Form folgt Grundstück
Das Studio Franta hat mit der Villa Reden nahe bei Katowice für acht Familien ansprechenden Wohnraum auf einer ungewöhnlichen Grundstücksform gestaltet. Beim German Design Award 2022 wurde der schmucke Neubau daher mit der Auszeichnung Special Mention Excellent Architecture bedacht.
Die Aufgabe war knifflig: Sowohl Bebauungsplan als auch Grundstück und die Vorgabe, möglichst viel Baumbestand zu erhalten, steckten den Rahmen für die Villa Reden ab. Zudem sollte sich das neue Wohngebäude dem Charakter der Villen aus der Zwischenkriegszeit in der Nachbarschaft äußerlich annähern. Und, „das Budget war begrenzt – die Erwartungen des Investors aber hoch”.
Vier einzelne Häuser, von einer einzigen Terrasse umarmt
Maciej Franta und sein Architekturbüro haben diesen engen Rahmen für das realisierte Wohnhaus im polnischen Chorzów weidlich ausgenützt.
Der Bebauungsplan in der oberschlesischen Region rund um Katowice erlaubt nur Ein- bis Zweifamilienhäuser. Es war also nicht möglich, Geschosswohnungen als Bestandteil eines mehrstöckigen Wohnhauses für die Villa Reden zu errichten. Die Lösung: Die Villa Reden besteht aus vier einzelnen Wohnhäusern mit je zwei Wohnungen – jedes davon mit einem eigenen Eingang und eigenem Treppenhaus. Und doch bilden sie ein mehr oder weniger geschlossenes Ganzes.
Die Idee und die Form des Wohngebäudes ergaben sich aus der unregelmäßigen polygonalen Form des Grundstücks, so Franta. Der Baukörper wurde zunächst entsprechend der Funktion der Wohnungen geformt. Sodann wurde eine Begrenzungslinie entlang der Grundstücksgrenzen gezogen und der Wohnblock danach ausgerichtet mit Balkonen umgeben. So entstand ein zur Umgebung hin weitgehend offenes Gebäude, was die Wohnqualität steigert.
Villa Reden korrespondiert mit der Ästhetik der 1920er Jahre
Und dann galt es, die spitzen Winkel des Baukörpers, die nicht dem Siedlungscharakter der Umgebung entsprechen, auszumerzen. Also wurden die Ecken abgerundet. Und das Wohnhaus fügt sich so freundlich in die Nachbarschaft mit ihren gutbürgerlichen Wohnhäusern aus der Zwischenkriegszeit, teils mit geschwungenen Fassaden und Balkonen, ein.
Die Wohnungen mit je 75 Quadratmetern Fläche verteilen sich auf die Obergeschoße. Das Erdgeschoß blieb bis auf die Erschließungskerne und die Technik-Räume weitgehend frei. Es dient so auch als soziale Interaktionszone und kann zusätzliche Funktionen übernehmen, durch den entstandenen Schutz vor Niederschlag.
Reichlich Terrassen für die Bewohner
Die umlaufenden Terrassen sind das verbindende Element für das homogene Oval. Ein Stahlskelett trägt die Terrassendecks. Sie bestehen aus Ortbeton und sind gänzlich mit Holz belegt.
Jede der Wohnungen hat Zugang zu einer unterschiedlich breiten Terrasse und zum Innenhof. Von den Terrassen aus können die Bewohner den schönen Ausblick auf die umgebenden Bäume und Grünflächen genießen. Unmittelbar in der Nähe befindet sich auch der Park Redena, der als Namensgeber für die Villa fungiert.
Nicht nur von den bodentiefen Terrassentüren, auch aus dem Inneren des Baukörpers dringt viel natürliches Licht in die Wohneinheiten: Dank des Lichthofs, um den die Nassräume und Eingangsbereiche der Wohnungen gruppiert sind.
Auch für die Fassade ließ sich die Franta Group etwas Anspruchsvolles einfallen: Sie ist vertikal gegliedert. So entstanden ausdrucksstarke regelmäßige Quadrate. Sie geben dem frei geformten Volumen Struktur und Rhythmus. Dass keine Anbauten oder Gauben oder ähnliche Elemente vorhanden sind, schafft zusätzlich Klarheit.
Optisch einheitliches Erscheinungsbild
Den Architekten war es ebenso wichtig, den unterschiedlichen Materialien ein optisch einheitliches Erscheinungsbild zu verpassen. So sind die Stahlbetondecken nur im Inneren der Wohnungen sichtbar. Die Außenwände sind mit einem schwarz verputzten Wärmedämmsystem verkleidet.
Die Villa Reden ist ein insgesamt überzeugendes Konzept. Dies dürfte sich auch die internationale Jury des German Design Award gedacht haben: Beim Durchgang 2022 wurde der schmucke Neubau daher mit der Auszeichnung Special Mention Excellent Architecture bedacht. Und das Projekt landete auf der Shortlist Wohnbau für die britischen Auszeichnungen Residential Architectural Property Award sowie International Design and Architecture Award.
Text: Linda Benkö
Fotos: Franta Group, Tomasz Zakrzewski