Schafberg
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Eine neue Krone für den Schafberg

Die einst biedere Talstation der steilsten Zahnradbahn Österreichs verwandelte sich zum multifunktionalen ErlebnisQuartier. Zudem bekommt die SchafbergBahn auch noch eine topmoderne Gipfelstation in Holzbauweise.

Es geht die Mär, dass die Passagiere während einer Fahrt mit der SchafbergBahn nebenher Blumen pflücken können, so langsam quälen sich deren Züge die 5,85 Kilometer lange Strecke den Berg hinauf. Seit immerhin mehr als 130 Jahren befördert die steilste Zahnradbahn Österreichs Gäste von der Talstation in St. Wolfgang im Salzkammergut auf den Schafberg (1.783 Meter) im Salzburger Land. Die blumenpflückenden Fahrgäste sind nicht das einzige Kuriosum der SchafbergBahn. Denn sie verbindet zwei österreichische Bundesländer, die Talstation liegt in Oberösterreich, die Bergstation in Salzburg.

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Die Zahnradbahn fährt seit 1. August 1893 auf den Schafberg im Salzkammergut.

So altehrwürdig die SchafbergBahn die steilen Berghänge erklimmt (Maximale Neigung 260 ‰), so modern präsentiert sich ihre im April 2023 eröffnete neue Talstation. Die Bauzeit betrug rund zwei Jahre. Auch auf dem Gipfel ist ein völlig neues Stationsgebäude inklusive Hotel geplant. Wichtigstes Baumaterial sowohl unten am Ufer des Wolfgangsees als auch oben auf dem Berggipfel ist Holz.

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Das neue ErlebnisQuartier mit der Talstation der SchafbergBahn in St. Wolfgang.

Mit der neuen Talstation – dem „ErlebnisQuartier“ – erhielt die SchafbergBahn nicht nur ein neues Entrée für ihre Fahrgäste, sondern erweitert auch das eigene Angebot und die Aktivitäten. Denn neben der Talstation der Bergbahn beherbergt das Gebäude nunmehr auch eine Museumszone, einen Souvenir-Shop, ein Veranstaltungsareal sowie das Restaurant „EQ“ mit seiner überdachten Seeterrasse, die atemberaubende Ausblicke auf den Wolfgangsee und den Schafberg gewährt. Insgesamt bietet das „EQ“ 100 Innen- sowie 65 Außensitzplätze.

Das ErlebnisQuartier ist für die Salzburg AG ein Beweis dafür, dass wir Nachhaltigkeit ernst nehmen. Auch das ist ein Baustein in Richtung Energiewende, an der wir konsequent arbeiten.

Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG

Im Mittelpunkt des „ErlebnisQuartier“ steht eine große, lichtdurchflutete Gästehalle mit Ticketschalter und Souvenir-Shop. Der Veranstaltungsbereich kann auch außerhalb der Betriebszeiten der Zahnradbahn genutzt werden. In der attraktiv gestalteten Museumszone erfahren die Besucher:innen Wissenswertes über die Geschichte der SchafbergBahn sowie der WolfgangseeSchifffahrt. Eine alte Lokomotive aus dem Jahr 1893 stellt dabei das Herzstück der Ausstellung dar.

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Zugang zum Ticketshop und Souveniershop der neuen SchafbergBahn-Talstation.

Errichtet wurde die neue Talstation in Hybrid-Bauweise. Den Kern bildet ein massiver Betonbau mit einem Shed-Dach aus Holz und großflächiger Fassaden-Verglasung. Nach dem Abriss der bestehenden, aus den 1960er-Jahren stammenden Talstation im März 2021, erfolgte der Spatenstich nur ein Monat später.

ErlebnisQuartier: Nachhaltigkeit steht im Zentrum

Sowohl bei der Planung als auch im gesamten Bauprozess wurde das Thema Nachhaltigkeit großgeschrieben. Beispielsweise wurde bereits in der Planungsphase Wert auf nachhaltige Lösungen bei der Energie- und Wärmeversorgung gelegt, das Heizsystem von Öl auf eine Wärmepumpe umgestellt sowie auf einer Fläche von 850 Quadratmetern eine Aufdach-Photovoltaikanlage mit 156 kWp installiert.

