Blaupause für urbanes Wohnen mit Wald
The Forestias ist eines der größten Immobilienentwicklungsprojekte in Thailand. Das Highlight des Projekts von Foster + Partners ist ein 48.000 Quadratmeter großer urbaner Wald, der von TK Studio designt wurde.
Kann man Natur und Naturerlebnis in eine „urbanisierte” Form gießen? TK Studio mit Sitz in Bangkok jedenfalls hat Stadtplanung und -entwicklung offenbar als „Glückssache” definiert. Damit ist freilich nicht gemeint, dass es vom Zufall abhängt, ob ein Projekt erfolgreich realisiert wird.
Stattdessen streben die Landschaftsarchitekten von TK Studio danach, ideale Lebensräume zu schaffen, die dann auch umschrieben werden können als das „Glück des Wohnens im städtischen Wald”.
TK Studio ist nämlich verantwortlich für die „Waldgestaltung” im neuen Stadtteil The Forestias bei Bangkok. Und dieses wurde von niemand geringerem als dem Architekturbüro Foster + Partners entworfen. Die Architekten holen den Wald in die Stadt.
Das von Norman Foster gegründete Unternehmen zählt zu den bekanntesten Architekturstudios der Welt. Es entwirft so aufsehenerregende Tourismusprojekte wie das Coral Bloom in Saudi-Arabien genauso wie vielseitige Wohnkomplexe und Masterpläne wie für das Ellinikon in Griechenland.
Ganzheitlicher Stadtteil für gesundes und nachhaltiges Leben
Und so ist „The Forestias” auch eines der größten Immobilienentwicklungsprojekte in Thailand. Die Vision dahinter: Generationsübergreifendes und gemeinschaftliches Wohnen in einer bewaldeten Oase am Rande von Bangkok, der Hauptstadt Thailands. Das Quartier soll die „wachsende Kluft zwischen dem modernen Stadtleben und den Familientraditionen” im Land überwinden helfen.
Der Masterplan von Foster + Partners basiert auf den Grundsätzen einer intelligenten Stadt mit autonomen Fahrzeugen, smart metern und Sensornetzen. Mit dem Projekt soll aber auch eine Blaupause für ein gesünderes und glücklicheres Leben in der Stadt geschaffen werden – urbanes Wohnen mit Wald eben.
Wohn-, Nachbarschafts- und Umweltdesign
Das Gelände sei in zwei Zonen unterteilt: Die nördliche enthalte gewerbliche und öffentliche Einrichtungen – mit Büros, Einzelhandels und Lebensmittelgeschäften sowie Unterhaltungs-, Kultur- und Sporteinrichtungen. Der größere südliche Teil diene in erster Linie dem Wohnen. In Anlehnung an die belebten Straßen in den traditionellen Stadtvierteln thailändischer Städte soll ein „erweiterbares Diagramm” von Gebäuden und sozialen Räumen entstehen.
Die traditionell starke Bindung zwischen den Generationen sei wegen der Anforderungen des städtischen Lebens strapaziert, heißt es beim lokalen Büro von F&P Thailand: Die jüngere Generation zieht zur Arbeit in die Stadt, während die Kinder und die älteren Familienmitglieder „zu Hause” (in ländlicheren Gegenden) blieben.
Der Masterplan von The Forestias orientiert sich am Grundriss traditioneller thailändischer Häuser. Derart inspiriert schaffe man eine zeitgemäße Interpretation in Form flexibler Gemeinschaftsräume, die sich auf Gesundheit und Natur konzentrieren und sich an die wachsenden Bedürfnisse der Familie anpassen können.
Viele unterschiedliche Wohntypen
Die Wohntypen im Süden umfassen große Villen sowie moderne, designorientierte Hochhäuser mit Eigentumswohnungen („Whizdom”) und sogenannte „Cluster-Home-Residenzen” – Gruppierungen von miteinander verbundenen Wohnungen, die das Zusammenleben unterstützen („Mulberry Grove”). Auch an Wohnungen für ältere Menschen mit auf die Nutzer abgestimmten Services („The Aspen Tree”) wurde gedacht.
Aufgrund der Lage sind die Bewohner des bewaldeten Stadtquartiers nicht nur mit der City verbunden, sondern dank der Nähe zum Flughafen Suvarnabhumi auch „mit dem Rest der Welt”, so der thailändische Developer Magnolia Quality Development Corp. Ltd. (MQDC).
The Forestias ist innerhalb des sogenannten Eastern Economic Corridor (EEC) gelegen – einer Zone, in der die wichtigsten Infrastrukturinvestitionen der näheren Zukunft Thailands realisiert werden.
Herzstück ist der moderne Dschungel
Der Hauptakteur des Projekts ist der 48.000 Quadratmeter große Wald im Zentrum von The Forestias. Dieser Wald in der Stadt ist verbindendes Element aller Objekte innerhalb des Geländes. Kleinere bepflanzte Bereiche und Grünflächen ziehen sich durch die gesamte Siedlung. Sie geben den Bewohnern das Gefühl, in eine Oase zu entkommen. Der Wald soll zu Wohlbefinden und Gesundheit der Bewohner beitragen – kurz: ihr (Wohn-)Glück steigern.
Der „moderne Dschungel” bietet aber auch mehr als 500 Pflanzen- und Tierarten Lebensraum. Er ist in vier verschiedene Bereiche eingeteilt: Von einem ruhigen Garten bis hin zum Saum eines dichten Waldes.
Ein Miyawaki Eco Forest
Der Wald wurde nach den Prinzipien des Miyawaki Eco Forest angelegt. Die auf den japanischen Botaniker Akira Miyawaki zurückgehende Technik beruht darauf, auf effektive, intelligente und nachhaltige Weise einheimische, dichte Wälder auf sehr kleinem Raum – etwa der Größe einiger Parkplätze – zu schaffen.
Ein durchschnittlicher Wald braucht einige Jahrhunderte, um zu wachsen. Nach Miyawakis Methode soll es möglich sein, sozusagen im Hinterhof noch zu Lebzeiten einen Mini-Wald beim Erblühen zu einem üppigen Dschungel zusehen zu können.
Waldpavillon als Lern-Zentrum
Mitten im Wald in der Stadt befindet sich der Waldpavillon, das künftige „The Forestias Ecosystem Learning Center”. Interessierte können hier viel über das Ökosystem Wald erfahren. Der Pavillon ist auch das Eingangstor zur weitläufigen Waldzone von The Forestias. Das Grün ist von jedem Winkel des Waldpavillons aus zu sehen.
Eines der Ziele der Landschaftsarchitekten von TK Studio war es, ein Gleichgewicht zwischen menschlichen Aktivitäten und dem Gedeihen des Waldes herzustellen. Der Fußweg und der „Skywalk” seien so gestaltet, dass sie die Menschen anlockten, um im Freien die natürliche Umgebung mit ihrer ruhigen, malerischen Landschaft zu genießen.
Text: Linda Benkö
Fotos/Renderings: Foster + Partners, v2com (Rungkit Charoenwat, Weerapol Singnoi), Lamda Development