Wir dachten, 2019 würden wir längst alle unsere Heizung mittels Smartphone justieren. Aber wo bleibt das prophezeite Smart-Home? Wir haben uns auf die Suche begeben.

. Aber wo bleibt das prophezeite Smart-Home? Wir haben uns auf die Suche gemacht – und einen Österreicher gefunden, der diese spezielle Branche aufmischt.

Smart-home
Was ist das genau?

Der Begriff „Smart Home“ zielt auf das informations- und sensortechnisch aufgerüstete, in sich selbst und nach außen hin vernetzte Zuhause. Verwandte Begriffe sind „Smart Living“ und „Intelligent Home“. Enge Beziehungen gibt es im Allgemeinen zum Internet der Dinge und im Speziellen zu Smart Metering.

Eines gleich einmal vorweg: Die Infrastruktur ist längst da! Die Technik längst soweit! Allein, die User, die spielen noch nicht mit.

So sehen – überspitzt formuliert – die Smart-Home-Entwickler die Sache mit dem Smart Home, das eben noch nicht in unsere Wohnungen und Häuser Einzug gehalten hat. Schließlich stapelt sich in den Heimen der Österreicher längst die notwendige Technik, um Heizung, Lüftung und Stereoanlage mittels Smartphones steuern zu können.

Der User hinkt hinterher

Das große Aber: Dafür verwendet wird die Technik oft noch nicht. Die Waschmaschine wird nach wie vor lieber manuell eingeschaltet. Der Thermostat an der Heizung händisch hinauf- oder hinuntergeregelt, während man dabei gleichzeitig vielleicht sogar das Handy in der Hand hält. Vielen potenziellen Usern erschließt sich die Steuerung einfach (noch) nicht. Der praktische Nutzen ist offenbar noch zu wenig ersichtlich.

Doch das könnte sich nun endlich ändern! Denn die Zahl intelligenter Geräte wächst nicht nur rasant, die Anwendungsgebiete tun das ebenfalls. Laut einer Studie der International Data Corporation (IDC) wurden im Jahr 2018 rund 657 Millionen „Smart Home Devices“ verkauft – 2019 soll es ein Wachstum von 26,9 Prozent auf 832,7 Millionen Geräte geben.

Bis Mitte des Jahrhunderts prophezeien die Marktforscher dann ein weiteres Wachstum von jährlich im Durchschnitt 16,9 Prozent. Legt man die Gesamtzahlen aller internetfähigen Geräte zugrunde, sollen sogar etliche Milliarden neue Geräte pro Jahr das Licht der WWWelt erblicken.

2018 ging es darum, die Produkte in die Wohnungen der Konsumenten zu bringen, wobei sowohl Amazon wie Google durch kostengünstige Lautsprecher und Bündelangebote hier gepunktet haben.

IDC-Analyst Jitesh Ubrani

Parallel zu diesen digitalen Versprechungen, erobern smarte Gadgets derzeit in Windeseile immer neue Anwendungsbereiche. Macht derzeit Video-Entertainment – laut IDC mit einem Anteil von knapp der Hälfte – den Löwenanteil bei den Geräten des Smart Home aus, so sind Smart Speaker immerhin bereits die zweitstärkste Kategorie (rund 17%). Sie liegen damit bereits knapp vor den seit Jahren etablierten Alarmanlagen (rund 16%).

Viel Wachstumspotenzial wird aktuell auch bei intelligenter Heizungstechnik und Beleuchtung gesehen: Derzeit zusammen unter 10%, sollen diese beiden Kategorien bis 2023 zusammen stolze 40 Prozent der Smart Devices ausmachen (nach Stückzahlen, nicht nach Umsatz gerechnet).

Wo bleibt Apple?

nEin kräftiger Antrieb für das Wachstum der smarten Geräte liegt laut IDC darin begründet, dass immer mehr große Player mit neuen Produkten die Vernetzung vorantreiben – Stichwort Alexa (Amazon) & Co. Derzeit sind Amazon und Google zwar noch tonangebend, doch möchte Apple unbedingt groß mitmischen – und unternimmt diesbezüglich kräftige Anstrengungen: Mit dem HomePod zum Beispiel, der natürlich die Apple-Siri an Bord hat.

IDC-Analyst Jitesh Ubrani sieht eine logische Schritt-Für-Schritt-Entwicklung, die längst im Gange ist: „2018 ging es darum, die Produkte in die Wohnungen der Konsumenten zu bringen, wobei sowohl Amazon wie Google durch kostengünstige Lautsprecher und Bündelangebote hier gepunktet haben“, sagt der Experte. 2019 werde es nun verstärkt darum gehen, die verschiedenen Geräte miteinander zu verbinden und so für ein besseres Nutzererlebnis zu sorgen. Und natürlich neue Anwendungsgebiete zu erschließen.

Schulterschluss innerhalb der Branche

Denn intelligente Lautsprecher sind zwar schön, sie bringen den Endverbraucher aber auch noch lange nicht dahin, Heizung und Waschmaschine auf digitaler Ebene zu bedienen. Was also tun? Die IT-Giganten setzen darauf, dass bald weitere Gerätekategorien ihre Schnittstellen öffnen und damit dieses neue User-Verhalten schneller gelernt und somit normal wird. Gleichzeitig wollen große Produzenten von Haushaltsgeräten die Branche um sich scharen.

