„Höchste Zeit zu handeln“
Henning Larsen Partner und Global Design Director Jacob Kurek kümmert sich ständig um höchst unterschiedliche Projekte rund um den Globus. Im Interview schildert der Top-Architekt, wie sich allerorts Nachhaltiges schaffen lässt und worauf es dabei ankommt.
Den Partner des vielfach preisgekrönten Architekturstudios Henning Larsen im dänischen Hauptsitz anzutreffen, bedarf exakter Planung. Denn als Global Design Director des international erfolgreichen Unternehmens arbeitet Jacob Kurek meist an einem der unzähligen Projekte fern seiner Heimat. Wir haben eine Gelegenheit genützt und ihn im Kopenhagener Studio besucht.
Die fabelhafte „Welt“ von Henning Larsen
Von außen betrachtet verrät das alte Haus in der Vesterbrogade 76 nichts übers moderne, lichtdurchflutete Büro, das in den obersten Etagen residiert. Dort tut sich jedoch eine völlig andere Welt auf: In der ersten Ebene wird an vielen Einzel- und Gemeinschafts-Arbeitsplätzen an verschiedensten Projekten zugleich gewerkt. Dazwischen thronen detailreiche Modelle, die hier mitunter auch aus Reststoffen wie Kaffeesud und Papier gebastelt werden. Dass der zentrale Teil des Großraums nach oben hin, zum nächsten und obersten Stockwerk offen ist, sorgt für ein taghelles, luftiges Ambiente.
Eine umfassend bestückte, für jeden Mitarbeiter greifbare Materialbibliothek unterstützt die Planungsarbeit. Natürlich gibt es auch abgetrennte Räume für Konferenzen oder konzentrierte Arbeit abseits des geschäftig kooperativen Hauptbereichs. Und eine Treppe führt hinauf zur nächsten Ebene, wo unter anderem eine Kantine mit Tischfussball-Tisch, eine Freiterrasse und ein gepflegter Dachgarten Raum für entspannte Pausen bieten.
Design für eine bessere Welt
Der Stammsitz hat alles, was ein angenehmes Arbeitsumfeld braucht. Und interessierte Gäste sind durchaus willkommen. Schließlich will man, wie Henning Larsen Partner Kurek betont, „durch Offenheit und Transparenz demonstrieren, wie sich die Welt mittels Design besser machen lässt“. Näheres dazu hat er uns nach der Führung durchs Büro im Interview geschildert.
Was sind aktuell die wichtigsten Trends in Ihrer Branche?
Jacob Kurek: Ich denke, da tut sich derzeit wirklich viel. In unserer Ausstellung „Changing Our Footprint“, die ab 16. November 2023 im Danish Archtecture Center zu sehen ist, bemühen wir uns, zu zeigen, wie es derzeit um die Welt steht und was wir erreichen wollen. Und wie wir die Art und Weise, wie wir heute entwerfen und bauen, positiv verändern können. Denn wir müssen etwas ändern.
Davon, dass Veränderung dringend nötig ist, ist überall die Rede. Aber wird tatsächlich auch genug getan?
Jacob Kurek: Es wird zwar viel darüber geredet, aber leider viel weniger gehandelt. Deshalb versuchen wir ja, uns zu öffnen. Zu unseren Konkurrenten ebenso wie zur Bauindustrie insgesamt. Wir wollen bewusst machen, dass wir alle etwas tun müssen. Und eine Möglichkeit, dies auf den Weg zu bringen, ist, sich auf einer gemeinsamen Basis zu treffen, zu kommunizieren und Wissen zu teilen. Dadurch können wir hoffentlich Grenzen und Wahrnehmung erweitern und eine bessere Zukunft, bessere Gebäude und besseres Design schaffen. Damit wir alle gesünder und glücklicher leben können.
Neues zu planen und zu bauen ist immer auch politischen, gesetzlichen und lokalen Vorgaben unterworfen. Ist es leichter geworden, Nachhaltiges zu realisieren?
Jacob Kurek: Ja und nein. Es ist einfacher geworden, weil man jetzt besser versteht, dass man den Zug verpassen wird, wenn man jetzt nicht umdenkt. Und der Bahnsteig, auf dem wir stehen, brennt bereits. Nur: Reden allein reicht nicht. Man muss auch handeln. Wir Architekten können das nicht allein tun, so gerne wir auch würden. Wir brauchen die Bauherren, alle Beteiligten und Nutzer. Und vor allem brauchen wir auch Behörden, die sich mit uns an einen Tisch setzen. Denn wenn lokale Vorschriften und Behörden einen Entwurf nicht genehmigen, bleiben auch die besten und effektivsten Ideen doch auf dem Papier.
Nachhaltig zu bauen ist einfacher geworden, weil man jetzt besser versteht, dass man den Zug verpassen wird, wenn man jetzt nicht umdenkt. Und der Bahnsteig, auf dem wir stehen, brennt bereits.
