Volltreffer für Sport und Stadt
China mag im Weltfußball zwar keine tragende Rolle spielen, bei Fußballstadien ist die Volksrepublik allerdings vorne mit dabei. Das Hangzhou International Sports Centre, designt von Zaha Hadid Architects, wird zum Vorzeigeprojekt – für Sport und Stadtplanung.
China rüstet auf – was seine Sportstätten betrifft. Während allerdings die Errichtung des größten Fußballstadions der Welt in Guangzhou aufgrund der Insolvenz der Baufirma zumindest vorübergehend gestoppt wurde, geht ein anderes Projekt in die konkrete Planungsphase.
Es lebe der Sport
Zaha Hadid Architects (ZHA) hat den Wettbewerb für die Gestaltung des Hangzhou International Sports Centre im Südosten Chinas gewonnen, das von Profis ebenso genutzt werden kann wie von Amateursportlerinnen und -sportlern. Neben einem neuen Fußballstadion mit 60.000 Sitzplätzen inklusive dazugehörigen Trainingsplätzen umfasst das Design auch eine Indoor-Arena mit einer Kapazität für 19.000 Personen sowie ein Wassersportzentrum.
Rund um das Sportzentrum wird ein neuer Park am Flussufer entstehen – mit direkter Anbindung an das städtische U-Bahn-Netz. Neben den drei neu errichteten Gebäuden wird damit fast die Hälfte des Geländes der Bevölkerung als Erholungsraum zur Verfügung stehen.
Die Freiflächen des Areals werden von ZHA in Anlehnung an die Teeplantagen in den umliegenden Hängen von Hangzhou terrassenförmig designt. Sie beherbergen die Nebeneinrichtungen des Sportzentrums, wie Trainings- und Fitnesshallen, Umkleideräume und Büros sowie Geschäfte, Restaurants und Cafés.
Grenzenlos
Im Gegensatz zu anderen Stadien wird die Fassade des 135.000 Quadratmeter großen Fußballstadions mittels Lamellenverkleidung nach außen hin offen sein. Auf verschiedenen Ebenen werden hier gastronomische Einrichtungen einen Panoramablick über die Stadt bieten.
„Die Lamellenfassade des Stadions lässt die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmen“, so Zarah Hadid Architects. „Material und Detail der Lamellen verleihen dem Stadion aus der Nähe betrachtet einen Eindruck von soliden Gesteinsschichten. Aus der Ferne wird die Lamellenfassade transparent und verbindet den öffentlichen Bereich des Stadions unterhalb des Zuschauerraums mit der Stadt.“
Im nach FIFA-Standards gestalteten Innenbereich wiederum werden die Besucherinnen und Besucher so nah wie möglich am Spielfeld sitzen können. Die Architektur soll laut ZHA während eines Matches eine „intensive Atmosphäre für die Spieler auf dem Rasen und die Fans im gesamten Stadion“ schaffen.
Multi-Kulti
Die benachbarte, 74.000 Quadratmeter große Indoor-Arena wurde als Multifunktionshalle konzipiert. Hier können nicht nur Sportevents abgehalten werden, sondern auch Musik- und Kulturveranstaltungen stattfinden.
Das dritte Gebäude des Areals, das 15.000 Quadratmeter große Wassersportzentrum mit einem Zuschauerbereich für bis zu 800 Personen, umfasst zwei 50-Meter-Becken, die für Wettkämpfe, Training und Unterricht – von Anfängern bis zum Elite-Schwimmern – genutzt werden können. Insbesondere Schulen sollen hier Schwimmunterricht für Kinder anbieten.
Treffpunkt Hangzhou International Sports Centre
Das Konzept des Hangzhou International Sports Centre soll sicherstellen, dass dieses „jeden Tag und jeden Abend ein beliebter Treffpunkt“ wird, wie ZHA erklärt. Andere große Stadien würden hingegen „mit ihrer eingeschränkten Nutzung, nur an Spieltagen für Besucher offen zu sein, ein Hindernis für das städtische Gefüge der Stadt“ darstellen.
Green Building(s)
Der Entwurf von ZHA unterliegt den höchsten Anforderungen des chinesischen Green-Building-Programms. Neben hybriden Belüftungssystemen werden Photovoltaik- und Erdwärme-Anlagen installiert. Recycelte und recycelbare Materialien sollen einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck bei der Umsetzung sicherstellen.
Hangzhou, Hauptstadt der Provinz Zhejiang, gilt als eine der wohlhabendsten Städten Chinas. Die Neun-Millionen-Metropole ist Sitz zahlreicher IT-Unternehmen, unter ihnen beispielsweise Alibaba, und renommierten Bildungseinrichtungen wie der Zhejiang-Universität. Neben dem International Sports Centre sollen in Hangzhou demnächst weitere spektakuläre Projekte wie die French Dream Towers oder der O-Tower realisiert werden.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Plomp, Atchain, Proloog