So haben die europäischen Hersteller Grohe, Miele und Viessmann einen „industrieübergreifenden Dialog“ gestartet, wie es bei der offiziellen Bekanntgabe Mitte März 2019 hieß: Man wolle das Smart Home „vom Spielzeug zu intelligenten Lösungen mit echtem Mehrwert“ weiterentwickeln.

Chinesen sind vorn dabei

Bei einem gemeinsamen regelmäßigen „Intelligent Living Summit“ sollen Branchenlösungen für die Digitalisierung von Wohnräumen erarbeitet werden. Um gleich einmal guten Wind zu machen, wurde dabei übrigens auch ein Fokus auf CO2-Reduktion versprochen.

Der chinesische Großkonzern Haier wiederum hat vor einigen Wochen bei der Branchenmesse AWE 2019 in Shanghai eine „markenumspannende globale Smart Home-Strategie“ für alle seine Consumer-Marken verkündet. Um die Relationen darzulegen: Mit einem weltweiten Marktanteil von 10,5% sieht sich Haier als Marktführer bei Haushaltsgeräten.

Ein Österreicher mischt kräftig mit

Aber auch in Österreich schläft man nicht – ganz im Gegenteil! Das Unternehmen Loxone, vor knapp zehn Jahren in Kollerschlag im Mühlviertel (OÖ) gegründet und heute mit 287 Mitarbeitern in zehn Ländern der Welt vertreten, ist in dieser ganz speziellen Welt ein wahrlich starker Player. Und geht eigene Wege: Man setzt nicht auf einzelne intelligente Gadgets, sondern positioniert sich als Systemlieferant für Smart Home-Komplettlösungen – und betrachtet sich selbst in diesem Bereich gar als Marktführer.

Martkführer mit 76 Millionen Euro Umsatz

Und das wohl nicht ganz zu Unrecht: In Österreich hat Loxone im Vorjahr 4.000 Stück des „Miniserver“ verkauft, dem Herzstück der hauseigenen Heimautomatisierung, damit sei jeder vierte Neubau damit ausgestattet worden. Der Umsatz 2018 wird mit 67 Millionen Euro angegeben, plus 17,5 Prozent im Vergleich zu 2017.

„Viele Kunden kommen über die automatische Beschattung auf das Thema Smart Home und erfahren dann, wie Loxone als Komplettlösung einem das Leben nicht nur bei diesem Thema erleichtern kann“, so Loxone-CEO Rüdiger Keinberger. Dank seines Systems „weiß das Haus selbst was zu tun ist und nimmt den Bewohnern zigtausende Handgriffe jährlich ab. Neben Komfort sind Sicherheit und Energieeffizienz wichtige Themen für unsere Kunden.“

Dank unseres Systems weiß das Haus selbst, was zu tun ist und nimmt den Bewohnern zigtausende Handgriffe jährlich ab. Neben Komfort sind Sicherheit und Energieeffizienz wichtige Themen für unsere Kunden.

Loxone-CEO Rüdiger Keinberger

Wo bleibt das Smart-Homte?
Österreicher mit Zug zur Weltspitze: Rüdiger Keinberger

Die Flut neuer Geräte mit intelligenten Steuerfunktionen nimmt Keinberger zur Kenntnis – und relativiert sie: „Hierbei handelt es sich um einzelne Produkte. Wenn jemand etwa nur ein Farblicht einsetzen will, können solche Gimmicks sinnvoll sein. Und sie tragen auch dazu bei, dass das allgemeine Interesse am Thema Smart Home zunimmt.“

Loxone sei dagegen aber „keine DIY-Lösung, sondern eine Komplettlösung, die für ein Hausleben lang gedacht ist und von unseren Partnern, zum Beispiel Elektrikern, verbaut wird. Der Kunde braucht sich um nichts zu kümmern. Auch nach einem Update funktionieren alle Schnittstellen einwandfrei.“

Datensicherheit wird noch wichtiger

Ein weiterer Unterschied, den das Unternehmen stark betont: Keine Cloud. „Wir bieten keine Cloudlösung, sondern eine auf Miniserver basierende Lösung an. Der Miniserver ist im Haus verbaut und es gilt der Grundsatz: Mein Haus. Meine Daten. Somit ist die Privatsphäre gewährleistet“, sagt Keinberger.

Tatsächlich spielen Themen wie Datensicherheit schon heute in den Köpfen vieler User eine nicht unwichtige Rolle, haben Umfragen ergeben. So dienten in den USA bekanntlich Mitschnitte intelligenter Lautsprecher schon mehrmals als Beweismaterial in Gerichtsverfahren – auch ein Gedanke, an den sich User erst gewöhnen müssen.

Und noch ein Thema kommt auf die Smart Home-User zu: Beispielsweise hat Smart Home-Ausrüster eQ-3, ein wichtiger Player auf dem Gebiet der Heimautomatisierung, vor einigen Wochen neue Software für seine Smart Home-Zentralen veröffentlicht. Ihr Zweck: Das Update schloss mehrere Sicherheitslücken, über die Unbefugte aus einem (bereits kompromittierten) Heimnetz auf die Haussteuerung theoretisch hätten zugreifen können.

Das bedeutet: Wie es die User von Handy oder Computer schon kennen, heißt es auch beim Smart Home: Stets auf dem neuesten Stand der Software bleiben – sonst ist irgendwann Schluss mit lustig.

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