Ab in die Box!
Wie oben, so unten: Das Einfamilienhaus Everden in Toronto hat eine dreigeschossige Form wie drei gestapelte Boxen. Der Clou daran ist, dass es nicht nur im Obergeschoß sondern auch im Erdgeschoß eine interessante Giebeldeckenstruktur gibt.
Everdeen ist laut Namenslexikon ein – zwar sehr seltener, aber doch vorkommender – Name im englischsprachigen Raum. Es soll so viel heißen wie „gesegnetes Kind“ oder „viel gewünschtes Kind“. Möglicherweise hat sich das kanadische Architekturbüro StudioAC davon inspirieren lassen.
Denn die Auftraggeber des Einfamilienhauses Everden Residence in Toronto wünschten sich nichts sehnlicher, als ein Haus, das einzigartig und individuell ist. Und gleichzeitig modern, mit unverkennbar zeitgenössischer Handschrift. Und noch dazu auf dem limitierten Grundstück Raum möglichst viel Platz bietet. Zu guter Letzt: Erschwinglich musste es ebenfalls sein!
So lautete der Auftrag an das Studio for Architecture & Collaboration (StudioAC). Da die Grundstücksfläche nicht besonders groß ist, ist das Haus auf drei Geschoße angelegt. Das Originelle am Entwurf: Die Flächen sehen wie gestapelte Boxen aus, die zudem versetzt aufeinander liegen. Im oberen Geschoß ist eine Freifläche eingeplant, eine Loggia.
Giebel mal zwei
Weitere Originalität: Das Giebeldach ist ja traditionellerweise eines der wichtigsten Symbole für ein „Haus“. Die Experten von StudioAC hatte einen außergewöhnlichen Einfall. Sie entschieden sich dafür, dieses Merkmal auf den gesamten Bau auszudehnen.
Das Giebeldach wird zu einer räumlichen Erfahrung nicht nur auf Ebene 3, sondern auch im Erdgeschoss, um das Gefühl des „Hauses“ in den gemeinsamen Wohnräumen zu verstärken – ein Spiel mit Form, Raum und Motiv. Auf diese Art und Weise wird ein zusammenhängendes und unverwechselbares Wohnumfeld geschaffen.
Gleichgewicht zwischen Verspieltheit und Ernsthaftigkeit
Das Giebeldach auf mehreren Etagen ist dabei mehr als nur ein visuelles Motiv. Für die Bewohner bereichert die Entscheidung das Gesamterlebnis des Hauses.
Die Außenverkleidung besteht aus schwarzem Wellblech. Dies sieht dekorativ aus, hat eine lange Haltbarkeit und ist erschwinglich.
Everden House spielt auch mit Kontrasten
Im Inneren dominieren – sehr kontrastiv – helle Farbtöne: Ob Wohnlandschaft, Küchen-Interieur, Wände oder Böden. Es gibt viel helles Holz, die Giebeldecken wurden innen mit Holz verkleidet. Dies schafft einen angenehmen, wohnlich-behaglichen Grundton.
Und die Verglasung besteht nahezu ausschließlich aus raumhohen Fenstern. Dies gewährt einerseits Einblicke, was nicht anders gewollt sein dürfte, und was andererseits viel natürliches Sonnenlicht nach innen lässt. Und ermöglicht andererseits viel Ausblick.
Über StudioAC
Studio for Architecture & Collaboration (StudioAC) ist ein interdisziplinäres Architekturbüro mit Sitz in Toronto, Kanada. Das Büro wurde 2015 gegründet. 2019 wurde StudioAC von Design Exchange, Kanadas ehemaligem Design-Museum, zum besten aufstrebenden Designer Kanadas ernannt. Es folgten etliche weitere Auszeichnungen. Im Jahr 2023 wurde StudioAC von der kanadischen Zeitschrift Designlines zum Designer des Jahres ernannt.
Während der „The making of“-Prozesse mit den Auftraggebern bemühe man sich, einen „ideologischen Faden“ zu finden, der sich durch das gesamte Projekt zieht und den Entscheidungen auf dem Weg dorthin den Weg weist. „Gutes Design, Architektur und Kunst bringt Menschen zusammen, wertet eine Gemeinschaft auf, verhilft Unternehmen zum Aufschwung und stößt dringend benötigte Gespräche in unseren Städten an“, heißt es.
Text: Linda Benkö
Fotos: StudioAC / Doublespace