Der etwas andere William

Eines der größten Holzbauprojekte in London wird 2023 Form annehmen: The William. Das gemischt genutzte Objekt aus der Projektpipeline von Foster + Partners wird nach seiner Fertigstellung kohlenstoffneutral sein. Der ökologische Fußabdruck des umweltfreundlichen Baumaterials, CLT, die Abkürzung für Cross Laminated Timber, beziehungsweise Brettsperrholz, ist im Vergleich zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen um ein vielfaches geringerer.

Schon in Madrid haben die Briten ein Bürogebäude revitalisiert, das Ombú, bei dem die Kohlenstoffemissionen mit den Pariser Klimazielen vereinbar sind. Und die Begeisterung von Foster + Partners für den Holzbau fand bereits in der Errichtung eines Kaufhauses in dieser Bauweise sowie eines handgefertigten Dachs für eine Luxusvilla seinen Ausdruck.

The William: Gemischt genutzte neue Londoner „Landmark”

Mit dem ehrgeizigen neuen Projekt in London setzt Foster + Partners nun sein wachsendes Engagement bei Bauten mit modernen Holzwerkstoffen fort. Das gemischt genutzte Objekt The William zeichnet sich durch nachhaltiges Design aus. Es wird nach Angaben des renommierten britischen Architekturbüros eines der größten Holzgebäude der Stadt sein.

The William wird Teil des größeren, drei Milliarden Pfund schweren Bauprojekts Queensway, London W2, sein. Es befindet sich im Londoner Stadtteil Bayswater am nördlichen Ende der Central London High Street. Die umfassende Neugestaltung des Stadtteils Queensway zielt darauf ab, das Angebot der Straße als Einkaufs-, Gastronomie-, Arbeits- und Reisemeile attraktiver zu gestalten und auszubauen.

Nach seiner Fertigstellung wird das Gesamtsanierungsprojekt sieben neue Gebäude, über 350 neue Wohnungen, 10.000 Quadratmeter neue Büroflächen, 530 Meter renovierte Ladenfronten und 500 Meter neue Einzelhandelsflächen umfassen.

Zahlreiche Verbesserungen für das Quartier

„Die Pläne sehen nicht nur neue Gebäude, großflächige Bepflanzungen, auch der Dächer und breitere Bürgersteige vor, sondern ebenfalls die Restaurierung denkmalgeschützter Gebäude. Hinzu kommt die Unterstützung bestehender Unternehmen und die Renovierung von Ladenfronten”, betont man bei Finchatton.

Weiters würde man im Stadtquartier für eine bessere Beleuchtung sowie für Verbesserungen an den Bahnhöfen Queensway und Bayswater sorgen. Finchatton ist einer der Projekt-Partner der für das Projekt maßgeblichen Immobilieninvestmentgesellschaft MARK.

Das Nachkriegsgebäude im Bestand, wo The William entsteht, wird der Abrissbirne zum Opfer fallen. Die Arbeiten für das neue Gebäude beginnen in 2023. Das Bauende wurde für 2026 angekündigt. Der Nutzermix sieht Büroflächen, Wohnungen und Einzelhandelsflächen vor.

Erschwinglicher Wohnraum

Die Struktur des Gebäudes wird hauptsächlich aus Brettsperrholz bestehen. „Mit sechs Etagen Büroflächen, Geschäften und 32 neuen Wohnungen, von denen elf zu erschwinglichen Preisen zu haben sein werden, ist The William ein integraler Bestandteil der Revitalisierung von Bayswater”, heißt es bei Foster + Partners (F+P).

Das Projekt ist nach William Whiteley benannt, dem gleichnamigen Gründer des nahe gelegenen Whiteleys-Kaufhauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dieses wird ebenfalls von Foster + Partners saniert. Die Arbeiten hierfür werden 2024 abgeschlossen sein. The Whiteley wird weitere 139 Wohnungen, rund 20 neue Geschäfte, Restaurants und Cafes sowie das Londoner Hospitality-Flaggschiff Six Senses Hotel and Spa bieten. Zusätzliche Features sind ein Kino und ein großes Fitnessstudio.

