Der Heldenturm von Knokke-Heist
Als eines der höchsten Gebäude an Belgiens Küste soll er zum Wahrzeichen des Badeortes Knokke-Heist werden: Der fast 70 Meter hohe, extravagant geformte „Heldenturm“. Ein Mixed-Use-Komplex, bei dessen Design das Büro Neutelings-Riedijk wohl stets die See vor Augen hatte.
Leuchttürme an Küsten sind meist nichts Besonderes. Leuchtturmprojekte ebendort indes eher die Ausnahme. Das Bauwerk, das derzeit im Badeort Knokke-Heist entsteht, hat allerdings durchaus Signalfunktion: Der „Heldenturm“ ist ein Mixed-Use-Komplex, der mit fast 70 Metern zu den höchsten Gebäuden an Belgiens Küste zählen wird. Und das außergewöhnliche Design des Rotterdamer Büros Neutelings Riedijk macht ihn nicht nur zu einem leuchtenden Beispiel innovativer Architektur. Es erfüllt auch den Wunsch der Bauherren, Knokke-Heist ein unübersehbares, eindrucksvolles Wahrzeichen zu schaffen.
Mit seiner geschwungenen Form soll der Heldenturm alle Blicke auf sich und die Schönheit der Nordseeküste lenken. Das skulpturale Volumen wird mit zunehmender Höhe schlanker und hat abgerundete, gläserne Kanten, die die Räume im Inneren erweitern. Die Glashülle und Keramikplatten mit vertikalen Linien verleihen der Fassade einen extravaganten Look.
Markantes Spiel mit Licht und Wellen
Die Außenhaut des Neubaus wird sich mit spielerischen, wechselnden Reflexionen in die natürliche Umgebung einfügen. Selbst „wellig“ und spiegelnd, passt der Neubau superb ins von Meer und Strand geprägte Bild des Badeorts.
Drei Teile, eine Komposition
Der Plan sieht ein Ensemble aus drei Geschossen vor, die zusammen eine städtebauliche Komposition ergeben: Zwei Wohntürme ruhen auf einem Sockel, der Platz für Gastronomie und Einzelhandel bietet. Ergänzt wird der Komplex durch einen niedrigen Pavillon, der weitere Lokale beherbergt, und eine Tiefgarage, die die drei Trakte miteinander verbindet.
Standort und Name des „Leuchtturms für belgische Badeorte“ kommen nicht von ungefähr. Der Neubau wird auf dem Gelände des berühmten Grand Hotel-Casino Kursaal errichtet. Also just da, wo der Tourismus in und um Knokke-Heist einst seinen Anfang nahm. Nach dem Ersten Weltkrieg bemühte man sich, die Seebäder besser zugänglich und attraktiver zu machen. Auch die Ortsteile Knokke und Het Zoute, die bis dahin vorwiegend aus Poldern und Dünen bestanden.
Denkmal & Zukunftshoffnung
Am Ende des Zweiten Weltkrieges brannten deutsche Truppen den Kursaal nieder. An seiner Stelle entstand nach dem Krieg der Heldenplatz. Jetzt soll der von SALT & dvlp entwickelte Heldenturm die bewegte Geschichte des Ortes würdigen. Als neue Ikone, die die Identität von Knokke-Heist repräsentiert. Aber auch als zukunftsweisende „Visitenkarte“, die Investoren lockt. Und natürlich als Attraktion für Einwohner und Gäste.
Der geplante Baubeginn fiel ins „Corona“-Jahr 2020. Ein Termin für die Fertigstellung steht noch aus. Die Wohnungen im Heldenturm werden allerdings bereits beworben. Und was das Projekt Plänen und Bildern der entsprechenden Website zufolge bieten wird, kann sich sehen lassen. Denn das Team von Grain Design setzt den eleganten Stil der Neutelings Riedijk Architekten im Inneren fort. Doppelhohe Räume, weitläufige Terrassen und große Fensterflächen versprechen besten Wohnkomfort, grandiosen Ausblick und viel Tageslicht.
Frische-Kur für Knokke-Heist
In die Kategorie „preisgünstig“ werden die Apartments im Heldenturm vermutlich nicht fallen. Immerhin erreichten Ferienimmobilien vor Ort schon bisher Spitzenpreise von bis zu 33.000 Euro pro Quadratmeter. Zudem will sich der mondäne Badeort nahe der niederländischen Grenze insgesamt eine Frischekur verpassen.
Bisher gilt Knokke-Heist als feiner Tipp für kunstaffine Nordsee- und Naturliebhaber. Bald sollen Initiativen rund um Verkehr und Mobilität, ein Landschaftsgarten und neue Elemente auf den Plätzen für mehr Annehmlichkeiten sorgen. Auch die Elizabetlaan und die Umgebung werden neugestaltet.
Modernes Baujuwel am Strand
Dass der neue Heldenturm künftig das architektonische Juwel der Küstenregion bilden wird, steht außer Frage. Nicht nur, weil sich sein Design erholsam von jenem der vielen Apartmenthäuser abhebt, die den schönen, 12 Kilometer langen Sandstrand säumen. Sondern auch, weil das renommierte Büro Neutelings Riedijk für aufsehenerregende Bauten bekannt ist.
Das ebenfalls von den Rotterdamer Architekten entworfene Naturalis Biodiversity Center in Leiden zum Beispiel ist mehrfach preisgekrönt. Und mit dem ebenfalls bereits ausgezeichneten Brüsseler Gare Maritime hat das Team Europas größtes CLT-Projekt geschaffen. Knokke-Heist darf sich also getrost auf ein besonderes Gebäude freuen. Auf eines, das dem Begriff „Leuchtturmprojekt“ alle Ehre macht.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: SALT / G2 architectural graphics, Neutelings Riedijk / Sarah Blee, Scagliola Brakkee