Der „Wohn-Wald“ von Groningen
Hat das Büro Powerhouse Company die Hand im Spiel, steht Nachhaltigkeit im Vordergrund. So auch beim Projekt „HOLT“, das dem niederländischen Groningen nun einen lebenswerten „Wohn-Wald“ beschert.
Hitparaden der „gesündesten Orte zum Leben“ gibt es viele. Was die meisten gemeinsam haben, ist, dass niederländische Städte weit oben in den Rankings landen. Einer Studie des Beratungsunternehmens Arcadis zufolge haben die Niederlande auch einen nationalen „Sieger“: Die Universitätsstadt Groningen, die sich seit Jahren intensiv um Radwege und Grün bemüht. Dass dort jetzt ein ganz besonderes, nachhaltig-grünes Viertel entstehen wird, kommt somit nicht von ungefähr. Der kurze Name des spannenden Projekts lautet „HOLT“. Und es soll einen lebenswerten „Wohn-Wald“ an die Schnittstelle von Stadt und Natur setzen.
Entwickelt wird HOLT von MWPO, Nijestee und Nijhuis Bouw. Den Wettbewerb für diese grün-gesunde Nachbarschaft hat jüngst das Büro Powerhouse Company gewonnen.
Im Fokus: Lebensqualität
Die Rotterdamer Architekten sind für ihre nachhaltigen Konzepte bekannt. Bei HOLT kooperiert das Team mit Houben/Van Mierlo, Vector-i und den Landschaftsgestaltern von DELVA. Das große Ziel: Groningen soll ein neues Stadtquartier bekommen, das mit höchster Lebensqualität in jedem Ranking Stockerlplätze macht.
HOLT wird nahe bei Groningens Martini-Krankenhaus errichtet. Die Anlage wird sich über ein rund 35.000 Quadratmeter großes Areal erstrecken. Elf neue Wohngebäude, ein Turm, drei Tore und ein Park werden das neue Stadtviertel definieren. Die 320 Wohnungen werden mit urbaner Dichte in waldähnlicher Umgebung gebaut. Das umliegende Corpus Kwartier soll dadurch zur lebendigen, vielfältigen Nachbarschaft werden.
Unser Plan vereint Wohnen, Natur, Wirtschaft und Stadt im Einklang mit Groningens eigenen großen Ambitionen
Kristiaan Capelle, MWPO
HOLT entsteht da, wo Stadt und Wald zusammentreffen. Eine kompakte Gebäudemasse wird dort ein bunt gemischtes Programm ergeben. Und zwar mit sehr viel öffentlichem Raum. Üppiges Grün, Wasser, Verkehr, Ökologie und Bauten sollen sich zu einem Ökosystem verbinden. Die Powerhouse Company Spezialisten wollen einen veritablen „Wohn-Wald“ schaffen, indem sie Grünzone und bebaute Flächen zusammenführen.
Die Stadt und das Grün treffen in HOLT aufeinander – eine spannende und direkte Konfrontation
Janneke van der Velden, Assoziierte Architektin Powerhouse Company
Der Plan für HOLT denkt den Klimawandel und die daraus folgenden Probleme präzise mit. Und er macht sich die Kraft der Natur zunutze: Wälder sind von Natur aus klimaresistent. Ihr Boden absorbiert wesentlich mehr Regenwasser als gepflasterte Umgebung.
Kühles Grün statt Hitzeinseln
Zudem ist es unterm grünen Dach der Bäume um rund vier Grad kühler als in urbanen Zonen. Um den Bedarf an Kühlung zusätzlich zu senken, wählten die Architekten helle Fassaden. Denn diese reflektieren Sonnenlicht und absorbieren weniger Wärme als dunkle Materialien.
Die Gebäude und das radikale Grün treten in einen Dialog und bilden ein Ökosystem für Flora, Fauna und Menschen
Stefan Prins, Architekt & Powerhouse Company Partner
Bei der Konstruktion des „Wohn-Walds“ ist Kreislaufwirtschaft oberstes Gebot, betonen die Planer. Recycelte Baumaterialien zu verwenden verstehe sich also von selbst. Ebenso, wie die Errichtung demontierbarer Strukturen. Wo immer möglich, soll nachhaltiges Brettsperrholz zum Einsatz kommen. Schließlich hat es auch das Plus, besonders CO2-bindend zu sein.
Auf Groningen zugeschnitten
Das Design der Neubauten nimmt kleine, würdige Anleihen bei der Geschichte der Stadt Groningen. Elegant geschwungene Gewölbe, Bögen und mit Ziegel verkleidete Gebäude kennzeichnen auch HOLT. Achtsame Details, die dem neuen Viertel ein Gefühl von Identität verleihen.
An der Spitze des Turms der neuen Anlage soll eine grüne Krone prangen. In ihrem Inneren ist eine Rooftop-Bar geplant. Ihr Äußeres soll wie ein ikonisches Leuchtfeuer über der Nachbarschaft schweben. Wie ein weithin sichtbares Zeichen der neuen Form des Wohnens. Und als Symbol für Groningens Status als gesündeste Stadt der Niederlande.
Gesundes Wohnen für alle
Neben Lebensqualität und Nachhaltigkeit stehen beim neuen „Wohn-Wald“ auch soziale Aspekte und Gemeinschaft im Fokus. Familien, Berufsanfänger, Fachkräfte, gefährdete junge Menschen und Senioren: Jeder soll in HOLT ein lebenswertes Zuhause finden.
HOLT bietet sozial nachhaltige Häuser, die das Zusammenleben fördern – für alle.
Bas van Mierlo, Houben & Van Mierlo Architecten
Viel öffentlicher Raum und Treffpunkte für Menschen jeden Hintergrunds sollen harmonisches Miteinander garantieren. Zusätzlich werden Wohnungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen geschaffen. Denn im neuen Viertel von Groningen soll betreutes Wohnen zum integralen Bestandteil der Gemeinschaft werden.
Viel Fachwissen für Groningen
Das Planungsteam für HOLT ging bei der Arbeit ins Detail. Erfahrene Berater verschiedenster Fachbereiche wurden konsultiert. So wurden etwa Klimaforscher Peter Kuipers Munneke und Wirtschaftsconsulter Guus Balkema hinzugezogen. Ebenso, wie Osaka Boomadvies fürs Thema Ökologie und Ingenieure des Unternehmens Nieman.
Beim Studio Powerhouse Company bezeichnet man den innovativen „Wohn-Wald“ als „Ergebnis unserer Vision vom Bauen und Leben in gesunden Städten und Nachbarschaften“. Dieses gebe Impulse für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Gegend ums Martini-Krankenhaus.
Nachhaltigkeit, groß geschrieben
Die preisgekrönten niederländischen Architekten sind international gefragt. Längst agieren sie auch von Studios in Peking, Oslo und München aus. Mit Projekten wie ihrem schwimmenden Büro aus Holz oder dem Masterplan fürs Codrico-Gelände in Rotterdam haben sie sich hohes Renommee als Meister umweltfreundlichen Bauens verschafft.
Dass Top-Wohnqualität in nachhaltigen Neubauten erschwinglich sein kann, beweist Powerhouse Company zum Beispiel mit dem Holz-Komplex „Valckensteyn“. HOLT passt also nicht nur ausgezeichnet zum „gesunden“ Ruf der Stadt Groningen. Das schöne Projekt erweitert auch das beeindruckend „grüne“ Portfolio der Architekten, die es entworfen haben.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Powerhouse Company, Proloog