Hoime-Office macht einsam!
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Das Home-Office macht einsam

Mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen sind Ein-Personen-Unternehmen. Und die meisten von ihnen operieren von der eigenen Wohnung aus, dem Home-Office. Der direkte Weg in die Einsamkeit, warnen nun Experten.

STATISTIK für Zuhause
Home-Office in Zahlen

Und von den 307.883 gemeldeten EPU arbeiten Schätzungen zufolge ungefähr 65% aus dem Homeoffice. 50% der zuhause Arbeitenden geben wiederum an, sich dabei nicht wirklich auf die Arbeit konzentrieren zu können.

Herrlich! In der Früh aufstehen, Kaffee machen und gleich direkt im Jogginganzug vor den Laptop knotzen. Bitte! Wer braucht da schon ein teures Büro, wenn es das Home-Office gibt? Hoch lebe die Selbständigkeit! Weil: So geht wahre Work-Life-Balance und ich kann obenrein einen Arbeitsplatz so gestalten, wie es mir gefällt.

Für den Großteil der in Österreich derzeit gemeldeten 307.883 Ein-Personen-Unternehmen ist genau diese Art des modernen Büros Realität. Es heißt, 65 % arbeiten sozusagen vom Sofa aus. Diese – vereinfacht EPU genannten – Firmenchefs, ziehen es nicht nur aus Kostengründen vor, direkt von zuhause aus zu arbeiten. Es hat für sie auch steuerliche Vorteile, die gerade für Mini-Firmen relevant sind.

Eine einsame Gesellschaft

Vor allem aber klingt es so wunderbar kuschelig. So verlockend logisch. So bestechend einfach. Doch der Schein trügt: Arbeiten im Home-Office ist oft nicht nur mäßig produktiv, es macht sogar krank! Zu diesem überraschenden Schluss kommen nun internationale Experten.

Denn was bei dem romantischen ersten Blick aufs heimatliche Werkeln gerne übersehen wird: die Einsamkeit, die sozusagen direkt mit dem ersten Arbeitstag durch die Wohnungstür hereinspaziert.

Aber alles der Reihe nach. Das Problem fängt im Alltag an, wie er heute ist: Von vornherein weniger sozial geprägt als früher. Die Menschen sind kaum noch in Kirchen oder Vereinen aktiv.

Außerdem leben wir viel häufiger allein – und das noch dazu meistens in anonymisierten Städten. „Menschen arbeiten nun immer stärker isoliert. Das ist eine verpasste Chance, um miteinander zu interagieren“, sagt Dhruv Khullar, Arzt am Massachusetts General Hospital. Er forscht seit Jahren zu den Auswirkungen von sozialer Isolation und Einsamkeit.

Seine Schlussfolgerung: Das Home-Office entfremdet noch stärker. „Ich glaube, dass wir im Laufe der Zeit negative Auswirkungen durch die Heimarbeit, das Allein-Arbeiten, das digitale Arbeiten auf die Gesundheit der Menschen erleben werden“, stellt er besorgt fest.

Da man aber nicht immer nur schreiben kann, gab es große Lücken zu füllen. Ich füllte sie mit Scotch, Bier, Ale und Frauen. Mit den Frauen hatte ich meistens Pech, und die Folge war, dass ich mich stark aufs Trinken konzentrierte.

Charles Bukowski, US-Schriftsteller

Charles Bukowski wusste: Home-Office schadet der Gesundheit.
Charles Bukowski wusste: Home-Office schadet der Gesundheit.

Eine der größten Gefahren beim Arbeiten zu Hause schwebt allerdings direkt über uns selbst: die Decke. Nachdem es kaum eine Möglichkeit des spontanen Austauschs gibt – ja, wir rechnen die Chat-Funktionen von Smartphone und Social Media gerade nicht ein – droht einem diese spätestens beim ersten wirklich komplexen Arbeitsprojekt immer wieder auf den Kopf zu fallen.

Damoklesschwert in Großbuchstaben.

Man ist nun mal größtenteils auf sich selbst gestellt, und das Selbst ist manchmal einfach nicht genug.

