Grieg-Quartier: Ein Kontrapunkt voll Harmonien (Bild: KVANT-1)
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Ein Kontrapunkt voll Harmonien

Der Projektname mag anderes vermuten lassen. Doch Henning Larsens Entwurf „Kontrapunkt“ verspricht innen und außen Harmonie: Das neue Musik- und Kulturzentrum Grieg-Quartier, das Bergens Grieghalle schwungvoll erweitert.

Versteht man die Bezeichnung bildungssprachlich, könnte man meinen, dass da ein Gegenpol zu Bergens berühmter Grieghalle errichtet wird. Passender zum Ziel des „Kontrapunkt“ betitelten Entwurfs scheint jedoch eine andere Bedeutung des Begriffs: Die Technik des musikalischen Satzes, in der mehrere Stimmen gleichberechtigt nebeneinander geführt werden. Schließlich wird das vom Büro Henning Larsen designte Grieg-Quartier das 1978 erbaute Konzerthaus des Philharmonischen Orchesters Bergen auf elegante Art erweitern. Und zwar durch ein modernes Musik- und Kulturzentrum mit einladenden, begrünten Außenflächen.

Dänische Expertise

Bergens nach dem norwegischen Komponisten Edvard Grieg benanntes Konzerthaus liegt im Zentrum der Stadt. Entworfen wurde es vom dänischen Architekten Knud Munk. Jetzt hat der „Kontrapunkt“-Entwurf des Büros Henning Larsen den Wettbewerb um die Gestaltung des anliegenden Grieg-Quartiers gewonnen. Damit liegt die Erweiterung der ehrwürdigen Konzerthallen nun auch wieder in dänischer Hand.

Mehr als ein Neubau für Musik

Das 24.000 Quadratmeter umfassende Projekt beinhaltet eine große Musik- und Konferenzhalle mit Theater und Orchestergraben sowie einen Bereich für Ausstellungen. Auch ein Café und Mehrzweck-Proberäume sind Teil des Vorhabens. Ebenso, wie die Neubelebung des umliegenden Platzes.

Stimmiges Konzept: Das neue Grieg-Quartier bereichert Bergens Stadtzentrum um einen einladenden Treffpunkt. (Bild: KVANT-1)
Stimmiges Konzept: Das neue Grieg-Quartier bereichert Bergens Stadtzentrum um einen einladenden Treffpunkt.

Warum man Henning Larsens Vorschlag jenem anderer Finalisten wie Kengo Kuma & Associates,  Snøhetta oder Zaha Hadid vorzog, erklärt Jury-Vorsitzende Anne-Grete Strøm-Erichsen so: „Mit Kontrapunkt wird das Grieg-Quartier mit einem architektonischen Design und einer Funktionalität entstehen, die Bergen wiederbeleben wird.“ 

Der innovative Entwurf werde nicht nur das weitläufige Gebiet neben der Grieg-Halle verjüngen, sondern auch einen dynamischen städtischen Knotenpunkt schaffen. Und: „Die visuell fesselnde und integrative Gestaltung in Verbindung mit der außergewöhnlichen Akustik des Musiktheaters wird die Kulturlandschaft der Stadt zweifellos aufwerten.“

Vielversprechendes Konzept

Große Erwartungen, die es bis zur voraussichtlichen Fertigstellung im Jahr 2030 zu erfüllen gilt. Der Plan der dänischen Top-Architekten legt allerdings auch nahe, dass ihnen entsprochen werden kann. Immerhin wartet das international gefragte Büro Henning Larsen mit großer Erfahrung auf. Nicht nur in Sachen zukunftsorientierter Stadterneuerung. Sondern auch, wenn es um besondere Kulturgebäude geht, wie etwa die erfolgreichen Projekte Moesgaard Museum und Harpa Concert Hall beweisen.

Verlockend präsentierter Kulturgenuss

Das Design des neuen Gebäudes wird zu uneingeschränkter Erkundung und nahtloser Bewegung zwischen Innen- und Außenräumen einladen. Der Konzertsaal bietet Platz für 1.015 Zuschauer und zusätzlich 140 Sitzplätze, die sich über den Orchestergraben erstrecken.