Jacob Kurek, Henning Larsen Partner und Global Design Director
Mir fällt dazu gerade das Comeback des Holzbaus ein. Lange Zeit waren die Vorgaben hier sehr strikt, zum Beispiel, weil man die Brandgefahr hoch einschätzte. Inzwischen sind allerdings auch schon Hochhäuser aus Holz möglich…
Jacob Kurek: Stimmt.
Wie kann Architektur also helfen, Lösungen für dringende Probleme wie Klimawandel oder viel zu dichte Städte voranzutreiben?
Ich denke, wir als Architekten haben zwei Rollen. Einerseits als Zuhörer, die sicherstellen, dass jeder gehört und an den Tisch gebracht wurde. Andererseits – und das sage ich gern – sind wir die Pioniere, die Erfahrungen sammeln. Wir müssen uns weiterentwickeln, dürfen aber nicht vergessen, was wir gelernt haben. Es geht darum, Denkweisen zu ändern und Gebäude anders zu gestalten.
Wie gehen Sie das bei Henning Larsen an?
Die beste Investition, die wir vor 15 Jahren getätigt haben, war die Einrichtung unserer internen Abteilung für Forschung, Entwicklung und Nachhaltigkeit. Sie ist zu einem unserer größten Trümpfe geworden. Es geht nicht nur ums Entwerfen schöner Symbole, um Gefühle und das, woran man glaubt. Sondern auch darum, sich von Zahlen und Wissen leiten zu lassen, neugierig auf andere Kompetenzen und Akteure der Baubranche zu sein, um diese dann dort einzusetzen, wo es am sinnvollsten ist.
Neugierig zu bleiben und Neues zu wagen ist wichtig. Es wäre riskanter, nicht mutig genug dafür zu sein. Ist man nicht willens, in die Zukunft zu investieren, ist man nicht auf dem Weg nach oben, sondern am Abstieg.
Jacob Kurek, Henning Larsen Partner und Global Design Director
Neugier ist also sehr, sehr wichtig. Was zählt, ist nicht nur, was ich heute weiß, sondern auch das, was ich morgen wissen kann. Das ist ein Kern unseres Ehrgeizes, unserer Motivation: Du solltest nie deine Verspieltheit und deine Neugier vergessen. Tust du das, bleibt alles beim Alten – und du wirst keine Veränderung bewirken.
Neues auszuprobieren kann aber auch danebengehen. Man hat vielleicht eine Idee, wie man Beton nachhaltiger machen kann, probiert sie aus und stellt fest, dass sie nicht funktioniert. Wird Pionierarbeit dadurch nicht sogar für so große Unternehmen wie Henning Larsen zum Risiko?
Es wäre riskanter, nicht mutig genug dafür zu sein. Ist man nicht willens, in die Zukunft zu investieren, ist man nicht auf dem Weg nach oben, sondern am Abstieg. Die Herausforderung, vor der wir heute alle stehen, liegt in den kleinen R&D Projekten (Anm. der Red.: R&D steht für Research & Development, also Forschung und Entwicklung), die wir heute alle machen, mit neuen Technologien und mehr.
Wieso gerade da?
Sieht man, dass etwas im kleinen Rahmen funktioniert, geht es darum, es zu erweitern, um es im größeren Umfang anwenden zu können. Weil wir sonst wieder nicht in der Lage wären, die gewünschte positive Wirkung zu erzielen. Es geht darum, Fortschritte, die wir beispielsweise in einem 200 Quadratmeter großen Gebäude gemacht haben, auf 20.000 oder 200.000 Quadratmeter ausweiten zu können. Das ist es, worauf wir jetzt alle fokussieren.
Leider gibt es auch viel Greenwashing, weil Nachhaltigkeit auch medial Aufmerksamkeit bringt.
Architekt Jacob Kurek
Es geht also quasi ums „Industrialisieren“?
Ja, schon. Wir haben in den vergangenen 60 bis 70 Jahren ja auch mit vorgefertigten Elementen gearbeitet …
Das war auch der billigste Weg, oder?
Ja, aber auch einer, der von der Industrie und der Möglichkeit, etwas Vorgefertigtes zu bauen, vorangetrieben wurde. Das hatte einige Vorteile. Aber es hatte auch Grenzen. Und diese haben sich jetzt plötzlich völlig geändert, weil wir inzwischen beispielsweise 3D-Druckarbeiten in Beton machen können. Es geht darum, die Menge an verwendetem Beton zu minimieren. Das und all die Arten von neuem Stahl, recycelten Materialien, Upscaling und mehr sind der interessante Teil. Ob man auch das schwierigste Detail drucken kann, das es jedem ermöglicht, ein Haus zu bauen – fast wie mit LEGO, mit dem wir Dänen alle von Geburt an leben…
Was würde das bewirken?
Dass man vielleicht plötzlich in der Lage sein wird, zwei Glieder in der großen Wertkette zu überspringen. Denn dann werden sich alle traditionellen Micro-Builders und Contractors anpassen müssen. Derzeit haben sie zu viel Gewicht in diesem Markt. Und auch das müssen wir ändern.
Grünes Bauen und Nachhaltigkeit sind zwar in aller Munde. Aber worauf sollte beim Bau neuer Projekte wirklich besonders geachtet werden?
