Ein Kunstwerk im Walde
Mitten im Wald von Empordá hat das Architekturstudio Tallerdarquitectura ein kleines Haus renoviert und damit einen echten Hingucker geschaffen – die Galerie im Wald.
Im Nordosten von Spanien, in der katalanischen Provinz Girona, liegt das Empordá, das malerische Hinterland der Costa Brava – geprägt von Weinbergen, grünen Wiesen und dem blauen Meer. Die Landschaft scheint mit ihrem Licht und ihren Farben zu spielen und diente damit einst auch der Inspiration des berühmten Malers Salvador Dalí.
Und hier, mitten in den Wäldern des Empordà erhebt sich ein strahlend weißes Haus zwischen den Bäumen – die Galerie im Wald, die ihre unmittelbare Umgebung zur kunstvollen Kulisse macht. Tallerdarquitectura lautet der Name des spanischen Architekturbüros, das dieses kleine Wohnhaus entworfen hat. Ein außergewöhnliches Projekt, vereint es doch einen begrenzten Wohnbereich mit viel Freifläche.
Eingerahmte Natur
Bei der nunmehrigen Galerie im Wald handelte es sich ursprünglich um ein Nebengebäude eines jahrhundertealten Bauernhauses, das von Tallerdarquitectura renoviert und erweitert wurde. Ziel war es, den vorhandenen Raum zu einem komfortablen und idyllischen Rückzugsort zu machen, in dem eine ältere Person ihren Ruhestand genießen kann.
Das alte Gebäude war schlicht und unscheinbar, durch die gezielte Umgestaltung wurde es jedoch zu einer lichtdurchfluteten Wohnlandschaft, die den umgebenden Wald in den Mittelpunkt rückt. Und sich selbst. Denn der eigentliche Hingucker dieses Gesamtkunstwerks ist das weiße Häuschen mit einem Anbau aus Holz und Glas, der von einer hölzernen Lamellen-Jalousie geschützt wird.
Der Anbau fungiert als die namensgebende Galerie und verstärkt aufgrund seiner gläsernen Fassade die Verbindung zwischen Innen- und Außenraum. Bei geöffneten Jalousien kommt hier natürliches Licht ungehindert ins Haus – und sorgt dort für eine beruhigende, harmonische Stimmung, wie Tallerdarquitectura erklärt. Die Holzkonstruktion der großen Fensterflächen gibt beim Blick nach draußen der umgebenden Natur – im wahrsten Sinne – einen Rahmen. Diese wirke dadurch wie in unterschiedlichen Formaten abgebildet. Wie ein Kunstwerk, auf das man blickt, so das Studio. Ein ruhiger, offener Ort zum Wohnen inklusive des Gefühls, dass die Welt in der Galerie im Wald noch in Ordnung ist.
Das zentrale Element des Designs sind die großflächigen Holz-Jalousien mit verstellbaren Lamellen. Je nach Bedarf kann der Innenraum völlig offen oder in einen geschützten Rückzugsort verwandelt werden. In der Dämmerung erzeugt die Galerie auch in der Umgebung eine ganz besondere Stimmung. Das warme Licht des Innenraums bringt den Wald zum Leuchten.
Natürlich und minimalistisch
Auf die Auswahl natürlicher Materialien legte Tallerdarquitectura bei der Gestaltung des Hauses besonderen Wert. Tonfliesen, Holz, Eisen und Kork wählte man bewusst, um eine harmonische, warme Atmosphäre zu schaffen. Die Innenbeleuchtung folgt demselben Prinzip: Dezente, indirekte Lichtquellen unterstreichen den minimalistischen Stil der Architektur und lenken den Blick nach außen. Die großflächige Glasfassade gewährleistet im Zusammenspiel mit den Jalousien eine natürliche Klimatisierung. Im Sommer bleibt das Haus auch ohne Klimanlage aufgrund der Beschattung angenehm kühl, während es im Winter die Sonneneinstrahlung gezielt nutzt, um die Wärme im Inneren zu maximieren. Ergänzend sorgen Solarpaneele für sauberen Strom.
Die Galerie im Wald steht für eine Architektur, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügt und auf nachhaltige Materialien und Bauweisen setzt. Durch die Verbindung von minimalistischem Design, natürlichen Materialien und energieeffizienten Lösungen ist ein einzigartiger Rückzugsort entstanden. Ein Ort, an dem sich die Natur in ihrer vollen Schönheit erleben lässt. Dieses kleine Haus im Empordà ist mehr als nur eine Wohnstätte. Es ist ein stiller Dialog zwischen Architektur und Natur, der Ruhe, Komfort und Nachhaltigkeit vereint. Ein Kunstwerk im Wald.
Text: Eva Schroeder
Fotos: Tallerdarquietectura