Der neue Konzertsaal des von Henning Larsen designten Grieg-Quartiers. (Bild: KVANT-1)
Highlight des Grieg-Quartiers: Der neue Konzertsaal, der nicht nur …

Der neue Konzertsaal des von Henning Larsen designten Grieg-Quartiers. (Bild: KVANT-1)
… Top-Akustik und Platz für 1.015 Zuschauer zu bieten haben wird.

Angrenzend an die dazugehörigen Gemeinschaftsräume zeigt der „Kontrapunkt“-Entwurf einen vielseitigen Proberaum, der zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten bietet. Denn dieser Bereich lässt sich bei Bedarf in einen Veranstaltungsort für Aufführungen, Konferenzen und Events verwandeln. Die Abmessungen des Raums entsprechen jenen der Hauptbühne (nämlich 16 mal 16 Meter) und sind mit einem ausziehbaren Amphitheater ausgestattet, das über 140 Sitzplätze verfügt. Doch nicht nur im Neubau selbst sollen Harmonie, Kultur und Kunst regieren.

Viel Angebot im Grieg-Quartier

Unter dem nördlichen Teil des Edward-Grieg-Platzes schafft das Grieg-Quartier neue Ausstellungsbereiche mit 3.570 Quadratmetern Fläche für Kulturgenuss und Engagement. Dem ins Stadtgefüge eingebundenen Foyer setzt das Henning Larsen Team zwei Zugänge: Einen über den derzeitigen Eingang im ersten Stock der Grieg-Halle und einen weiteren am Edward-Grieg-Platz. Und entlang des Strømgaten wird ein von Sonnenlicht begünstigtes Café mit geschütztem Außenbereich zum Verweilen laden.

Begrünte Outdoor-Zone

Die Outdoor-Zone des Projekts, von der aus man die nahen Berge sieht, ist als offener und grüner urbaner Treffpunkt konzipiert. Der Platz des Grieg-Quartiers wird mit lokaltypischen Pflanzenarten bestückt. Zudem beinhaltet der Entwurf der Henning Larsen Architekten eine Wassermanagement-Strategie zur Unterstützung der lokalen Ökosysteme. Das bestehende Pflaster wird bis zur Fassade gezogen, um eine Art einladenden Teppich zu schaffen, der Kultur und Stadtleben zusammenführt.

Henning Larsens „Kontrapunkt“ genannter Entwurf setzt zwar Kontraste, fügt sich jedoch harmonisch ins Stadtzentrum ein. (Bild: KVANT-1)
Henning Larsens „Kontrapunkt“ genannter Entwurf setzt zwar Kontraste, fügt sich jedoch harmonisch ins Stadtzentrum ein.

Man habe sich bei der Gestaltung darauf konzentriert, lebendigen städtischen Raum mit vielen verschiedenen Nutzungen zu schaffen, schildert die für die Landschaftsarchitektur des Projekts zuständige Henning Larsen Division-Managerin Eva Bergsodden. Das Ziel: Das Grieg-Quartier soll „das alltägliche Leben mit dem Aufenthalt im Freien und einem kulturellen Treffpunkt“ verbinden.

Sanfte Hügel runden Kanten

In diesem Sinne ist der Platz ist als hügelige Landschaft konzipiert. Ein Punkt, in dem der Siegerentwurf „Kontrapunkt“ – bildungssprachlich definiert – doch auch einen ebensolchen setzt. Weil diese sanft anmutende Gestaltung des Outdoor-Bereichs die scharfen, geraden Linien der bestehenden Grieg-Halle kontrastiert.

Neuer Schwung um alte Hallen

Auch der geschwungene Look der Glasfassade des Neubaus selbst bildet eine Art optischen Gegenpol zu jenem des bestehenden Gebäudes. Obwohl er sich an der Materialität des alten Konzerthaus orientiert. 

Und doch: Der Entwurf fürs Grieg-Quartier verspricht der Stadt Bergen einen neuen Treffpunkt, der urbane Lebensqualität und Kulturgenuss harmonisch verbindet. Mit, aber auch abseits der musikalischen Harmonien, die nach der Fertigstellung im neuen Konzertsaal erklingen werden.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: KVANT-1 / Henning Larsen

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