In Santiago de la Ribera hat das spanische Architekturbüro Ecoproyecta mit dem Haus der Ecken ein Projekt umgesetzt, das man nur als vorbildlich bezeichnen kann: Ein Passivhaus, energieeffizient sowie nachhaltig – und es sieht auch noch gut aus.

Santiago de la Ribera ist ein malerisches Küstendorf an der Costa Cálida im Südosten Spaniens. Es liegt am Ufer des Mar Menor, einer Salzwasserlagune, die durch eine Landzunge vom Mittelmeer getrennt ist. Gegründet wurde es im Jahr 1888 – seitdem hat es sich von einem kleinen Fischerdorf zu einem beliebten Touristenziel entwickelt. Das Klima in Santiago de la Ribera ist typisch mediterran, mit heißen Sommern und milden Wintern. Die gesamte Region Murcia genießt etwa 300 Sonnentage im Jahr. Kurz: In Santiago de la Ribera lässt es sich (mit dem nötigen Kleingeld) gut leben.

Wenig verwunderlich also, dass gerade hier ein exklusives Gebäude, das Haus der Ecken, für ein Ehepaar mit Kind errichtet wurde. Ein Projekt, das mit bioklimatischer Strategie geplant und als „perfektes“ Passivhaus gebaut wurde – trotz diverser Herausforderungen.

Denn idealerweise werden Häuser in mediterranem Klima nach Süden oder Südosten ausgerichtet, um Sonneneinstrahlung optimal nutzen zu können. Beim Haus der Ecken war das nicht möglich, es gab an der südlichen Grundstücksgrenze bereits eine Trennmauer zum Nachbargrundstück. Die notwendige Ausrichtung nach Norden schuf eine spannende Ausgangslage für das verantwortliche Architekturbüro Ecoproyecta mit Sitz in Murcia.

Haus der Ecken
Der Name des Passivhauses bezieht sich auf die Ecken und Kanten, die der Grundriss aufweist.

Natürlich biologisch

Das Studio, gegründet von Pablo Carbonell und Juan Miguel Galera, ist auf nachhaltige und umweltbewusste Architektur spezialisiert. „Wir verwenden so viele natürliche Materialien wie möglich“, heißt es aus dem Architekturbüro. „Einerseits, weil ihre Herstellung normalerweise mit geringeren Energiekosten verbunden ist, andererseits, weil sie biologisch abbaubar und nachhaltig sind. Aber vor allem, weil sie zu einer gesunden Umwelt ohne giftige Bestandteile beitragen.“

Beim Haus der Ecken führte man vorab eine Studie über die Sonneneinstrahlung durch, die wichtige Erkenntnisse über die Platzierung von Türen und Fenster brachte. Auch der Einbau von Oberlichtern über Wohnzimmer und Treppe, die im Winter die Sonneneinstrahlung erhöhen, konnte so vorab perfekt geplant werden. Wohnzimmer und Küche sind aufgrund der erwähnten Ausgangslage nach Osten ausgerichtet, wodurch sie von morgens bis mittags aufgrund der Sonneneinstrahlung möglichst viel natürliches Licht abbekommen.

Der Name des Passivhauses bezieht sich auf die zahlreichen Ecken und Kanten, die der Grundriss aufweist – wobei es Ecoproyecta dabei gar nicht so sehr um das eigentliche Design ging. Zumindest nicht nur. Vielmehr trägt die Verwinkelung dazu bei, im Inneren ideale thermische Bedingungen zu schaffen. Die Geometrie ermöglicht zudem von unterschiedlichen Stellen des Hauses den Blick nach draußen.

Haus der Ecken
Wohnzimmer und Küche sind in den Osten ausgerichtet.

Alles passiv

Das Haus der Ecken besteht aus zwei Stockwerken, einem Garten und kleinen, durch große Fenstertüren von den Schlafzimmern begehbaren, Dachgartenterrassen. Im ganzen Haus sorgen Fenster aus Isolierglas dafür, dass die Wohnbedingungen und Temperaturen reguliert bleiben.

Stichwort: Temperatur. Die Kühlung des Hauses basiert unter anderem auf dem Tonkrugkühlerprinzip; dieses wird eingesetzt, um durch Verdunstungskälte die Temperaturen zu senken. Indem Wasser verdunstet, wird Wärme aus der Umgebungsluft entzogen und so die Lufttemperatur gesenkt. Die begrünten Dächer erzielen ebendiesen Evapotranspirations-Effekt. Sie bleiben mittels Tropfbewässerungssystems feucht und sorgen somit für permanente Kühlung. Und zwar in doppeltem Sinne, fungiert die Begrünung doch auch als Dämmung und trägt zusätzlich zur lokalen Biodiversität bei.

Haus der Ecken
Von den zwei Schlafzimmern im oberen Stock kommt man auf die Dachgartenterrassen.

Rundum nachhaltig

Als Isolierungsmaterial an der Fassade des Hauses der Ecken wurde Naturkork verwendet; an den Decken im Inneren Decken recycelte Baumwolle. „Dies garantiert, dass es keine Wärmebrücken gibt“, so Ecoproyecta. „Und es schafft eine kontinuierliche und sehr effektive thermische Hülle.“ Sonnenschutz wird, ebenso wie Privatsphäre und Sicherheit, durch Rollläden im typisch mallorquinischen Stil gewährleistet: Aluminiumrahmen mit verstellbaren Holzlamellen. Die Oberlichter im Haus können zudem geöffnet werden, um im Sommer eine Belüftung durch Wärmeableitung zu ermöglichen.

Regenwasser wiederum wird zur Bewässerung des Gartens genutzt – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in einer regenarmen Region wie Murcia. Die meisten Bereiche des Innenhofs und des Gartens sind mit versickerungsfähigem Kies bedeckt, auch ein Pool im Innenhof darf natürlich nicht fehlen. Schließlich handelt es sich hier um einen Wohlfühlort für die ganze Familie.

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