Ich denke, wir können uns darauf einigen: Es wird zu viel geredet und zu wenig gehandelt. Und leider gibt es auch viel Greenwashing, weil Nachhaltigkeit auch medial viel Aufmerksamkeit bringt. Bei uns sorgt unser spezialisiertes Team dafür, dass wir ein besseres Verständnis für Nachhaltigkeit entwickeln und diese in unseren Entwürfen verankert wird. In vielerlei Hinsicht kann man sagen, dass wir diesbezüglich immer weniger Konkurrenz haben, weil wir tun, worüber andere nur reden. Und das ist gut für uns… (lacht).
Wir werden in den nächsten Jahren definitiv einen gewaltigen Wandel sehen.
Jacob Kurek, Henning Larsen Partner und Global Design Director
Und wie sehen das die Auftraggeber?
Wenn wir heute mit großen Bauträgern oder Pensionsfonds sprechen und diese ihr Gebäudeportfolio betrachten, sehen sie alle, dass etwas passieren muss. Weil das, was früher Gold wert war, bald entwertet wird, weil es sicherlich nicht nachhaltig und gesund genug ist. Jene, bei denen viele Quadratmeter Teil des Vermögens sind, müssen also umdenken, weil sie sonst mit Verlusten zu rechnen haben. Wir werden in den nächsten Jahren definitiv einen gewaltigen Wandel sehen. Und wir werden alle sehr beschäftigt sein.
Aber es geht nicht nur darum, Neues zu entwerfen. Es geht auch um die Umgestaltung der bestehenden gebauten Umwelt, in der es viel vergessenes Gold gibt.
Das bringt mich zum Thema „Umnutzung“. Aber vorher noch zu einer anderen Frage: Was ist mit all den Ländern und Regionen, in denen kein Geld vorhanden ist? Die Menschen dort brauchen Wohnraum und sichere Orte zum Leben…
Leider sind wir so sehr auf das konzentriert, was in unserem eigenen Hinterhof passiert, dass wir andere Teile der Welt vergessen. Aber so ganz trifft das doch auch nicht zu: Hier bei Henning Larsen führen wir eine Reihe von Pro-Bono-Projekten mit besonderem Schwerpunkt auf dem sozialen Bereich durch. Zum Beispiel gestalten wir eine Schule in Uganda mit, in der Kinder eine Ausbildung erhalten und Sportmöglichkeiten nutzen können. Wir tun dies, um zu helfen. Und auch, um die Bauweisen der lokalen Gemeinschaften kennenzulernen. So können wir hoffentlich Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken.
Wieso habe ich noch nie von diesen Henning Larsen Projekten gehört?
Es ist nicht so, dass wir diese Projekte machen, um für uns zu werben. Aber ein Unternehmen wie unseres muss eine aktive Rolle übernehmen. Außerdem haben wir das Privileg, über ein Netzwerk von Leuten zu verfügen, die sich gerne beteiligen. Es ist zwar ein kleiner Beitrag im Kontext des großen Ganzen. Aber wenn wir ihn nutzen, um auf das Problem aufmerksam zu machen, können wir uns hoffentlich alle gegenseitig helfen – und damit auch den Entwicklungsländern.
Ohne dass diese Orte wieder nur ausgebeutet werden?
Ja. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir kommen und etwas aus unserem Teil der Welt in jenem eines anderen abladen. Sinnvolle Projekte erfordern hier eine andere Art von Wartung und Infrastruktur. Sie können also nur erfolgreich sein, wenn wir einen Dialog mit den jeweiligen lokalen Gemeinschaften führen und einander mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Das ist sehr wichtig. Und tut man das, spielt es keine Rolle mehr, ob es um Projekte in London oder in Uganda geht.
Der beste Weg ist immer jener, sich zu erinnern, was vor der eigenen Haustür liegt. Egal, wo man bauen will.
Architekt Jacob Kurek
Henning Larsen setzt bei vielen Projekten auf „alte“ Materialien. Sehr oft auf Holz, beim Sundby Schulbau in Dänemark aktuell aber auch auf Stroh. Sehen Sie dies als besten Weg, dem Klimawandel zu begegnen?
Der beste Weg ist immer jener, sich daran zu erinnern, was vor der eigenen Haustür liegt. Egal, wo man bauen will. Es geht nicht darum, Stahl oder Holz von einem Teil der Welt in einen anderen zu transportieren. Man muss wirklich genau überlegen, welches Potenzial die Materialien haben und wie man dieses nutzen kann. Natürlich kommt es immer auch auf Kontext, Klima und den Zweck des Vorhabens an. Auf dieser Basis lässt sich dann die optimale Materialpalette entwickeln. Das ist, meiner Ansicht nach, viel wichtiger als die Frage ob man nur mit Holz bauen oder eine Strohfassade errichten will.