1893 ist die SchafbergBahn erstmals auf den Gipfel des Schafbergs gefahren – und 130 Jahre später dürfen wir uns zum Jubiläum ein sehr besonderes Geschenk machen. Wir haben hier in den vergangenen zwei Jahren keinen Stein auf dem anderen gelassen und ein wirklich attraktives Gebäude mit großem Mehrwert und Erlebnis-Charakter für unsere Gäste geschaffen.

Mario Mischelin, Geschäftsführer der Salzburg AG Tourismus GmbH

Das neue Abfahrtsgebäude der SchafbergBahn liegt fußläufig zur Anlegestelle der WolfgangseeSchifffahrt und schafft so eine zeitgemäße Verbindung zwischen den beiden Attraktionen im Salzkammergut, der Wolfgangsee-Schifffahrt und der SchafbergBahn.

Die Salzburg AG investierte in den Neubau der Talstation über ihren Geschäftsbereich Tourismus rund 7,5 Millionen Euro und schrieb einen europaweiten Architekturwettbewerb aus. Gesucht wurde ein sowohl funktionaler Entwurf als auch einer, der sich möglichst harmonisch in die Seen- und Gebirgslandschaft des Salzkammergutes einschmiegt.

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Der Kern der alten Talstation stammt aus den 1960er-Jahren, das Gebäude wurde vollkommen abgerissen.

Insgesamt 54 Projekte aus ganz Europa wurden für die Umsetzung der Talstation eingereicht, die unter anderem an der Anlegestelle St. Wolfgang Schafbergbahn auf der MS Salzburg der Bevölkerung präsentiert wurden. Letztendlich wurde der Entwurf des Salzburger Architektenbüros dunkelschwarz ZT OG zum Siegerprojekt gekürt und im Jänner 2020 erstmals vorgestellt, später auch von den Architekten persönlich der Öffentlichkeit präsentiert.

Umzug ins Container-Dorf

Für die Bauphase wurde bei der Talstation auf zwei Ebenen ein eigenes, temporäres Container-Dorf „Talstation SchafbergBahn“ aus 42 mobilen Büro-Containern errichtet. So lief der Betrieb der Bahn auch während des Neubaus ungestört weiter.

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Ein extra errichtetes Container-Dorf diente während der Bauphase als Ausweichquartier für die Bahnstation.

Bereits im Vorfeld und auch parallel zum Neubau der Talstation wurden zudem die Gleisanlagen der SchafbergBahn saniert. Auch die Energie- und Wasserversorgung der Betriebsgebäude im Tal und am Berg wurde modernisiert. In Summe war das gesamte, von 2018 bis 2022 laufend Sanierungsprogramm der SchafbergBahn rund 30 Millionen Euro schwer.

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Tradition und Moderne

„Unser Ziel war es, nicht nur ein zeitgemäßes Gästezentrum für die SchafbergBahn zu schaffen, sondern gleichzeitig die lange Tradition der SchafbergBahn mit der Moderne zu verbinden“, so Michael Baminger, CEO und Vorstandssprecher der Salzburg AG. „Unter dem Motto ‚weg vom reinen Bahnhof hin zu einem interaktiven ErlebnisQuartier‘, bieten wir in Zukunft großzügige und ganzjährige Veranstaltungsflächen, qualitative Gastronomie mit Shoppingerlebnis und eine interaktive Ausstellung“, ergänzt Mario Mischelin, Geschäftsführer der Salzburg AG Tourismus.

Baukräne statt Gipfelkreuz

Auch auf dem Gipfel des Schafbergs wird neu gebaut. Geplant ist die Errichtung eines „einzigartigen Gipfelerlebnisses“ mit 4-Stern-Hotel und attraktivem Gastronomieangebot auch für Hotel-fremde Personen. Eine der zentralen Vorgaben der Ausschreibung lautet: Nachhaltigkeit.

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Ostansicht der geplanten Station auf dem Gipfel des Schafbergs bei St. Wolfgang.

