Die grünen Türme von Beverly Hills
Wo sich Film-Stars gern tummeln, entsteht eines der größten Umweltprojekte der USA: „One Beverly Hills“ setzt grüne Türme und Gärten neben legendäre VIP-Hotels. Ein grünes „Dreieck“ nach dem Masterplan von Foster + Partners, das öffentliche Zonen und – natürlich – neuen Luxus bietet.
Ein erster Blick auf die Entwürfe erinnert an Stefano Boeris berühmte Mailänder „Vertical Forest“ Hochhäuser oder sein Projekt „Smart Forest City Cancun“. Auch Vincent Callebauts Konzept „Paris 2050“ und der faszinierende „Rainbow Tree“ kommen in den Sinn. Allerdings: Dass ähnlich Visionäres nun im County Los Angeles wachsen soll? Direkt neben dem, seit den 1950er Jahren legendären „Beverly Hilton“ Hotel, wo Film-Stars jährlich ihre Golden Globes erhalten? Ja, so ist es. Und das Projekt „One Beverly Hills“ hat das Potenzial, selbst ein „Star“ zu werden. Weil es öffentliches Grün und zugleich neuen Luxus schafft. Und weil es zu den größten, ambitioniertesten Umweltprojekten der USA zählt.
Nachhaltigkeit, groß geschrieben
Die rund 69.000 Quadratmeter umfassende Anlage liegt zwischen Wilshire und Santa Monica Boulevard. Wie ein geschmackvolles „Torten-Dreieck“, das Kaliforniens ehrgeizige Ziele in Sachen Nachhaltigkeit sogar noch übertreffen soll. Der Masterplan dazu stammt vom renommierten Büro Foster + Partners, als ausführendes Team wurden Gensler Architects engagiert. Die Landschaftsplanung obliegt dem mit der Region bestens vertrauten Studio RIOS aus Los Angeles. Und als Entwickler fungieren Alagem Capital Group und Cain International.
„One Beverly Hills“ ist dazu konzipiert, ein markantes, vielseitiges Mixed-Use-Resort ins weltbekannte Beverly Hills zu setzen. Das Gelände vereint mehrere Grundstücke, die an die dortigen VIP-Treffs „Waldorf Astoria“ und „Beverly Hilton“ grenzen. Das neue Projekt wird den Bereich um drei ökologisch nachhaltige Wohntürme bereichern. Rundum begrünt, werden sie Beverly Hills‘ höchste Bauten sein: Der 32-stöckige „Santa Monica Residences Tower“ wird 125 Meter erreichen, die 28-stöckigen „Garden Residences“ 112.
Alte Pracht, neu integriert
Ein drittes, zehnstöckiges Gebäude wird ein Luxushotel mit 42 Suiten, ein Restaurant und 37 Eigentumswohnungen beherbergen. All dies eingebettet in acht Hektar botanischer Gärten. Zugleich wird alte Pracht zu neuem Glanz geführt: Das von Welton Becket designte, ikonische „Beverly Hilton“ bekommt eine neue Lobby. Auch Zufahrt, Ballsaal und Pool werden neu gestaltet. Und 36 Cabana-Zimmer werden hinzugefügt. Ebenso, wie ein modernes Konferenzzentrum mit einladenden Ruhezonen im Freien.
Und, überhaupt: „One Beverly Hills“ wird die bestehenden Gebäude – also auch das „Waldorf Astoria“-Hotel – nahtlos ins schöne grüne Dreieck integrieren.
Die beiden spektakulären Wohntürme sollen nicht nur den Bewohnern einen grandiosen Blick auf den Pazifik und die Berge bieten. Ihre üppig bepflanzten Fassaden sind auch dazu gedacht, das Gesamtbild von „One Beverly Hills“ optisch mit der Landschaft des benachbarten „Los Angeles Country Club“ zu verschmelzen. Mit geschwungenen, sanften Formen und übergroßen Balkonen fügen sich die Hochhäuser angenehm unaufdringlich in ihr Umfeld ein.