Dänemark zum Beispiel hat viele kleine Inseln. Auf einer davon habe ich ein kleines Sommerhaus, das fast 300 Jahre alt ist. Und sogar wenn man nach einem langen Winter dorthin kommt, riecht es, als hätte man es erst gestern verlassen. In einem neuen, vor vielleicht 20 Jahren gebauten Haus hingegen muss man sofort alle Fenster öffnen, weil es nach längerem Leerstand riecht, als habe man es mit etwas Unangenehmem an den Schuhsohlen betreten… (lacht)
Alte Bauweisen sollten also Vorrang haben?
Ich denke, dass die Art zu bauen, die wir im Laufe der Jahre entwickelt haben, nicht unbedingt der richtige Weg ist. Gebäude, die während der Öl- oder einer anderen Krise errichtet wurden, waren eine Art kurzfristige Antwort auf eine bestimmte Zeit. Früher hingegen baute man mit dem, was man draußen vorfand. Diese Gebäude atmen und sind im Laufe der Zeit ein wenig schief, aber das Alter und die Witterungsbedingungen passen wunderbar. Sehen wir heute ein neues Gebäude, sollten wir lieber sofort ein Foto machen, weil es seine Glanzzeit nur genau jetzt hat. Anders gesagt: Da stimmt etwas nicht.
Wie viel Stahl und Beton sind noch nötig, wenn man mit Massivholz baut?
Das hängt ein wenig davon ab, was die örtlichen Vorschriften und Gesetze vorschreiben. Wir hoffen also, dass diese Vorgaben bald etwas flexibler oder zukunftsorientierter werden. Ich glaube nicht, dass wir in Zukunft ganz ohne Beton und Stahl auskommen werden. Das hängt auch von Faktoren wie der Höhe der Gebäude und der Größe der Spannweiten ab.
Wenn man wirklich hoch und für viele Menschen bauen will, ist das richtige Verhältnis von beidem hoffentlich die beste Lösung. Geht man aber in der Größenordnung nach unten und betrachtet die Einschränkungen in Bezug auf die Flexibilität, denke ich, dass man in Zukunft definitiv hundertprozentige Holzgebäude sehen wird. Sofern dies das Ziel ist – wovon ich selbst nicht unbedingt überzeugt bin.
Warum nicht? Schließlich gibt es inzwischen sogar Wolkenkratzerprojekte aus Massivholz…
Ich glaube, hier ist Norwegen im Moment am flexibelsten. 16 bis 18 Stockwerke sind zulässig. Aber ich meine, da beobachten jetzt Länder rund um den Globus, wer der erste ist. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass reiner Holzbau einige Herausforderungen mit sich bringt. Zum Beispiel, wenn man – so, wie wir bei Henning Larsen derzeit – am Wasser baut: Das Gewicht des Gebäudes ist viel geringer. Das bedeutet, dass wir mehr stapeln müssen, weil das Gebäude sonst zu leicht wäre, angehoben werden und „davonsegeln“ würde. Ohne etwas Beton und Stahl geht das also nicht.
Wir haben auch überlegt, die thermische Masse zu nutzen, um die Betonplatten nachts abzukühlen, damit tagsüber weniger gelüftet werden muss. Aber ohne diese thermische Masse können die Betonplatten nicht gekühlt werden, weil sie die Kälte in der Nacht nicht ausreichend absorbieren. Wir müssen also mit mehr natürlicher Belüftung arbeiten oder andere Lösungen finden. Was zählt, ist die Gesamtwahrnehmung. Nicht nur für die Architekten, sondern auch für die Ingenieure und andere Fachleute, die neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Gebäuden haben.
Früher hat man für Neues einfach Altes zerstört oder aufs leere Feld gebaut, und der Architekt konnte kommen und seine Ikone errichten. Das ist so altmodisch. Und ist so gar nicht das, was die Welt braucht!
Henning Larsen Partner Jacob Kurek
Lassen Sie uns aufs Thema Umnutzung zurückkommen. Wie aufwändig ist es, alte Gebäude für heutige Nachhaltigkeits- und Lebensstandards fit zu machen?
Ich bin nicht sicher, ob man ein altes Gebäude mit einem neuen gleichsetzen sollte. Denn es bringt einen anderen Wert, andere Identität und Qualität mit sich. Wichtig ist, die Verschiedenheiten zu erkennen. Eine uniforme Stadt ist für niemanden erstrebenswert. Was wir erhalten sollten, ist die Vielfalt von Alt und Neu.
Bevor man adaptive Neunutzung angeht und Alt gegen Neu abwägt, gilt es zu ermitteln, wie es um die gebundenen, betrieblichen und importierten CO2-Werte des Projekts steht. In einigen alten Gebäuden, wie unserem Büro hier, waren außerdem etwa die Tageslichtverhältnisse im Inneren definitiv nicht optimal. Aber es gibt auch andere Aspekte, wie etwa Raumhöhe und Zwischenräume, die besser sind als in einem Neubau.
Ich denke also, wir sollten sehr vorsichtig sein und nicht einfach abreißen. Das ist nicht die Lösung. Und Städte wie Sydney, wo die durchschnittliche Lebensdauer eines Hochhauses im Moment 24,8 Jahre beträgt, müssen umdenken. So viel steht fest!