„Ein zeitgemäßes Hotelprojekt auf der Spitze des Schafbergs würde unsere Angebotspalette am Standort Salzkammergut ideal ergänzen. Ein Hotelneubau auf der Spitze des Schafbergs hat das Potenzial zu einem touristischen Leuchtturm der Region zu werden, der der gesamten Tourismuswirtschaft im Salzkammergut neue Impulse verleiht“, meinte Daniela Kinz, damals Co-Geschäftsführerin der Salzburg AG, Mitte 2022.

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Westansicht des geplanten Komplexes mit Hotel auf dem 1.783 Meter hohen Schafberg.

Sechs Architekturbüros reichten im Rahmen eines internationalen Architekturwettbewerbs ihre Entwürfe für das Projekt „Gipfelerlebnis Schafberg“ ein. Der Wettbewerb war allerdings eher als Machbarkeitsstudie angelegt. Auf Platz 1 landete der Entwurf des Büros Valentiny hvp Architects aus Luxemburg, der einen kompletten Neubau des Objekts auf dem Gipfel vorsieht.

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„Aus Respekt zum Berg und zur Natur muss die Architektur sich eindeutig unterordnen, geht es doch letztendlich darum, die Schönheit am Schafberg für die Menschen zu erhalten und erlebbar zu machen“, kommentiert Architekt Francois Valentiny seine Pläne.

Denn die Herausforderung liegt nicht nur in der exponierten Lage des geplanten Neubaus, sondern auch in einer einzigartigen landschaftlichen Umgebung. Daher spielen Themen wie Minimierung der Bodenversiegelung, Erhalt der Artenvielfalt und Naturschutz bei der Planung und in weiterer Folge auch während der Bauphase eine wichtige Rolle.

Aus Respekt zum Berg und zur Natur muss die Architektur sich eindeutig unterordnen, geht es doch letztendlich darum, die Schönheit am Schafberg für die Menschen zu erhalten und erlebbar zu machen.

Francois Valentiny, Architekt des Siegerprojekts für die Gipfelstation

Baustart noch offen

„Das Siegerprojekt schafft es am besten den Spagat, der sich aus den Ansprüchen der herausragenden Landschaft, Naturschutz, Gipfelerlebnis, intensiver touristischer Nutzung und technischer Innovation des späten 19. Jahrhunderts ergibt, durch markante und maßstäbliche Selbstverständlichkeit zu überbrücken“, ergänzt Gerhard Mitterberger, selbst Architekt und Vorsitzender der Jury. 

Baustart und -phase für die Gipfelstation sind allerdings noch offen.

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Knapp 290.000 Gäste beförderte die SchafbergBahn (Spurweite: 1.000 mm – Meterspur) im Jahr 2022. In der Zeit vor Corona waren es allerdings jährlich rund 340.000 Fahrgäste. Gemeinsam mit der WolfgangseeSchifffahrt, die 2022 knapp 500.000 Passagiere an Bord begrüßte, zählt die SchafbergBahn mit dem neuen ErlebnisQuartier zu den Leuchturmprojekten der Tourismusregion um Schafberg und Wolfgangsee.

Am 1. August 1893 brachte ein Dampfzug die ersten sieben Fahrgäste auf den Schafberg hoch über dem Wolfgangsee. Die Zahnradbahn galt damals als ein Meisterwerk der Mobilität. Noch heute begeistert die kühne Streckenführung. Bei jeder Fahrt überwindet die SchafbergBahn, die 2006 von der Salzburg AG übernommen wurde, knapp 1.190 Höhenmeter.

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SchafbergBahn und WolfgangseeSchifffahrt bilden eine touristische Einheit am Wolfgangsee.

Die Salzburg AG Tourismus GmbH zählt zu den wichtigsten Leitbetrieben im Tourismus. Als 100-Prozent-Tochter der Salzburg AG betreibt das Unternehmen mit der SchafbergBahn, der WolfgangseeSchifffahrt, der FestungsBahn auf die Festung Hohensalzburg sowie dem MönchsbergAufzug und dem Museum WasserSpiegel in der Stadt Salzburg fünf touristische Besonderheiten und vermarktet diese unter dem Titel „Fünf Schätze“.

Text: Albert Sachs
Fotos: Salzburg AG
Fotos: Salzburg AG/Foto Neumayr – Franz Neumayr, Christian Leopold
Fotos: dunkelschwarz ZT OG
Fotos: Valentiny hvp Architects

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