Die beste Bibliothek der Welt
Ein neues Wahrzeichen von Barcelona ist die Gabriel García Márquez Bibliothek, geplant vom Studio SUMA Arquitectura. Obwohl sie erst 2022 eröffnet wurde, ist sie schon jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet.
Als „ein Stapel offener Bücher“ bezeichnet die IFLA (Internationale Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen) die Gabriel García Márquez-Bibliothek in Barcelona. Diese liegt in Barcelonas Arbeiterviertel Sant Martí und ist auf lateinamerikanische Literatur spezialisiert. Im August 2023 wurde sie von der IFLA zur besten öffentlichen Bücherei der Welt gekürt.
Geplant wurde das Gebäude von SUMA Arquitectura mit Sitz in Madrid. Das Architekturbüro entwickelte ein Projekt mit einer Gesamtfläche von knapp 4.300 Quadratmeter. Ziel war es, „eine Bücherei als den öffentlichen Raum schlechthin zu einem Zuhause für alle zu machen, sodass jede Benutzerin und jeder Benutzer ihre oder seine ganz persönliche Ecke finden wird“, so das Studio.
Ein Meer an Wissen
Die Bibliothek, die im Mai 2022 eröffnet wurde, präsentiert sich wie ein Buch, dessen Seiten sich über sechs Stockwerke erstrecken. Inspiriert von gefalteten Buchseiten und gestapelter Literatur, fasziniert das Architektonische durch seine Dichte an Holzpaneelen, die nicht nur die Lichtverhältnisse modulieren, sondern auch den Charakter der Innenräume formen. Dabei ist die Nachhaltigkeit großgeschrieben und Holz geschickt eingesetzt, um den ökologischen Fußabdruck auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Rolle von Holz beschränkt sich nicht nur auf die tragenden Elemente und die Fassade, es wird auch in allen Innenbereichen des Gebäudes verwendet. So schafft das Studio eine warme und einladende Atmosphäre in den Räumen.
Die Lese-, Arbeits- und Besprechungsräume verteilen sich auf alle Ebenen. Manche von ihnen tragen besondere Namen, wie „Forum der Ideen“ oder „Lesepalast“ – und jeder dieser Räume ist ein Mikrokosmos. An die spezifischen Bedürfnisse des Raumes angepasst, bekommt er damit seine eigene Persönlichkeit.
Nachhaltig lateinamerikanisch
Die Bibliothek selbst ist um einen dreieckigen Lichthof angelegt, der alle Stöcke über das Haupttreppenhaus miteinander verbindet. Die Räume sind offen angelegt, um mehr Platz für die Lese- und Studienbereiche zu schaffen. Auch beim Innendesign setzten die Architekt:innen auf Nachhaltigkeit und die Nutzung alternativer, klimaneutraler Energiequellen. Dadurch konnte das Gebäude auch eine Gold LEED Zertifizierung bekommen. LEED ist ein internationales Zertifizierungssystem für ökologisches Bauen, bei dem unabhängige Dritte bewerten, ob ein Gebäude umweltfreundlich und nachhaltig entworfen und errichtet wurde.
Den Schwerpunkt legt die öffentliche Bücherei auf lateinamerikanische Literatur, von der den Besuchenden mehr als 40.000 Bücher zur Verfügung stehen. Ihr Name wiederum erinnert an einen der berühmtesten lateinamerikanischen Schriftsteller, Gabriel García Márquez (1927 – 2014). Der gebürtige Kolumbianer und spätere Literatur-Nobelpreisträger lebte zwischen 1967 und 1975 in der katalanischen Hauptstadt, wo er durch seinen Realismusroman „Hundert Jahre Einsamkeit“ („Cien años de soledad“) Bekanntheit erlangte. Dieser ist heute der am häufigsten übersetzte Roman in spanischer Sprache. Die erste Ausgabe erschien im Mai 1967 in Buenos Aires. Bisher wurden mehr als 30 Millionen Exemplare in 32 Sprachen verkauft.
Seit ihrer Öffnung erkämpfte sich die Bücherei schnell einen Platz auf der Liste der besten Architekturprojekte der Stadt. Und nun wurde sie sogar zur besten Bibliothek der Welt gekürt – überraschend ist das nicht.
Text: Resi Reiner
Fotos: GA Barcelona