Nur 24,8 Jahre?
Ja, leider. Aber inzwischen gibt es auch gute Beispiele. Zum Beispiel in London, wo wir selbst gerade einen Umbau vornehmen, aber auch andernorts. Um sinnvolle Neunutzung bestehender Bauten zu erreichen, sollte man nicht verlangen, dass Altbestand in allem Neubau gleicht. Man sollte Oberbau und Untergeschoss belassen und überlegen, wie Grundrisse und Konfigurationen optimiert werden können. Auch was die Nutzung betrifft, gibt es ganz einfache Möglichkeiten. Etwa die Positionierung der Arbeitsplätze da, wo am meisten Licht einfällt.
Es gibt immer einige grundlegende Kenntnisse, die im Laufe der Zeit – von einem Eigentümer zum anderen, von einem Mieter zum nächsten – verloren gegangen sind. Ein gründlicher Check eines Bestandsgebäudes ist also sehr gesund. Und zwar auch, bevor man es mit neuen MEP– oder Kühlsystemen vollstopft.
Wie ist das hier, mit dem Henning Larsen Hauptsitz im alten Kopenhagener Stadthaus?
Die Räume, in denen wir jetzt hier sitzen, sind aus Sicht eines Architekten sicher top. Denn wohin wir auch schauen, tun wir das immer mit ganz frischem Blick. Es ist fast so, als würden wir Architekten zu Chirurgen, die mit Mikroskopen hereingehen, dem Gebäude zuhören und sehen müssen, was dahinter ist. Das Erbe und die historischen Elemente finden. Anders als früher, als man für Neues einfach Altes zerstört oder aufs leere Feld gebaut hat, und der Architekt kommen und seine Ikone errichten konnte. Das ist so altmodisch. Und ist so gar nicht das, was die Welt braucht!
Sie lieben Ihren Job, nicht wahr?
Oh, ja! Er macht Spaß. Und wie es scheint, bringt er auch anderen Freude. Vor zehn Jahren, als wir gerade aus Stöcken und Schnüren ein Modell für einen Wettbewerb bastelten, kam die Königin von Dänemark in unser Büro und sagte: „Ich habe die Architekten immer beneidet – wie Sie arbeiten und wie Sie leben“. Auf meine Frage, wie sie das meint, hat sie erklärt, „weil Sie Kindlichkeit und Verspieltheit in Ihrem Leben nie ablegen“. Eine so herrlich positive Antwort!
Ganz ähnlich geht es uns, wenn wir im Ausland arbeiten, auf unsere Herkunft angesprochen werden, und sagen, dass wir aus dem Land kommen, aus dem auch LEGO stammt. Es passt ja auch: Wir bauen etwas auf, dann wieder ab und wieder auf – aber anders. Und es sind genau diese Verspieltheit, Intuition und Neugier, die uns jeden Tag zur Arbeit motivieren.
Ich nehme an, Sie selbst haben ihre ersten Häuser als Kind auch mit LEGO erstellt? Aber zurück ins Heute: Ist das Projekt in London, das Sie vorhin erwähnten, das spannende Victoria Street Gebäude in der City?
Natürlich bin ich mit LEGO aufgewachsen! (lacht) Das erwähnte Projekt ist allerdings ein anderes. Wobei: Victoria Street ist auch sehr interessant, weil wir das Glück haben, einen visionären und ehrgeizigen Kunden gefunden zu haben. Jemanden, der offen für unsere Ideen ist , weil er Neues in einem Londoner Kontext anbieten möchte: Ein Gebäude, das mehr zurückgibt als es nimmt, und zum zentralen Platz der lokalen Nachbarschaft wird. Ohne formale Lobby, in der man sich klein fühlt, aber mit einem einladenden, überdachten Platz, der der lokalen Gemeinschaft etwas gibt. Ein Bauwerk, bei dem man lieber die Treppe nimmt, weil es auf dem Weg nach oben viel zu bieten hat. Und eines, wo man Gemüse, Obst und Kräuter für den Salat oder den Saft anbauen kann. All dies und mehr – mitten in London.
Mit diesem Konzept haben wir den Wettbewerb gewonnen. Und die Vision ist stärker geworden, weil der Kunde von der ersten Minute an davon überzeugt war.
Wie weit ist das Projekt jetzt gediehen?
Wir befinden uns in der letzten Entwurfsphase. Geplant ist, dass es 2026 eröffnet wird.
Die Pandemie, aber auch die wachsende Sehnsucht nach Natur haben dazu beigetragen, dass die Zentren mancher Metropolen geradezu verwaist wirken. Was kann Wohnen in der Stadt wieder so attraktiv machen, dass Menschen lieber in der City bleiben, als in die Vorstadt oder aufs Land und ins Grüne zu ziehen?
Um Kopenhagen als Beispiel zu nehmen: Ich glaube nicht, dass in den vergangenen Jahren viele Menschen die Stadt verlassen haben. Der Grund dafür ist, dass es hier überall in kaum zehn Minuten einfachen Zugang zu schönen öffentlichen Plätzen und Grünflächen gibt.