Diese Tatsache hat der große US-Schriftsteller Charles Bukowski einmal besonders süffisant zu Papier gebracht. Zitat: „Da man aber nicht immer nur schreiben kann, gab es große Lücken zu füllen. Ich füllte sie mit Scotch, Bier, Ale und Frauen. Mit den Frauen hatte ich meistens Pech, und die Folge war, dass ich mich stark aufs Trinken konzentrierte.“

Isolation verursacht Milliarden-Schäden

Auch wenn dieses destruktive Verhaltensmuster nicht zwingend der Regel entspricht, befasste sich die britische Regierung trotzdem kürzlich mit den Kosten, die isoliertes Arbeiten der Volkswirtschaft verursacht: Diese wurden schlussendlich mit unglaublichen 3,1 Milliaren Dollar pro Jahr beziffert.

Damit nicht genug: Eine Meta-Analyse, die kürzlich in der Zeitschrift „Perspectives on Psychological Science“ veröffentlicht wurde, beschreibt eine Reihe von Studien zu diesem Thema. Fazit: Soziale Isolation schraubt das Sterberisiko um 29 % empor. Und wer sich in seiner Arbeitswelt abkapselt, schlägt laut Experten eine gefährliche Marschrichtung ein.

Wer gerne Aufgaben vor sich herschiebt, sollte sich das mit dem Home-Office gut überlegen.

Christine Beran, Wiener Arbeitspsychologin

Allerdings darf man bei all diesen Horroszenarien eines gewiss nicht vergessen: Für viele Menschen bedeutet die Option des Home-Office – egal ob in der Selbständigkeit oder ob vom Arbeitgeber gestattet – überhaupt erst die Chance, eine Familie gründen zu können. Home-Office-Modelle ermöglichen es in unserer Realität viel mehr Paaren, sich die Kinderbetreuung aufzuteilen, wissen Soziologen.

Dennoch mahnt die Wiener Arbeitspsychologin Christina Beran: „Wer gerne Aufgaben vor sich herschiebt, sollte sich das mit dem Zuhausearbeiten gut überlegen.“ Egal, ob er nun Kinder möchte, oder einfach nur besonders viel Ruhe bei der Arbeit.

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Die 3 größten Home-Office-Fallen – und wie man ihnen entkommt

Wer diese Tipps befolgt, kann sich im Home-Office das Paradies auf Erden schaffen!

1. Übeltäter Einsamkeit

In der Tat hängt die Einsamkeit wie ein Damoklesschwert über jedem, der in seinem Home-Office versucht, Oberwasser zu bekommen. Ist auch logisch: Arbeitskollegen für einen schnellen Kaffee? Fehlanzeige. Ein überraschender Feueralarm samt Personalräumung? Fehlalarm. Ein Kompliment vom Chef? Eh schon wissen.

Wer jedoch das Home-Office trotzdem nicht gegen den nächsten Co-Working-Space tauschen möchte, sollte sich selbst genaue Arbeitszeiten verordnen. Das bedeutet nämlich auch, dass man sich bewusst Pausen gönnt. Und in diesen kann man entweder mit jemandem Mittagessen gehen, gemütlich telefonieren oder einen Spaziergang machen. Auch gut: geschäftliche Termine gut über die Woche verteilen, dann gibt’s immer ein bisschen Action.

2. Giftzwerg Faulheit

Nirgendwo anders schiebt man Dinge so gern und einfach auf die lange Bank, wie in den eigenen vier Wänden. Das gilt leider eben nicht nur für häusliche Angelegenheiten, sondern auch für berufliche. Kein Wunder, sind doch Couch und Fernseher stets in unmittelbarer Nähe. Selbst das Putzen der Küche wirkt schnell verlockender, als die Arbeit selbst. Am besten hilft hier, sich kleine Ziele zu stecken, die über den Tag verteilt erledigt sein müssen. Und: Ein Master-Ziel, das am Ende der Home-Office-Woche abgehakt sein muss!

3. Dämon Überanstrengung

Es ist nicht nur die Faulheit, die sich einschleichen kann! Oftmals kommt das genaue Gegenteil direkt zur Tür herein – und man wird gar zum Workoholic. Nachdem es immer was zu tun gibt, kann man sozusagen schon beim Kaffee den Laptop aufklappen und selbst im Bett noch Mails beantworten. Das ist aber alles, nur nicht gesund. Unser Tipp: Einen abgeschlossenen Raum in der Wohnung schaffen, in dem garbeitet wird. Da reicht sogar schon eine Abtrennung mit einem Bücherregal oder Raumteiler – Hauptsache, man arbeitet nicht überall!

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