Gaming neu gedacht
Im Zuge der Übersiedelung in ein größeres Bürogebäude des Istanbuler Games-Studios Good Job Games tauchen Jeyan Ülkü Architects in die Welt des Gamings ein – und zeigen diese dabei in neuem Licht.
Zocken, Daddeln, Gaming – egal, welche Bezeichnung man bevorzugt, Videospiele sind klassischerweise ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Sie seien für Bewegungsmangel, soziale Isolation bis hin zur Spielsucht insbesondere bei Jugendlichen verantwortlich, so die Warnung von Experten. Tatsache ist: Spätestens seit der Erfindung des Smartphones haben sich Videospiele in Form von Mobile Games endgültig in die Mitte der Gesellschaft katapultiert und sind für mehr Menschen denn je nicht mehr wegzudenken. Dies belegen auch aktuelle Nutzerzahlen – Tendenz steigend.
Anders als noch als in den 70er- und 80er-Jahren werden Computerspiele nicht mehr nur von einzelnen Personen, sondern in verschiedenen Teams konzipiert und programmiert. Es ergibt daher sehr viel Sinn, in dieser Branche auf Arbeitsräume zu setzen, die eine kreative Atmosphäre und gemeinsames Schaffen fördern. Mit den neuen Büroräumlichkeiten des Spielentwicklers Good Job Games im türkischen Istanbul brechen Jeyan Ülkü Architects mit veralteten Klischees der Gaming-Welt und zeigen dabei ein authentisches, zeitgemäßes Bild auf.
Wer mit dunklen Räumen und neongrellem LED-Licht gerechnet hat, wird enttäuscht. Auch ein klassisches Großraumbüro wollte man seitens des Spiel-Herstellers möglichst vermeiden. Stattdessen findet man sich schon beim Betreten des Gebäudes in einer großzügigen, offen gehaltenen Eingangshalle. Eindrucksvolle Fensterfronten tauchen die Halle in natürliches Licht, während natürliche Materialien wie Holz und Glas einen warmen, einladenden Eindruck erwecken. Mit einer Cafeteria im Stil eines viktorianischen Gewächshauses auf der linken Seite, zentral platzierten Sofas sowie einem kleinen Café mit anschließender Terrasse, soll der Empfangsbereich die Illusion eines Spaziergangs durch eine belebte Gasse oder einen Marktplatz erwecken.
Frische Raumatmosphäre
Entlang einer breiten Holztribüne führt eine Treppe zur Galerie im ersten Stock. Dazwischen befinden sich verspielte Elemente wie verglaste Arbeitskapseln, sogenannte Focus-Rooms, die über die Treppe oder separate Brücken erreicht werden. Viele Pflanzen und blau-grüne Farbakzente verleihen der Raumatmosphäre zusätzliche Frische und Verspieltheit.
Ausgehend von dem weitläufigen Eingang erreicht man den eigentlichen Arbeitsbereich der Programmier- und Design-Teams im hinteren Bereich des Gebäudes. Eine zweite Treppe verbindet hier die oberen beiden Etagen mit dem Kellergeschoss. Das Treppenhaus dient dazu, auch als Pausenraum und Drucker-Station. Weil kreative Arbeit auch kreative Pausen erfordert, dient die gesamte untere Etage als Rückzugsort und Freizeitbereich für die Mitarbeitenden.
Work-Play-Balance
Ein Fitnessraum, Aufenthaltsräume mit Bücherregalen und Spielautomaten sowie Schlafkapseln sorgen für körperliches und mentales Wohlbefinden der Belegschaft. Weil hier Gaming als ernstzunehmende Kulturform verstanden wird, sollen nicht nur flexible Arbeitsbereiche und innovatives Design, sondern auch das soziale Miteinander kreative Prozesse anregen.
Die Gestaltung des neuen Büros des Spielherstellers Good Job Games steht im starken Kontrast zu dem stereotypen Bild der Gaming-Welt – und das zu Recht. Das Design von Jeyan Ülkü Architects setzt nicht nur moderne Standards für fortschrittliche Arbeitsbereiche, sondern beweist, dass Gaming nicht länger lediglich in den Nischen der Gesellschaft stattfindet.
Gaming im neuen Gewand
Die offene und kreative Arbeitskultur, gepaart mit modernem Bürodesign, zeigt, dass Gaming als Teil der Kreativbranche sein nerdiges Image längst abgestreift hat. Frei von allen Klischees ist es dem Architekturstudio gelungen, dem Team von Good Job Games ein würdiges Hauptquartier zu realisieren. Bei so viel Raum für Ideen kann man sich eigentlich sicher sein, dass hier alle Highscores geknackt werden.
Text: Rabea Scheger
Bilder: Jeyan Ülkü Mimarlık