Top-Zertifizierung nach BREEAM-Standard

Mit modernen Apartments und Stadthäusern, die über große Außenbereiche und Deckenhöhen von bis zu sechs Metern verfügen, wird The Whiteley einige der außergewöhnlichsten Wohnungen in London bieten. Die Bewohner werden Zugang zu allen Dienstleistungen und Annehmlichkeiten des Six Senses haben – neben dem Fitnessstudio und dem Pool sind dies beispielsweise Kinderbetreuungseinrichtungen, Arbeitsräume sowie ein Musikzimmer.

Das altehrwürdige Gebäude beherbergte 1911 das erste Luxuskaufhaus Londons. Dieses Erbe wurde bei der Gestaltung des Gebäudes berücksichtigt und bewahrt.

Das William soll für seine energieeffiziente Bauweise die Nachhaltigkeits-Zertifizierung nach dem BREEAM-Standard in der Kategorie „Outstanding” erhalten, wobei BREEAM für „Building Research Establishment Environmental Assessment Method” steht.

Neben der Verwendung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft wird der Schwerpunkt auf der Maximierung der natürlichen Belüftung und des natürlichen Lichts liegen.

Angenehmes Arbeitsumfeld

Der Entwurf sieht großzügige Verglasungen, darunter zahlreiche Oberlichter vor, um so viel Sonnenlicht wie möglich im Inneren zu erhalten und den Bedarf an künstlicher Beleuchtung zu reduzieren. Die gut miteinander verbundenen, lichtdurchfluteten Räume plus der Angebotsmix sollen den künftigen Nutzern ein angenehmes Arbeitsumfeld bieten.

Ein großer Teil des Dachs und mehrere Terrassen werden begrünt sein. Das Gebäude wird so nach seiner Fertigstellung einen Netto-Null-CO2-Ausstoß vorweisen können. Dies setzt die Nutzung erneuerbarer Energiequellen voraus. Allerdings wurden diesbezüglich noch kaum Details bekannt gegeben.

Städtisches Begrünungsprogramm

Das Äußere des sechsstöckigen Gebäudes wird sich an der Umgebung orientieren, so die Immobilieninvestmentgesellschaft MARK, die die Baugenehmigung für das Projekt in Zusammenarbeit mit Finchatton und General Projects sichergestellt hat. Es fügt sich in das aktuelle Begrünungsprogramm von Queensway ein, das eine großflächige Bepflanzung dieser Londoner Verkehrsader vorsieht.

Hohe Lobby mit geschwungener Treppe

Für den Bau werden nur natürliche und verantwortungsvoll beschaffte Materialien verwendet. Im Erdgeschoss befindet sich eine Lobby in doppelter Raumhöhe mit biophilem Design und Kunstinstallationen sowie einer geschwungenen, skulpturalen Treppe aus organischen Materialien. Die Gestaltung der elf ebenfalls im Erdgeschoß befindlichen Shops ist im Stil des sanierten The Whiteley gehalten.

Die Begrünung der Terrassen und Dächer – von der Straße aus sichtbar – wird für biologische Vielfalt sorgen. Die Dachgärten runden die Annehmlichkeiten, die das Projekt bietet, ab. Von oben aus hat man den Blick über London und hinunter zum Hyde Park.

Gesamtprojekt Queensway umfasst sieben neue Gebäude

The William wird 8.361 Quadratmeter Bürofläche sowie 1.950 Quadratmeter Einzelhandelsfläche aufweisen. Das Gesamtprojekt Queensway umfasst in Summe sieben neue Gebäude. Zu den weiteren aktuellen Holzbauprojekten von Foster + Partners gehören ein rückbaubares Holzbüro in Spanien und ein Weingut in Frankreich.

Foster + Partners ist ein weltweit tätiges Studio für Architektur, Städtebau und Design, das vor mehr als fünfzig Jahren, 1967, von Lord Norman Foster gegründet wurde. Als internationales Büro mit weltweitem Ruf für durchdachtes und bahnbrechendes Design hat Foster + Partners unter anderem Londoner Ikonen wie „The Gherkin”, das Rathaus und den Great Court des British Museum sowie internationale Wahrzeichen wie den Reichstag in Berlin und den Apple Park in Kalifornien entworfen.

Text: Linda Benkö
Fotos: The Boundary