Eine Krone aus Holz
Star-Architektin Dorte Mandrup setzt einem Mixed-Use-Projekt in Göteborg die Krone auf. Und zwar eine aus Holz. Denn der neue Öko-Bau soll zur Ikone nachhaltiger urbaner Architektur werden.
Dass sich Star-Architektin Dorte Mandrup bestens mit Nachhaltigkeit auskennt, ist bekannt. Auch, dass ihr Umweltschutz am Herzen liegt und sie spektakuläre Öko-Bauten entwirft. Projekte wie „The Whale“, der „Bestseller Tower“ oder das Karlskronaer Kulturhaus liefern den Beweis dafür. Ein aktuelles Werk passt nun perfekt ins Portfolio der preisgekrönten Dänin: Ihr Büro hat den internationalen Wettbewerb für einen nachhaltigen Mixed-Use-Komplex in Göteborg gewonnen. Und diesem setzt Mandrup ihrerseits gleich eine edle Krone auf.
Neue Ikone der Nachhaltigkeit
Die Jury des vom schwedischen Immobilienunternehmen Vasakronan, der Stadt Göteborg und Swedish Architects organisierten Wettbewerbs wählte Dorte Mandrups Vorschlag aus 43 Beiträgen renommierter Büros. Immerhin soll das Bauwerk am Flussufer zu Göteborgs neuer Ikone in Sachen Nachhaltigkeit geraten. Markantes Merkmal des gemeinsam mit Bisgaard Landscape und Rambøll entwickelten Sieger-Projekts ist die ungewöhnliche Holzkrone, die dem ganzen Komplex seinen besonderen Look beschert.
Der 37.500 Quadratmeter umfassende Öko-Bau verfolgt das Ziel der Klimaneutralität. „Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, skulpturale Qualität in das große Volumen zu bringen. Und dass wir eine nachhaltige Konstruktion schaffen konnten, die Flexibilität im Laufe der Zeit ermöglicht“, kommentiert die Architektin ihren Wettbewerbserfolg.
Vasakronans Ambition habe es erlaubt, Konventionen in Frage zu stellen: „So war es möglich, ein zukunftssicheres Gebäude zu schaffen, das zugleich hohen architektonischen Wert besitzt“.
Öko-Bau mit Coolness-Faktor
Der „Kromet“ genannte Neubau besteht aus einer offenen, transparenten Basis. Diese verbindet die verschiedenen Ebenen der umliegenden städtischen Bereiche. Kai, Straße und Brücke werden dadurch dynamisch vernetzt.
Daraus ergibt sich eine urbane Zone mit buntem Coolness-Faktor: Nischengeschäfte, Co-Working-Einrichtungen, Fahrradwerkstatt, Restaurants und voraussichtlich ein Theater werden im und rund um den Öko-Bau für quirlige Atmosphäre sorgen. Passend dazu soll sich ein trendiges „Sourdough Hotel“ der „Urban Deli“-Bäckerei hier künftig um die Urlaubsbetreuung des Sauerteigs verreister Göteborger Brot-Selbstbäcker kümmern.
Auch dafür, dass das hippe Treiben nachts nicht zum Erliegen kommt, ist gesorgt: Wege und Straßen führen sowohl durch, als auch um den neuen Öko-Bau herum. Damit ist sicher, dass die öffentlichen Verbindungen auch dann nicht blockiert werden, wenn „Kromet“ selbst seine Pforten für hausfremde Personen schließt.
Glas und Holz
Die Basis der angehenden Nachhaltigkeits-Ikone hat eine leichte Glasoberfläche. Diese vermittle „Offenheit und Zugänglichkeit“, beschreiben die Vasakronan-Juroren: „Sie trägt eine Holzkrone mit einer einheitlichen und raffinierten Holzfassade, wobei die Glasoberflächen faszinierende Schattierungseffekte erzeugen“. Obendrein sei „Kromet“ ein unverwechselbares Gebäude mit starker, klarer Identität.
Neben Büros, Restaurants und Raum für kulturelle Aktivitäten wird die Krone verschiedene Wohnmöglichkeiten bieten. Auf dem Plan stehen Eigentums-, Miet- und Studentenapartments, aber auch Co-Living-Einheiten.
Frischluft und Grün für alle
Die Bewohner des Öko-Baus dürfen sich auf vieles freuen, das Lebensqualität verspricht: Überall auf der Holzfassade finden sich Balkone. Diese sind mit integrierten Pflanzenkästen ausgestattet und sollen als halbprivate, üppig begrünte Außenbereiche dienen.
Bienen auf dem Dach
Natürlich entsprechen auch die gewählten Pflanzen und Materialien dem Ziel der Nachhaltigkeit. Schwedische Hölzer, Sträucher und Gräser werden passend zu Gebäudehöhe und Mikroklima ausgewählt. Regenwasserspeicher und Bienenstöcke auf dem Dach werden in den Lebenszyklus integriert. Sie sollen zur biologischen Vielfalt beitragen.
Der Entwurf des Öko-Baus ist darauf ausgerichtet, die begehrte LEED Platinum Zertifizierung für energie- und umweltgerechte Top-Planung zu erreichen. So wird etwa Beton aus dem bestehenden Gebäude vor Ort zerkleinert und im Sockel wiederverwendet. Und recyceltes Glas findet neue Verwendung als Terrazzobeschichtung der Betonoberfläche.
Wandelbarer Öko-Bau
Was bleibt – oder, besser: neu erwächst – besteht aus Holz. Mit Säulen und Balken aus Brettschicht-, sowie Böden und Wänden aus Brettsperrholz (CLT). Dadurch kann mit vorgefertigten Elementen gearbeitet werden, die ein flexibles Gebäude ergeben. Eines, dessen Räume und Funktionen im Laufe der Zeit geändert werden können. Damit das holz-gekrönte Meisterwerk seinen Ruf als Krone der Nachhaltigkeit auf lange Sicht behaupten kann.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Dorte Mandrup, TMRW, MIR