Gebaut für weitere Leben
Der Fritz Hansen Pavillon macht vor, wie nachhaltige Kreislaufwirtschaft geht: Vom Büro Henning Larsen gezielt für Demontage und Neuverwertung entworfen, dient er vorerst dem Designmuseum Danmark. Danach wird der Massivholz-Bau andernorts weitere „Leben“ beginnen.
Noch steht der schmucke Pavillon im Grønnegården, dem wunderschönen Garten des Designmuseums Danmark. Entworfen hat ihn das dänische Erfolgsbüro Henning Larsen. Und zwar ganz im Sinne der ebenfalls dänischen Möbel- und Interieur-Marke Fritz Hansen, die heuer ihr 150-jähriges Bestehen feiert. Ziel der Zusammenarbeit der beiden legendären Unternehmen: Ein nachhaltiger Pavillon aus authentischen Materialien, dessen Design Kreislaufprinzipien folgt. Einer, der den ausgestellten Möbeln ein schönes Zuhause bietet, ehe sein leicht zerlegbares Konstrukt anderswo neue Verwendung findet.
Dass dieses Ziel auf faszinierende Art erreicht wurde, konnten Besucher der „3daysofdesign“ in Kopenhagen schon im vergangenen Juni bestaunen.
Fritz Hansen Pavillon wird „wandern“
Seitdem dient der Fritz Hansen Pavillon dem Designmuseum Danmark als Raum für verschiedene Initiativen wie Sommerschulen, Ausstellungen und Workshops. Allerdings nur bis in den Herbst. Denn dann wird das schmucke Gebäude demontiert und – wie schon beim Entwurf geplant – seinen „nächsten Leben“ zugeführt.
Für den Fritz Hansen Pavillon wurden bewusst kohlenstoffarme Materialien gewählt. Weil die Architekten das Prinzip der Kreislaufwirtschaft vor Augen hatten, ist er zudem speziell für Zerlegbarkeit konzipiert.
Wiederverwertung statt Deponie
Dadurch wurde sichergestellt, dass seine Demontage ein Minimum an Abfall verursacht und alle Materialien an anderer Stelle wiederverwendet werden können. Unter anderem etwa beim geplanten Umbau des Fritz Hansen Hauptsitzes in Allerød: Dieses 2021 in die Wege geleitete Projekt soll das Büro des Unternehmens in eine moderne, einladende Umgebung verwandeln.
„Bei Bedarf kann der Pavillon auch in kleinerer Größe wieder zusammengebaut werden“, schildert Henning Larsen Partnerin Eva Ravnborg. Man habe ein Bauwerk schaffen wollen, das die Fritz Hansen Design-Philosophie widerspiegelt. Also ein Design, das den Test der Zeit besteht und zugleich den Bedarf an neuen Materialien minimiert. „Deshalb wurde der Fritz Hansen Pavillon aus standardisierten Teilen gefertigt, die mit Standardwerkzeugen zusammengeschraubt werden. Dies vereinfacht und beschleunigt die Demontage“, erklärt Ravnborg.
Nordisch schlicht & nachhaltig
Das Design des Pavillons ist bewusst einfach gehalten: Eine schalenartige, transparente Struktur, die Tageslicht und Natur hereinlässt und einen exklusiven Rahmen für die Ausstellung der Möbel von Fritz Hansen bildet. Das Konzept folgt einem nordischen Ansatz, bei dem Einfachheit, natürliche Elemente und hochwertige Materialien im Vordergrund stehen.
Bei der Gestaltung des aus Massivholz gebauten Pavillons ließ sich das Henning Larsen Team vom prächtigen Garten des Designmuseums Danmark inspirieren. Und man schuf einen hybriden Raum mit fließenden Übergängen zwischen innen und außen.
Gelungene Kooperation
Fritz Hansen Design & Brand Ambassador Christian Andresen hat seine Freude mit dem Ergebnis der Zusammenarbeit. Diese habe sich von Beginn an „ganz natürlich angefühlt“: „Wir wollten die Vergangenheit von Fritz Hansen feiern und gleichzeitig in die Zukunft blicken. Henning Larsen hat eine starke Erfolgsbilanz als führendes, auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Studio. Wir haben beide einen ganzheitlichen Designansatz und ähnlichen Geschmack bei Materialien und kreativem Ausdruck“.
Das spannende Projekt macht gleich drei dänischen Ikonen Ehre. Zu allererst natürlich der begehrten Marke, deren Namen der Pavillon trägt: Das Unternehmen wurde 1872 vom Tischlermeister Fritz Hansen in Kopenhagen gegründet. Weltberühmt wurde die legendäre Möbelmanufaktur durch die Produktion von Entwürfen dänischer Designer wie Arne Jacobsen oder Hans J. Wegner.
International gefragt ist auch die Arbeit des vom 2013 verstorbenen Star-Architekten Henning Larsen gegründeten, vielfach ausgezeichneten und gleichnamigen Architekturbüros. Das Team zeichnet etwa für grandiose und nachhaltige Projekte wie das riesige, aus Holz gebaute Bürogebäude „Marmormolen“ oder das urbane Holzdorf „Fælledby“ in Kopenhagen verantwortlich.
Historischer Rahmen für innovatives Design
Und, „last, but not least“: Das Designmuseum Danmark, das seit den 1920er Jahren in einem der schönsten Rokokogebäude Kopenhagens logiert. Ursprünglich wurde selbiges 1752 als Royal Frederiks Krankenhaus erbaut. 1926 wurde es von den Architekten Ivar Bentsen und Kaare Klint zum Museum umgestaltet.
Die Geschichte der Institution selbst geht allerdings noch weiter zurück. Denn gegründet wurde das Designmuseum Danmark schon 1890 von der Industriforeningen i København (heute: Dansk Industri) und dem Ny Carlsberg Museumslegat, Betreiber der Ny Carlsberg Glyptotek. Ab 1895 öffentlich zugänglich, war es am HC-Andersen-Boulevard im Zentrum der Stadt untergebracht, ehe es ins neue Domizil übersiedelt wurde.
Dort kann man heute nicht nur grandioses Design und Kunst bewundern, sondern auch in die Zukunft nachhaltiger Bauweise blicken. Werke wie der Fritz Hansen Pavillon machen’s möglich. Wobei: Nur noch bis Herbst 2022. Danach wird man das innovative Konstrukt anderswo besuchen müssen. Oder jedenfalls seine umweltschonend neu verwendeten Teile. Seine „neuen Leben“ eben.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Laura Stamer