Zudem ist Kopenhagen eine kleine Stadt und Dänemark ein kleines Land. Man muss nie weit zur Arbeit pendeln, wie das etwa bei London oder New York der Fall ist. Dort dauert es, in die Stadt zu kommen – und jetzt, nach der Pandemie, die Leute überhaupt wieder in die Büros zu bekommen. Außerdem kann man sagen, dass die Pandemie leider zu einer Ausrede fürs Änderungsmanagement von Unternehmen geworden ist – für etwas, das sie schon vorher längst hätten tun sollen.
Wobei, abgesehen davon: Wenn Sie in die Vorstadt ziehen, sitzen Sie in Ihrem kleinen Haus, haben zwar Ihre Hecken und Ihren Rasen – aber diese Häuser dort sind mindestens seit den 1960er Jahren auf die gleiche Weise gebaut worden…
Wie könnte also eine Lösung aussehen?
Ich denke, wir müssen überlegen, wie wir Alternativen bauen können. Wie können wir heute Städte planen, die Vielfalt und Zugang zum öffentlichen Raum bieten? Und, wenn man an die Vorstadt denkt: Wie können wir Städte schaffen, die kleinere Gemeinschaften und gutes Zusammenleben verschiedener Generationen ermöglichen?
Häuser, die aussehen wie in den sechziger oder siebziger Jahren, passen nur zu einer begrenzten Lebensphase. Sie sind nicht flexibel und lassen sich nicht an die tatsächlichen, sich wandelnden Bedürfnisse ihrer Bewohner anpassen. Und warum bauen wir diese Häuser weiterhin aus Materialien, die nicht nachhaltig sind?
Das Henning Larsen Projekt „Faelledby“ in Kopenhagen wirkt wie die Antwort auf die Fragen, die Sie gerade aufgeworfen haben…
Genau. Und deshalb hoffen wir, dass es zum Beispiel für mehr und andere wird: Eine aus Holz gebaute, grüne Stadt in der Stadt, mit allen Einrichtungen und für alle Altersgruppen. Dort wird man Teil einer lokalen Gemeinschaft, hat all das Grün um sich herum und kann es genießen. In einem Umfeld, in dem auch Wildtiere frei leben und geschützt werden – aber doch ganz nah am Stadtzentrum.
Sie sehen „Faelledby“ also als Top-Modell für nachhaltiges Mehrgenerationen-Wohnen?
Ja, ich denke schon. Und wir wenden dieses Konzept auch bei anderen Projekten, bei bestehenden Gebäuden an. Wir verwandeln sie in kleinere Mehrgenerationenhäuser. Solche, in denen sich große und kleine Familien, Singles, junge und ältere Menschen wohlfühlen. An verschiedene Lebensphasen anpassbar und zwar nicht mitten in der Stadt, aber auch nicht irgendwo weit draußen. Das ist es, was wir schaffen müssen.
In vielen alten Metropolen wie zum Beispiel in London gibt es zentrumsnah aber kaum Platz für Neues. Wenn doch, entstehen meist Hochhäuser mit hochpreisigen Apartments. Bis zu einem gewissen Grad verständlich, wenn man bedenkt, wie komplex der Bauprozess in einer dichten Stadt ist. Allein das Anliefern aller nötigen Materialien und Maschinen ist vermutlich aufwändig und kostspielig. Oder liege ich da falsch?
Das ist tatsächlich teuer. Es sei denn, man baut mit Holz.
Beim Projekt Victoria Street haben wir ausgerechnet, dass wir das gleiche Gebäude fünfmal schneller errichten können, wenn es aus Holz statt aus Beton gebaut wird.
Jacob Kurek, Architekt und Henning Larsen Partner
Wieso kann Holzbau hier Kosten sparen?
In der Victoria Street haben wir ausgerechnet, dass wir das gleiche Gebäude fünfmal schneller errichten können, wenn es aus Holz statt aus Beton gebaut wird. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir mehr Material auf denselben Lkw laden können, weil das Gewicht geringer ist.
Und Sie verwenden wahrscheinlich auch vorgefertigte Teile?
Ja. Aber dann sind es 3D-gedruckte Holzplatten, Balken und Elemente. Und man muss weder Beton gießen, noch trocknen. Anstelle von nur drei Betonelementen auf einem Lastwagen kann man 15 Quadratmeter laden. In London gibt es Beschränkungen und Zeitfenster für die Ein- und Ausfahrt. Durch das geringere Gewicht und den leichteren Transport von Holz gewinnt man hier also sehr viel.
Sind Hochhäuser aus Holz also doch eine vielversprechende Lösung?
Oder zumindest Hybride, statt ausschließlich das eine oder andere: Die unteren Teile aus Beton oder Stahl, mit etwas Holz. Und dann, eine Etage höher und darüber, baut man in Holz.
Star-Architekt Shigeru Ban sagte in einem Interview mit dem ubm magazin., Holz sei für Hochhäuser nicht geeignet. Sie stimmen also nicht zu?
