Bildschirm der Kultur
Die Exhibition Hall ist das erste Projekt des Shimao Shenzhen-Hong Kong International Centers, das im höchsten Gebäude Chinas gipfeln wird. Doch auch die Hall weiß zu beeindrucken.
Mit einer Bevölkerungszahl von 17,5 Millionen liegt Shenzhen im Südosten Chinas an dritter Stelle der größten Städte der Volksrepublik. Nicht verwunderlich also, dass der zweitgrößte Bezirk der Metropole allein mehr Einwohnerinnen und Einwohner hat als jede Stadt im deutschsprachigen Raum: Knapp vier Millionen wohnen in Longgang. Die Bevölkerungsdichte beträgt mehr als 10.000 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In Berlin liegt sie bei rund 4.000.
Inmitten des dichtverbauten Stadtgebiets von Longgang befindet sich mit dem Universiade Green Park ein wichtiger grüner Erholungsraum – und mittlerweile auch die Exhibition Hall des Shimao Shenzhen-Hong Kong International Centers, entworfen vom Architekturbüro SHUISHI mit Hauptsitz in Shanghai.
Kulturelle Konnotation
Auf insgesamt 228.000 Quadratmetern errichtet, bietet das Ausstellungszentrum 6.000 Quadratmeter Fläche für Kunst, Kultur, Architektur, aber auch für kommerzielles Marketing. Zudem können sich Interessierte hier in einem eigenen Ausstellungsraum über den Planungsstand des Gesamtprojekts informieren. Das Gebäude ist das erste des in Bau befindlichen Shenzhen-Hong Kong International Centers. Dessen Herzstück wird ab 2024 ein Wolkenkratzer sein, mit 700 Meter das größte Hochhaus Chinas.
Der Entwurf der Exhibition Hall kombiniert Wissenschaft und Technologie mit Tradition. Das Erscheinungsbild als moderne Glasbox wechselt nach Einbruch der Dunkelheit in eine Repräsentation historischer chinesischer Kunst und Kultur. In die Fassaden wurden dafür LED-Bildschirme integriert, wodurch sie in der Nacht zur traditionellen Papierleinwand werden.
„Die mächtige, majestätische Architektur zieht sich nachts nach und nach in die Natur zurück“, wie SHUISHI es ausdrückt. Durch die Kombination entstand demnach eine Ausstellungsgalerie mit tiefer kultureller Konnotation.
Natürlich nachhaltig
Die auf Bildschirmen angezeigten Inhalte können auch zu Werbezwecken genutzt werden. Dabei gewährleistet die Transparenz der Screens die Durchsicht von innen nach außen, ohne den Gesamteindruck der Architektur zu verändern. Die Designer legten bei der Produktion der Bildschirme großen Wert auf Nachhaltigkeit. Neben recyclefähigem Material wurde insbesondere auf Energieeffizienz geachtet, so SHUISHI.
Nachhaltigkeit stand auch außerhalb des Gebäudes im Fokus. Vor dem Ausstellungszentrum legten die Designer eine große Wasserfläche an, umgeben von viel Grün. Gehwege führen nicht nur direkt zum Ausstellungsgebäude, sondern an den Grünflächen entlang und sollen so die Menschen dazu einladen, hier nicht nur durchzuhetzen. Man soll innezuhalten und die Natur zumindest für ein paar Augenblicke genießen.
Lichtspiele
Die Stockwerke der Exhibition Hall sind versetzt platziert. Das Haus „schwebt über dem Wasserspiegel“, so das Büro. Und es ergänzt: „Die Spiegelungen erzeugen auf diese Weise zahlreiche interessante Kontraste.“ Aufgrund der in unterschiedliche Richtungen zeigenden Überhänge sorgen zudem wechselnde Licht- und Schattenspiele für eine „ruhige, großartige architektonische Atmosphäre“.
Im Inneren wird das Gebäude von einem zentralen, sechseckigen Lichtschacht durchzogen, der für natürliche Beleuchtung sorgt. Die „Kristallhalle“ im ersten Stock stellt den größten Ausstellungsraum dar. Hier befindet sich auch die große Aussichtsterrasse. Im obersten Stockwerk findet man die Kunstausstellungshalle, im Erdgeschoss zwei weitere Säle, darunter jenen zum Planungsstand des Shimao Shenzhen-Hong Kong International Centers.
Die Exhibition Hall ist mittlerweile zu einem wahren Social-Media-Star geworden. Die einzigartigen und abwechslungsreichen Lichteffekte sind ein beliebtes Foto- und Video-Motiv. Einer der Höhepunkte des Projekts: Die Darstellung der chinesischen Seidenstraße.
Text: Michi Reichelt
Bilder: SHUISHI
