Gelandet, um zu bleiben
Vor 60 Jahren konstruierte Designer Matti Suuronen das Futuro House. Eine kleine Bleibe, die frappant an ein UFO erinnert. Heute existieren davon noch 69,5 Stück in privatem Eigentum. Eines wurde nun für die Öffentlichkeit renoviert.
Aus heutiger Sicht ist der Name Futuro House wahrlich ein visionär gewählter! Denn als der finnische Architekt und Designer Matti Suuronen in den 1960er sein bewohnbares Miniheim konstruierte, wusste er freilich nicht, dass 60 Jahre später seine Idee zum internationalen Trend werden würde: Das Leben in einem nur wenige Quadratmeter großen Wohnraum. So genannte Tiny Houses boomen heute bekanntlich überall auf der Welt.
Ein UFO namens Futuro House
Er selbst wählte den Begriff Futuro House freilich eher deshalb, weil sein Objekt ganz konkret der Form eines futuristischen UFOs nachempfunden ist. Sein Konzept war damals von der erstmals im großen Stil geführten UFO-Debatte inspiriert. 1952 war es zu einer Sichtungswelle über Washington, D.C. gekommen, die für anhaltende Aufmerksamkeit in der Presse sorgte.
Wann landen die Aliens?
Mit zunehmendem öffentlichen Interesse bei anhaltenden Sichtungen wurde das Thema schließlich von höchster Stelle behandelt. Der US-Kongress führte 1966 Anhörungen zu dem Phänomen durch und strebte eine Untersuchung außerhalb des Militärs an. Eben in dieser Zeit landete plötzlich das Futuro House.
Und es sorgte auf Anhieb für internationales Interesse. Das aus Kunststoff bestehende 36 Quadratmeter große und vier Tonnen schwere Objekt wurde schließlich von der finnischen Firma Polykem Ltd. in kleiner Serie gefertigt und in die ganze Welt verkauft. Damaliger Preis: 12.000 US-Dollar. Heute existieren von diesen Prototypen der heutigen Tiny Houses noch 69 Stück in privatem Eigentum (und ein halb verfallenes).
Futuro House hebt wieder ab
Eines davon aber sorgt nun überrschend erneut für Aufsehen: Es wurde vom englischen Künstler Craig Barnes vor der Zerstörung gerettet, renoviert und nun im britischen Somerset Marston Park aufgestellt. Das besonders Schöne an dieser Sache: Es ist hiermit das erste Futuro House, das man einfach buchen kann, um darin zu wohnen.
Das sollte auch gut funktionieren: Das Futuro Haus im Marston Park verfügt über ein eigenes Bad, ein Wohnzimmer, eine Kochnische und eine Miniterrasse samt Feuerstelle. Es bietet Platz für vier Personen und ermöglicht garantiert ein unvergessliches Wohnabenteuer. Genau das also, was Barnes von vornherein für sich als Ziel definiert hatte.
Er sagt: „Es war mir von Anfang an wichtig, dass dieses besondere Haus, egal wo es am Ende stehen wird, als Lebens- und Erlebnisraum funktioniert. Dass es ein inspirierender Ort wird, den jeder für sich erforschen kann.“
Bloß kein Ausstellungssstück
Er wollte mit der Renovierung dieses architektonischen Kleinods keinesfalls ein Ausstellungsstück schaffen, das man nicht anfassen kann, wie er betont. „Ich glaube an die Macht von Kunst und Architektur und daran, wie sie uns beeinflussen“, sagt er. Um diese Erfahrung zu ermöglichen, muss man seiner Auffassung nach die jeweiligen Objekte eben auch erleben können.
Er selbst jedenfalls verbindet mit seinem Futuro House eine besonders lebhafte Geschichte. Auf einer Reise durch Afrika kam Barnes an einem Gebäude vorbei, das abgerissen wurde. Auf diesem Grundstück erspähte er zwischen Schutt und verwilderten Hecken ein Objekt, das ihn an das berühmte Futuro House erinnert.
Rettung eines Zufallsfunds
„Ich sah es und dachte mir: Die wollen das vielleicht auch abreißen und vernichten“, erinnert sich der Künstler. Also schaltete er sich in die Arbeiten ein. Und nahm erstmal das Teil genauer unter die Lupe: „Es war ein Wrack. Es gab keine Eingangstür mehr. Die Fenster waren eingeschlagen. Es war schrecklich und schäbig.“
Dennoch erfragte er die Besitzer der UFO-Ruine. Der Rest ist schnell erzählt: Schon am nächsten Tag war man sich handelseinig. Bald darauf wurde das runtergekommene Objekt auf ein Schiff verladen und nach England geschickt. Was dann folgte, war eher langwierig.
Offenbar eine besonders gute Nacht
„Ich habe jahrelang an der Renovierung gearbeitet“, sagt Barnes. „Aber ich möchte sie nicht vor der Welt verstecken. Ich möchte sie teilen.“ Und wer jetzt Lust hat, ein paar einmalige Nächte in einem waschechten Futuro House zu verbringen, der kann es jederzeit buchen. Kostenpunkt: 1.400 Euro pro Tag. Gute Nacht.
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Craig Barnes