Natürlich sind es dieser Tage längst andere VIPs, die man in der diskreten Ruhe des Hotels an Strand, Pool und Bar, auf der weitläufigen Terrasse oder in der zauberhaften Privatbucht trifft. Von aktuellen Leinwand-Helden wie Antonio Banderas, Gwyneth Paltrow oder Nicholas Cage bis zu Italiens Nobiltá: Man lässt sich gern im herrlich klassischen Spa, in der Therme, den eleganten Suiten und Restaurants des „Regina Isabella“ verwöhnen.
Das Haus selbst hat sich in all den Jahren – abgesehen von Neuerungen, die modernen Luxus garantieren – allerdings kaum gewandelt. Mit insgesamt 128 Zimmern und Suiten im Haupthaus und zwei kleineren Gebäuden ist es angenehm „klein“ geblieben. Die beiden ehemaligen Privathäuser – heute „Sporting“ und „Royal“ genannt – wurden von Beginn an in den Neubau integriert und durch Treppenhäuser und edel gestaltete Gänge direkt mit Haupttrakt und Thermen-Spa verbunden. Zusammen bildet der Komplex einen heimeligen Bogen um die private Bucht, der sich harmonisch ins Gesamtbild des Ortes und der Landschaft einfügt. Von zusätzlichen Anbauten wurde seit der Errichtung abgesehen, obwohl das Hotel zu Feiertagen und in der Hochsaison in der Regel lang vorab völlig ausgebucht ist.
Tradition und Handwerkskunst
Statt auf Quantität wurde – und wird – im „Regina Isabella“ seit jeher auf Qualität gesetzt: Die kunstvollen Fliesen, die den mediterranen Stil des Interieurs mit frischen Farben unterstreichen, werden für allfällige Ausbesserungen bis heute von jenem Familienunternehmen zugeliefert, das schon bei Bau des Hotels in den 1950er Jahren den Feinstein stellte. Die „Antica Manifattura Ceramica F.lli Stingo“ in Neapel galt schließlich auch dem Verleger und Filmproduzenten Angelo Rizzoli als erste Wahl, als er das „Regina Isabella“ errichten ließ. Und der heutige Eigentümer Giancarlo Carriero legt größten Wert auf die Wahrung der Tradition seines Hauses.
Eine Garde von 20 Mitarbeitern hat die Aufgabe, sich um Instandhaltung und Pflege des Original-Interieurs zu kümmern. Für sorgsames Re-Styling bedient sich Signore Carriero der Dienste mehrerer Spezialisten und Designer. So sorgt etwa das renommierte neapolitanische Architekturbüro Sifola Sposato für stets perfektes Mobiliar und Koordination, während Architekt Beniamino Di Fusco für harmonisch angepasste Innovationen verantwortlich zeichnet.
Jüngste Beispiele für gelungene Neuerungen sind etwa die stylish-zeltartige Überdachung des hauseigenen „Dolce Vita“ Restaurants oder die erweiternde Restaurierung der Terrasse, die grandiosen Ausblick übers tyrrhenische Meer und auf den fernen Vesuv bietet. Ein Highlight, das man auch von den Balkonen der meerseitigen Zimmer und Terrassen der mit eigenen Outddor-Jacuzzis ausgestatteten Suiten genießen kann.
Große Summen für Erhaltung
Die jährlichen Kosten für Restaurierungs- und Instandhaltungsarbeiten liegen zwischen 700.000 und einer Million Euro. Summen, mit denen Gründer und Filmproduzent Angelo Rizzoli wohl kaum gerechnet hätte, als er Ischias historischen „Regina Isabella“-Thermalbädern eine Renaissance bescherte, indem er auf deren griechisch-römischen Ruinen sein Hotel errichten ließ. Der ebenfalls kultur-affine jetzige Eigentümer Giancarlo Carriero indes setzt auch eine andere Tradition des Hauses fort – mit beträchtlichen Investitionen:
Sein Engagement als Sponsor des hiesigen „Global Film & Music Festivals“ sorgt jedes Jahr dafür, dass sich Stars aus aller Welt im kleinen, hübschen Lacco Ameno ein Stelldichein geben.
Geworben wird damit freilich nicht. Schließlich ist noble Diskretion ein wichtiger Faktor des Konzeptes, das dieses Grand Hotel erfolgreich macht. Doch der Badeort, der das „Regina Isabella“ wie ein zauberhaftes, höchst lebendiges Relikt aus den 1960er Jahren umgibt, dankt es dem Hotelier. Dass lediglich Entree und Garten des Hauses das Hotel vom Ort, seinem Strand und Yachthafen, der romantischen (verkehrsberuhigten!) Promenade und den vielen Lokalen trennen, macht es den Gästen bequem, Lacco Ameno zu erkunden.
Gern erzählen Wirte und Geschäftsleute hier voll Stolz, dass Carriero lukrativen Übernahmeangeboten großer Hotelketten seit Jahren widersteht. Die Ischitaner lieben ihre Heimatinsel und bleiben – obwohl höchst gastfreundlich – gerne unter sich, wenn es um lokale Wirtschaft geht. Das „erste Haus am Platz“ dauerhaft in Familienhand zu wissen, passt perfekt zu dieser Intention. Ein Umstand, der auch den Gästen Freude macht.
Viele reisen seit Jahrzehnten regelmäßig an, um ihren Urlaub im „Regina“ zu verbringen, zur Kur in der hauseigenen Therme oder für länger, weil die Zimmer in Vor- und Nachsaison erstaunlich günstig sind. Man schätzt es, den Hausherren selbst und sein allzeit auch um ausgefallenste Wünsche bemühtes, langjährig angestammtes Service-Team vor Ort zu wissen. Das Personal kennt die Stammgäste, begrüßt jeden wie einen verehrten Freund.
Wer hier einkehrt, wird für gewöhnlich bald auch vom „Signore“ zu einer gepflegten kleinen Plauderei bei Drinks und Snacks eingeladen. Zum „Promi-Schauen“ kommt allerdings niemand in dieses geschichtsträchtige Haus. Denn VIP-Rang hat man als Gast des „L’Albergo della Regina Isabella“ sowieso selbst – egal, wer man ist oder was man hat.
Text: Elisabeth Schneyder
Fotos: L’Albergo della Regina Isabella