Symbolisches „Tor“
„Das Design von One Beverly Hills ist sensibel für die Geschichte und die reichen Traditionen Kaliforniens. Eingebettet in üppiges Grün, verbinden sich die organische Architektur und die Landschaft zu einem symbolischen Tor, das sehr stark an seinen Ort gebunden ist“, formuliert Foster + Partners Studio-Chef David Summerfield.
Grünes Herz für Beverly Hills
Das wahre Herzstück des Masterplans ist allerdings der botanische Garten. Das Team von Foster + Partners hat für diese nachhaltige Oase eine erhöhte Plattform entworfen. Diese wird von der Westseite des Grundstücks zum Beverly Hilton hin gebaut. Mehr als 40 Baum- und 250 Pflanzenarten aus 13 verschiedenen botanischen Regionen Kaliforniens sollen dort künftig gedeihen.
Umweltfreundliche Oase
Das Konzept zielt darauf ab, eine umweltfreundliche Zone zu schaffen, die zum Verweilen und Entspannen lädt. Rund die Hälfte der Grünanlage soll öffentlich zugänglich sein. Skulpturen, Wasserspiele, schattige Sitzbereiche, um die drei Kilometer an Spazierwegen und andere Annehmlichkeiten sind vorgesehen.
Die gesamte Gartenfläche des „One Beverly Hills“ wird über ein umfangreiches Grauwassersystem bewässert. Durch Regen- und recyceltes Grauwasser soll 100-prozentige Nachhaltigkeit erreicht werden.
Eine gemeinschaftliche Naturschutz-Organisation wird den Betrieb überwachen. Diese wird sich aus Gemeindevertretern und Schulleitern, sowie Repräsentanten der Hotels und Bewohnern zusammensetzen. Außerdem soll sie vor Ort Bildungsprogramme organisieren. Denn immerhin soll „One Beverly Hills“ zum Maßstab für ökologische Nachhaltigkeit werden. Auch, indem die Anlage moderne Technologien kombiniert, um Emissionen sowie Energieverbrauch drastisch zu senken.
Klimaschutz als oberstes Gebot
Das Projekt ist mit einer Photovoltaikanlage, zentralem Batterie- und Energiespeicher-System mit Kaltwasser ausgestattet. Auch bei den neuen Gebäuden wird auf Umweltschutz geachtet: Gebaut wird aus recycelten, CO2- und schadstoffarmen Materialien.
Das Gelände ist so konzipiert, dass es zur Fortbewegung zu Fuß oder per Fahrrad einlädt. Dass ein Leben ohne Auto in Los Angeles und Umgebung nach wie vor kaum vorstellbar ist, wurde bedacht. Weil Klimaschutz aber Vorrang haben soll, sind umfangreiche E-Lademöglichkeiten in der Tiefgarage natürlich Teil des Plans.
„Beim Entwurf geht es vor allem darum, mit der Natur zu arbeiten. Mit Gebäuden, die sich in die Landschaft einfügen und das Innere nach außen öffnen. Das Ergebnis ist ein nachhaltiges Ensemble, das im Einklang mit seiner Umgebung steht“, schildert Armstrong Yakubu, Senior Partner bei Foster + Partners.
Star-Architekt Norman Foster, Gründer und Chef des Büros, verweist auf die Geschichte der Region: „In seinen Anfängen war Beverly Hills landwirtschaftlich genutztes Flachland. Eine grüne Oase, die eine wachsende Urbanität nährte. Ein Jahrhundert später haben wir diese Inspiration aufgegriffen, um organische Architektur zu schaffen, die mit der Landschaft verschmilzt“.
Zum Vorteil der ganzen Stadt
Wichtiges Ziel ist es, eine gemeinsame Ressource für die Stadt wachsen zu lassen. Die kalifornische Kultur verdankt, so Foster, ihren Reichtum der Vielfalt der Einflüsse. Und diese sieht der Architekt untrennbar mit dem dringenden Bedürfnis nach Nachhaltigkeit verbunden: „Wir begrüßen die Gelegenheit, einen ganzheitlichen Masterplan zu erstellen, der auf einem grünen Ansatz für das gesamte Gebiet basiert.“ Die Eröffnung des visionären Projekts „One Beverly Hills“ ist für 2026 geplant.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: DBOX / Foster + Partners