Die neue Heimat von Happy
Irgendwie kann Superstar Pharrell Williams offenbar ziemlich alles. Jetzt hat der Mann, den man vor allem als Musiker kennt, auch noch ein Hotel aus dem Boden gestampft. Und das macht wahrlich happy.
Können Sie sich noch an diesen Hit aus dem Jahr 2013 erinnern? Ist zwar schon eine Weile her, aber die Melodie klingt den meisten von uns sicher noch im Ohr. Hier der niedergeschriebene Refrain als kurzer Reminder:
Because I’m happy
Clap along if you feel like a room without a roof
Because I’m happy
Clap along if you feel like happiness is the truth
Because I’m happy
Clap along if you know what happiness is to you
Because I’m happy
Clap along if you feel like that’s what you wanna do
Genau, mit dem Mega-Hit „Happy“ wurde Pharrell Williams damals quasi über Nacht weltberühmt. Und weil der Typ echt was drauf hat, gilt er heute als ganz große Nummer im Pop-Zirkus. Deshalb haben inzwischen andere Superstars mit ihm Songs aufgenommen oder diese von ihm produzieren lassen. Ein kurzer Auszug: Daft Punk, Snoop Dogg, Beyoncé, Justin Timberlake, Miley Cyrus, Jay-Z, N’Sync, Britney Spears, Nelly und Madonna.
The Goodtime Hotel für Art-Deco-Fans
Dieses Superstar-Telefonbuch deckt sich übrigens ziemlich genau mit der Liste der Stargäste bei Williams letzter fetter Party: Sie alle waren gekommen, um seinen neuesten großen Wurf zu feiern – die Eröffnung von „The Goodtime Hotel“. Denn eben dieses fand dieser Tage den Weg aus Williams Kopf hinaus in die Realität.
Seit wenigen Wochen lockt es Stars und andere Menschen mit ausreichend Kohle (ab ungefähr 250 € pro Nacht) nach Miami. Denn das Ziel dieses Beton gewordenen Musikerstraums ist klar definiert: Mit einer neu interpretierten Art-Deco-Ästhetik und mehr als 10.000 Quadratmetern Nutzfläche soll The Goodtime Hotel in South Beach zum neuen Treffpunkt der Stars in der Metropole werden.
Doch die wahren Stars sind laut Williams natürlich die 266 Zimmer und Suiten mit Blick nach Osten auf den Atlantik oder nach Westen auf die Biscayne Bay. Denn diese spielen – wenig überraschend – alle Stückerl: maßgefertigte Betten. Maßgefertigte Bettwäsche. Bänke mit Leopardenmuster. Teppiche mit einem Muster aus nassen Fußabdrücken verlaufen entlang der Korridore. Und an mancher Wand hängt ein rosa Telefon mit klassischer Wählscheibe, das die jüngeren Stargäste wohl nur noch aus dem Museum kennen. Wenn überhaupt.
Ein Hotel für Zeitreisende
Mehr als 4.500 Quadratmeter Einzelhandel im Erdgeschoss, ein Fitnessstudio in fast vergessenem Pomp-Chick und eine Bibliothek in Pfirsichfarben runden die Ausstattung des Goodtime Hotel ab.
Tatsächlich fühlt man sich als Gast des The Goodtime Hotel irgendwie in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts verfrachtet. Zeitreise, sozusagen. Und das ist freilich pure Absicht, wie Pharrell Williams stolz unterstreicht: „Wir wollen, dass das Goodtime Hotel ein Gefühl der Wiederbelebung einer vergangenen Welt vermittelt. Wir wollen aber auch, dass es diesen seltenen, aufregenden Nervenkitzel spürbar macht, der einen überkommt, wenn man etwas Besonderes entdeckt.“
Williams ist nicht ganz allein
Was das genau heißen soll? „Es ging mir um dieses adrenalingetränkte Gefühl, eine ganz neue Umgebung und eine ganz neue Denkweise zu betreten. Dieser Ort wird eine natürliche gute Zeit für alle bieten, die hierher kommen.“
Klingt alles sehr lässig. Allerdings muss man schon die Kirche im Dorf lassen, wenn man Herrn Williams so zuhört. Denn auch wenn er natürlich als Berühmtheit seinen Kopf für dieses schöne Projekt hinhält, ist die ganze Sache keineswegs allein auf seinem Mist gewachsen. Das Interior-Design, also alles von den gewählten Pastellfarben bis zu den Retro-Korbmöbeln, stammt aus der kreativen Feder von Ken Fulk. Die New Yorker Architektur-Experten von Morris Adjmi wiederum entwarfen das Gebäude und die Profis von Raymond Jungles die Landschaftsarchitektur. Nicht zu vergessen jener Mann, dem das Objekt gehört und der das Hotel auch betreiben wird: Unternehmer David Grutman.
Der Mann besitzt in Miami bereits mehrere Restaurants und Nachtclubs und hatte nach eigenen Worten schon immer den Wunsch gehabt, sein „Gastgewerbeökosystem“ mit einem Hotel zu „vervollständigen“. Das ist ihm nun gelungen und so kommentiert er stolz: „Wenn man im Hotel ankommt und durch unsere Türen geht, wollen wir, dass jeder das Gefühl hat, dass seine Sorgen und Ängste draußen geblieben sind.“
Die Pandemie als Chance für viel
Das kann man durchaus als Anspielung auf die für viele Menschen durchaus schwierige Zeit in der Pandemie verstehen. Schließlich macht man auch gar kein Hehl daraus, dass der Zeitpunkt der nun über die Bühne gegangenen Eröffnung bewusst gewählt war. Stichwort: Erhofftes und/oder erwartetes Ende der Pandemie. In Anbetracht der Tatsache, dass die Leute sich danach sehnten, wieder zu reisen, habe man die Hoffnung, dass das Goodtime Hotel gerade zur richtigen Zeit eröffnet habe. Zumal Südflorida derzeit für viele eine bevorzugte Reisedestination sei.
Falls es einen „Nettogewinner nach der Pandemie“ gebe, stünden die Chancen auf diesen Titel für Miami ausgesprochen gut, ist sich Grutman offenbar sehr sicher. Nicht zuletzt deshalb plant er noch in diesem Jahr die Eröffnung dreier weiterer Restaurants in der historischen Firestone-Garage in Miami Beach.
Und wenn dieser Plan so aufgeht, wie er sich das vorstellt, dann kann Pharrell Williams wohl im Namen aller – Investoren, Kreativ-Büros, Architekten, Betreiber und Gäste – lauthals singen: „Because I’m happy …“
Text: Johannes Stühlinger
Bilder: The Goodtime Hotel