Urlaub im Holzzelt
Farouche Tremblant, entworfen von Atelier L’Abri, ist ein Resort der besonderen Art. Denn die Ferieneinrichtung besticht nicht nur durch ihre hölzerne Architektur – eine angeschlossene Gemüsefarm kann den Gästen Erlebnisse abseits des Alltäglichen bieten.
Rivière du Diable. Fluss des Teufels. Ein Name, der nicht gerade nach einem idealen Ausflugsziel klingt, jedoch genau das ist. Im Mont-Tremblant-Nationalpark in der kanadischen Provinz Québec gelegen, ist das Tal des Teufelsflusses ein Anziehungspunkt für Touristen, für Wanderer und Naturliebhaber.
Am Ufer des Rivière du Diable befindet sich das Resort Farouche Tremblant, das sowohl als Ausgangs- und Endpunkt für Ausflüge ins Flusstal dient als auch einen Rückzugsort in der unberührten Natur des Nationalparks darstellt. Das Architekturbüro Atelier l’Abri mit Sitz in Montreal hat hier ein agrotouristisches „Basislager“ geschaffen.
Das Besondere am Farouche Tremblant ist nämlich sein Angebot abseits des Alltäglichen: An die Hospitality-Einrichtungen angeschlossen ist eine Bio-Gemüsefarm, deren Erträge die Touristen auf einem kleinen Markt direkt vor Ort kaufen oder im angeschlossenen Lokal, der Farmbar, konsumieren können. Zudem lädt der Bauernhof die Gäste zu landwirtschaftlichen Aktivitäten, von der Aussaat über Verkostungen bis zur Ernte, ein.
Minimal-Luxus
Das eigentliche Resort besteht neben einer Reihe von minimalistischen Miethütten für Touristen aus einem zentralen Gebäude, in dem die Gäste im erwähnten Lokal nicht nur kulinarisch versorgt werden, sondern auch Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und einen Shop vorfinden. Die Hütten selbst sind im Inneren zwar luxuriös, aber dennoch spartanisch ausgestattet: mit einem Kingsize-Bett, einem Sofa, einem gasbetriebenen Ofen und einem kleinen Kühlschrank.
Die mittlerweile sieben Mikro-Unterkünfte ähneln nicht nur aufgrund ihrer minimalistischen Ausstattung einem Zeltlager. Sie sind auch derart gruppiert, dass sie, ganz wie im Campingurlaub, einen zentralen „Zeltplatz“ bilden – Grillplätze vor den Hütten inklusive. Inspiriert wurde deren Design von A-förmigen Dreieckshäusern, wie sie vor allem in den 1950er- und 60-Jahren errichtet wurden. Die steil aufragenden Dächer sind mit Schindeln aus Zedernholz verkleidet, innen wurde für die Rahmenkonstruktion Holz von in der Umgebung wachsenden Hemlocktannen verwendet. Die Fronten der Unterkünfte bestehen gänzlich aus einer gläsernen Fassade, die einen spektakulären Ausblick auf den Fluss und die Landschaft ermöglichen.
Die Mikrohütten wurden auf Stahlpfählen errichtet, um die Auswirkungen auf die Natur zu minimieren. „Die Gebäude sind so konzipiert, dass sie – auf das Minimum reduziert – in der Landschaft nicht in den Vordergrund treten“, so Atelier l’Abri. „So ermöglichen sie es den Gästen, vollständig in die wilde Schönheit des Rivière du Diable einzutauchen. Und das in allen vier Jahreszeiten.“ Nicht zuletzt nehmen die Hütten mit ihrem Design auch Bezug auf die traditionellen Behausungen der hiesigen Ureinwohner, der Weskarini Algonquin. Diese lebten, anders als diverse Nomaden-Stämme Nordamerikas, in festen, aus Holz errichteten Wigwams.
Natürliche Entspannung
Im Norden des Geländes, das sich über fast 400 Hektar erstreckt, befinden sich Ackerland, Gewächshäuser sowie die zur Farm gehörige Scheune. Anders als die Gäste-Unterkünfte ruhen sowohl sie als auch das zentrale Gebäude auf Betonfundamenten. Ihre Designs wurden von der landestypischen Agrararchitektur inspiriert. Auch das Restaurant erinnert demnach an ein landwirtschaftliches Gebäude. Es verfügt über ein anthrazitfarbenes Stahldach, im Inneren wurde auch hier die Holzrahmenkonstruktion mit Hemlockholz verkleidet. Der hohe Innenraum verfügt über ein Zwischengeschoss über dem Servicebereich. Eine Art Rückzugsort im Lokal. Ein Loungebereich mit großen Fenstern bietet einen weiten Blick auf den Fluss und die Berge.
Gemeinsam sorgen Farm und Restaurant „für ein gemeinschaftlicheres Erlebnis“ im Farouche Tremblant, betont Atelier l’Abri. Vor dem Zentralgebäude gibt es eine Gästeveranda sowie eine Feuerstelle, an der die Gäste gemeinsame Barbecues abhalten können. Zudem bietet das Resort ein „nordisches Bad“ an: Ein kreisrunder, hölzerne Bottich im Freien, der mit Holz beheizt wird. Und auf Zeit gebucht werden kann.
Text: Michi Reichelt
Bilder: Raphaël Thibodeau