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Die Welt zu Gast in Japan

Weltausstellungen haben eine lange Tradition – auch in Sachen Architektur. Die Expo 2025 im japanischen Osaka knüpft hier nahtlos an: So wird der saudi-arabische  Pavillon von einem der renommiertesten Architekturbüros entworfen: Foster + Partners.

Weltausstellungen können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Begonnen hat diese nämlich bereits 1851, als im Londoner Hyde Park die „Industrieausstellung“, auf englisch schlicht „Great Exhibition““, stattfand. Deren Ziel war es, die Errungenschaften der industriellen Revolution zu präsentieren. Von revolutionären Erfindungen wie dem Telegrafen bis hin zum ersten Kunststoffstuhl – die Ausstellung im eigens errichteten (und danach wieder abgebauten) Crystal Palace bot eine Bühne für diese bahnbrechenden Technologien. Rund 17.000 Ausstellende nahmen damals teil.

Historie und Tradition

Der Rest ist tatsächlich Geschichte. Denn was folgte, waren bis dato knapp 100 weitere Weltausstellungen, mittlerweile auch als Exposition Mondiale, kurz Expo, bekannt. Die Schauplätze lagen größtenteils in Europa und den USA, aber auch in Israel, Australien, Brasilien oder 2010 erstmals in China. Weltberühmte Bauwerke wie der Pariser Eiffelturm, das Atomium in Brüssel oder die Space Needle in Seattle zeugen heute noch von vergangenen Expos.

Heute sind diese Weltausstellungen mehr als nur ein Schaufenster für industrielle Errungenschaften. Sie sind auch ein Ort, an dem globale Herausforderungen gemeinsam diskutiert werden sollen. Durch eigene Themenschwerpunkte fördern Expos das globale Bewusstsein und das Verständnis für nachhaltige Entwicklung, kulturelle Vielfalt und technologischen Fortschritt. Ein besonders spannender Pavillon kommt 2025 aus Saudi-Arabien – designt von Foster + Partners.

Der Pavillon nimmt die Besuchenden mit auf eine Entdeckungsreise und ermöglicht zufällige Begegnungen.

Am Ufer von Yumeshima

Die Expo 2025 wird von 13. April bis zum 13. Oktober 2025 unter dem Motto „Designing Future Society for Our Lives“ in Osaka, Japan, stattfinden. Genauer: Auf Yumeshima, einer künstlich angelegten Insel in der Bucht von Osaka. An der dortigen Uferpromenade wird sich der Pavillon von Saudi-Arabien befinden. Dort gehen Besucherinnen und Besucher auf eine Reise durch die Wüsten, Städte und Kulturen von Saudi-Arabien.

„Der Pavillon nimmt die Besuchenden mit auf eine Entdeckungsreise und ermöglicht zufällige Begegnungen, die – Schicht für Schicht – ein lebendiges Bild der saudi-arabischen Kultur zeichnen. Unser Design spielt mit Maßstab, Licht, Sound und Textur, um alle Sinne anzuregen, während es einige der innovativsten und aufregendsten Errungenschaften des Landes präsentiert“, so Luke Fox, Leiter des Studios. Diese audiovisuellen Installationen im gesamten Pavillon werden in Zusammenarbeit mit den Designstudios 59 Productions und Squint/Opera entwickelt.

Über einen grünen Vorplatz, mit in Saudi-Arabien heimischer Flora bepflanzt, betritt man den Pavillon. Folgt man den engen Gassen, kommt man in einen zentralen Hof. Er dient am Tag als Ruhepol und nachts als Veranstaltungsort. Die Struktur des Pavillons ist inspiriert von den organischen Formen traditioneller saudischer Dörfer und nutzt modernste Technologie, um in Inneren ein optimales Klima zu schaffen. So sollen mittels computergestützter Strömungssimulation, mit der das Verhalten von Luftströmungen berechnet werden kann, kühle Luftströmungen gezielt durch die Straßen des Pavillons gelenkt werden. Den Besuchern soll so auch während der wärmsten Monate der höchstmögliche Komfort geboten werden.

Die Struktur des Pavillons ist von den organischen Formen traditioneller saudischer Dörfer inspiriert.

Immer wieder nachhaltig

Bei der Entwicklung und Konzeption steht die Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit des Pavillons im Fokus. Foster + Partners streben mit ihrem Entwurf das höchste Rating des japanischen Green Building-Ratingssystems sowie das Erreichen des Net Zero Operational Carbon-Ziels an. Dafür werden kohlenstoffarme Materialien, Energiesparleuchten, Regenwasserrecycling und Photovoltaik eingesetzt. Im Entwicklungsprozess des Projekts wurde außerdem schon mitbedacht, was mit dem Pavillon nach der Expo 2025 passieren soll. Die Struktur besteht aus einem leichten saudischen Stein, der eine effiziente Dekonstruktion und Neukonfiguration zulässt. Der Pavillon kann so in weiterer Folge an anderen Standorten aufgebaut und angepasst werden.

Saudi-Arabien möchte sich mit diesem Projekt als Vorreiter in Sachen Umweltschutz präsentieren und setzt damit seine Bemühungen fort, das (auch) aufgrund der Menschenrechtssituation negative Image des Landes aufzupolieren – wie auch schon mit anderen Initiativen, wie dem Red Sea Project, das ebenfalls mit Foster + Partners realisiert wurde. Neben dem Wüstenstaat werden sich auf der Expo 2025 mehr als 160 weitere Länder präsentieren. Man kann also schon gespannt sein, wer dort welchen Eindruck hinterlassen will. Und wird.

Text: Resi Reiner
Fotos: Foster + Partners

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