Wie ich schon sagte, kommt es auf Kontext und Zweck an. Ich glaube nicht, dass die Antwort darin besteht, ausschließlich Holz zu verwenden. Und im Moment kann man das wahrscheinlich auch nicht.
Ich denke, wenn man auf dem Teppich bleibt und von Neugierde getrieben wird, hat man den Ehrgeiz, einen besseren Ort zu schaffen.
Architekt Jacob Kurek
Wie gehen Sie und Ihr Team an die Planung von Projekten heran? Was steht dabei im Vordergrund? Sagen wir, Sie hören von einem Wettbewerb: Was reizt Sie daran, teilzunehmen und zu gewinnen?
Zunächst einmal: Wir hassen es zu verlieren. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was man machen kann. Und es tut so weh! (lacht)
Ich denke, wenn man auf dem Teppich bleibt und von Neugierde getrieben wird, hat man den Ehrgeiz, einen besseren Ort zu schaffen. Davon abgesehen: Uns geht es um unsere Designmethodik und nicht so sehr darum, eine Ikone oder ein Objekt abzuliefern. Es geht also um den Prozess, ums Zuhören und Verstehen, um die Entwicklung einer Vision. Und dann führen wir alle Inputs zu einer Strategie zusammen, die zu einem Design wird. Dann hoffen und glauben wir, dass das Gebäude am Ende der Debatte sowohl von innen als auch von außen gut aussehen wird. Aber nicht dies ist unser Ausgangspunkt – sondern unsere Methodik.
Wenn Sie jetzt einen Investor für genau das hätten, was Sie wirklich bauen wollen: Was wäre das?
Ich persönlich? Ich würde einige Zeit damit verbringen zu verstehen, was deren Erfolg ist. Der Investor und ich müssen uns abstimmen, die Ziele und Ambitionen des anderen kennen. Denn wir können über dieselben Dinge reden, aber unterschiedliche Bilder und Visionen haben. Wir würden also viele Spaziergänge machen, Gespräche führen und eine Menge Kaffee und Bier trinken, um das herauszufinden. Und dann könnten wir das bemerkenswerteste Projekt schaffen.
Und wenn es darum ginge, Ihr persönliches Traumprojekt zu verwirklichen?
Heute wäre es ein Projekt, bei dem wir etwas Bestehendes umgestalten und mit Neuem kombinieren. Etwas, in dem sowohl die jüngste als auch die älteste Generation Platz findet, gut leben, lernen, arbeiten und sich wohlfühlen kann. Eine Gemeinschaft, die Vielfalt zelebriert und auf Nachhaltigkeit basiert. In der man stolz auf alles ist, was man tut, und ein Gefühl der Zugehörigkeit hat. Es handelt sich definitiv nicht um ein Einkaufszentrum in einem Vorort, …. nur falls das Teil der Frage war… (lacht)
Ich denke, die erfolgreichsten Projekte sind jene, die mehr als einen Zweck erfüllen. Solche, die auch Menschen anziehen und erfreuen, denen der Hauptzweck des Gebäudes gar nicht bewusst ist.
Jacob Kurek, Henning Larsen Partner und Global Design Director
Gibt es Henning Larsen Projekte, die Sie besonders begeistern?
Das ist schwierig zu beantworten. Ich denke, die erfolgreichsten Projekte sind jene, die mehr als einen Zweck erfüllen. Solche, die auch Menschen anziehen und erfreuen, denen der Hauptzweck des Gebäudes gar nicht bewusst ist.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Ein schönes Beispiel dafür ist unser Moesgaard-Museum. Wir haben Leute befragt, die schon mehrfach auf dessen begrüntem Dach waren, bevor sie überhaupt merkten, dass sie auf einem Museum stehen. Aber es ist eben ein toller Ort für Picknicks, Rutschpartien am Fenster, Mountainbike-Wettfahrten mit Freunden und mehr. Hat man dann aber einmal Durst oder braucht eine Toilette, geht man doch auch hinein ins Gebäude, wo es ein Restaurant gibt. Und dann stellen die Leute fest, dass hier eigentlich ein Museum, eine Welt der Vorgeschichte ist, die auch Spaß macht.
Inwiefern dient das dem Hauptzweck des Museumsgebäudes?
Das Lustige ist: Fragt man den Inspektor des Museums, ob es stört, dass all diese Leute auf dem Dach sind und dadurch vielleicht sogar der Rasen Schaden nimmt, ist die Antwort ein klares „Nein“. Weil sich, wie er sagt, die Besucherzahl des Museums seit dem Umzug in dieses neue Gebäude vervierfacht hat.
Das ist, was ich meine und besonders schätze: Es geht nicht so sehr ums Design. Sondern eher darum, dass das Bauwerk etwas ermöglicht, das nicht einmal in der Ausschreibung stand. Mit seinem grünen Dach wurde es zu einem Mehrwert für die Gesellschaft und zugleich fürs Museum selbst.
Wenn Sie auf Ihre Anfänge zurückblicken: Wie hat sich Ihre Branche seither verändert?
