Ein Sommerhaus, das mitwächst
Im Norden der dänischen Insel Seeland haben Norm Architects das Heatherhill Beach House entwickelt – ein Strandhaus, das so wandelbar ist wie die umgebende Natur.
Im deutschsprachigen Raum hätte man es womöglich das Fette-Hennen-Strandhaus getauft. Obwohl hier keineswegs die Rede von landwirtschaftlicher Nutzung ist. Und das Heatherhill Beach House des dänischen Studios Norm Architects mit Hühnerhaltung schon gar nichts zu tun hat. Höchstens im allerweitesten Sinne. Das Dach des Hauses in Heatherhill, das im Norden Dänemarks größter Insel Seeland liegt, soll nämlich vollständig mit der Pflanzengattung Sedum – zu Deutsch eben vor allem bekannt als Fette Henne – bepflanzt werden. Die genügsame Pflanze kann auf fast allen Bodentypen wachsen. Das macht sie nicht nur zu einer beliebten Gartenpflanze. Sie eignet sich auch optimal für die Begrünung von Dächern.
Namensgebend für das umliegende Naturschutzgebiet und damit für das Projekt war dann schlussendlich aber eine andere Pflanze. Abgeleitet vom englischen Begriff für das in der Umgebung typische Heidekraut wurden daraus Heatherhill und das Heatherhill Beach House – und das klingt doch schon deutlich eleganter, oder?
Rekordverdächtig
Mit dem Haus, so das Architekturstudio mit Sitz in Kopenhagen, wollte man einen „Zufluchtsort vor dem stressigen Alltag in der Hauptstadt“ schaffen. Dafür wurden Elemente des klassischen dänischen Bauernhofs mit modernem Minimalismus vereint. Norm-Architektin Sophie Bak erzählt im Interview mit der Architekturplattform Dezeen, man sei von einem sehr traditionellen Stil ausgegangen. Um einen Innenhof zu erschaffen, habe man die längliche Form des klassischen Bauernhauses dann „auseinandergezogen und verschoben“ – ebenfalls ein stilistischer Wink mit dem Zaunpfahl.
Schlichte Eleganz
Designtechnisch wird innen wie außen auf viel Holz gesetzt. Die Wände und Decken sind mit Zedernholz verkleidet, während die Böden größtenteils aus Douglasienholzdielen bestehen.
In den Gemeinschaftsräumen wie Küche und Wohnzimmer sind die Böden geziegelt, wobei die Ziegelsteine alle auf gleicher Höhe aneinandergereiht werden. Damit wollte man einmal mehr „traditionelle Materialien im zeitgenössischen Stil einarbeiten“, erklärt Bak. Das Holz, die klaren Linien sowie die warmen Beige- und Brauntöne sorgen außerdem dafür, dass das Heatherhill Beach House in seiner Schlichtheit viel Gemütlichkeit ausstrahlt.
Platz für die ganze Familie
Architektin Sophie Bak führt aus: „Schon, wenn man das Grundstück über einen kleinen Schuppen betritt, kann man kurz das Meer erblicken. Folgt man dem Weg näher in Richtung Haus, kommt man auch der Aussicht näher.“ Drinnen gibt es Meerblick vom Wohnzimmer und der Küche aus. Diese befinden sich aufgrund des ungleichmäßigen Untergrunds auf verschiedenen Ebenen und sind somit durch wenige Stufen getrennt.
Der Rest der insgesamt 232 Quadratmeter des Hauses verteilt sich unter anderem auf vier Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Platz für eine ganze Familie also. Bei der Innenarchitektur der Badezimmer habe man sich vom japanischen Stil inspirieren lassen, sodass sich die Räume, deren Platzangebot man eher kompakt nennen kann, dennoch groß und geräumig anfühlen.
Eins mit der Natur
„Die Farbe und die Qualität des Zedernholzes ergänzt sich mit der rauen Naturumgebung“, so Bak. „Außerdem wird es durch die Witterung eine gräulich silberne Farbe annehmen, was nicht nur schön aussehen wird, sondern sich farblich dem naheliegenden Meer anpasst.“
Das bepflanzte Dach, das auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers entstand, trägt außerdem dazu bei, dass das Haus inmitten der grünen Hügel ein stimmiges Bild ergibt. Und der Hausherr kann sich freuen. Denn abgesehen davon ändert sich auch die Fassade des Hauses im Laufe der Zeit – das ganze Gebäude unterliegt somit vollkommen dem Wandel der Natur. Wenn man hier nicht zur Ruhe kommt, wo dann?
Text: Rabea Scheger
Bilder: Norm Architects