Manches ist einfacher geworden. Und dann gibt es Teile der Technologie, mit denen wir alle irgendwie zu kämpfen haben. Zudem gibt es auch neue Technologien oder Entdeckungen wie die künstliche Intelligenz, deren Auswirkungen wir alle noch nicht kennen. Aber das ist auch einer der Gründe, warum es Spaß macht, zur Arbeit zu gehen: Das Unvorhersehbare, das man in Chancen verwandeln kann.
Ich würde auch sagen, dass es nicht mehr so sehr darauf ankommt, wer man ist. Was heute zählt, ist, wen man kennt. Diesbezüglich hat sich im Laufe der Jahre einiges geändert.
Inwiefern?
Man muss ein globales Unternehmen sein. Und bei der Vielzahl an Mitarbeitern, Orten und Projekten, die wir bei Henning Larsen haben, ist es essenziell, dass man Teil eines globalen Netzwerks ist, jedoch auch mit beiden Beinen auf dem Boden steht: Man kennt die Zusammenhänge und weiß, an wen man sich wenden muss, wenn sich eine Gelegenheit in, sagen wir, Singapur oder Australien, Toronto, Chicago oder einfach in der Nähe ergibt.
Es ist wichtig, ein globales Netzwerk von Fachwissen einbringen zu können. Zugleich begegnen wir Kunden und Nutzern auf Augenhöhe und sprechen ihre Sprache. Und wir können ihnen das Gefühl geben, dass wir etwas anderes bieten, als ihr Nachbar bereits hat. Etwas, das ihren Bedürfnissen wirklich gerecht wird. Das war vor 15 Jahren noch anders.
Was genau war vor 15 Jahren anders?
Heute läuft vieles besser. Damals konnte man irgendwohin fliegen, eine Geschichte erzählen und eine schöne Linie an die Wand malen, die dann gekauft wurde. Erst wenn man einen Wettbewerb gewonnen hatte, wurde begonnen, zu überlegen: Wie können wir das tatsächlich umsetzen? Was ist mit der örtlichen Gemeinde? Ist das Gebäude überhaupt nachhaltig? Passt es zu Ort und Kontext?
Heute wird von Architekten mehr Verantwortung, Leidenschaft und Hingabe verlangt, um Gebäude oder Entwürfe zu schaffen, die den lokalen Bedürfnissen und Trends entsprechen. Definitiv eine Entwicklung zum Besseren.
Jacob Kurek, Henning Larsen Partner und Global Design Director
Was hatte dies zur Folge?
Wenn man herumreist und Städte besucht, sieht man oft Gebäude, die so losgelöst von ihrem Kontext wirken, dass sie ihre Seele verloren haben, weil keine Menschen in ihnen leben. Die Menschen wissen nicht, wie sie das Gebäude nutzen sollen. Oder es ist nicht an die heutige Zeit angepasst. Es wurde quasi einfach vom Mond aus fallen gelassen, ohne Bodenkontakt.
Heute wird von den Architekten oder denjenigen, die Projekte durchführen, mehr Verantwortung und auch mehr Leidenschaft und Hingabe verlangt, um Gebäude oder Entwürfe zu schaffen, die den lokalen Bedürfnissen und Trends entsprechen. Und das ist ein großer Unterschied. Definitiv eine Entwicklung zum Besseren.
Sie selbst reisen ja viel. Was ist Ihr aktuelles Projekt?
Ich habe in meiner Karriere kaum ein Projekt in Dänemark durchgeführt, sondern nur international gearbeitet. Das ist zwar nicht besonders nachhaltig, muss aber sein. Schließlich ist es eher meine Aufgabe, unsere Büros und Studios aufeinander abzustimmen, als Projekte zu machen. Ich versuche also mein Bestes, unseren Weg nach vorne, unser Design und unsere DNA gut abgestimmt in die Welt zu tragen. Damit wir unseren internationalen Kunden, Stakeholdern und Mitarbeitern nahe bleiben.
Und doch hatten wir das Glück, Sie hier in Dänemark anzutreffen. Was sollten Besucher Ihrer Stadt auf jeden Fall näher betrachten?
Für Kopenhagen reicht definitiv kein Tagesausflug. Es lohnt sich, zu erkunden und zu sehen, was wir hier für ein gutes Leben halten. Gehen Sie herum und sehen Sie sich einige der Gebäude und der öffentlichen Räume an. Zum Beispiel auch, wie wir den Innenhafen gereinigt haben, der plötzlich zu einem großen öffentlichen Bad geworden ist. Es geht darum, etwas zu geben und lebenswerte, schöne Orte schaffen. Und es gibt neben uns auch eine Menge dänischer Studios, die gerne zeigen, was und wie wir arbeiten. Unsere Tür ist offen! Und wir Dänen wurden wir schon oft zu den glücklichsten Menschen auf dem Planeten gewählt. Das kann kein Zufall sein. (lacht)
Interview: Elisabeth Schneyder
Bilder: Henning Larsen, Michael Nagl, Aesthetica, Hufton+Crow, Rasmus Hjortshøj, Francesco Galli, Martin Schubert, SORA