Das Haus der Palmen
Im brasilianischen Praia do Forte haben Sidney Quintela Architecture and Urban Planning die Casa Brise entwickelt – ein Haus, bei dem der Innenraum von seiner palmenreichen Umgebung lebt. Und umgekehrt.
Praia do Forte, ein Badeort im sonnigen Brasilien. Die kleine Gemeinde liegt an der Ostküste des Landes im Bundesstaat Bahia, was übersetzt schlicht „Bucht“ bedeutet. Früher noch ein unbedeutendes Fischerdorf, zählt Praia do Forte mittlerweile zu den meistbesuchten Touristenregionen entlang der bahianischen Küste. Erreicht wird das kleine Örtchen über die Estrada do Coco, einer bekannten Fernstraße Brasiliens. Ihren Namen verdankt diese wenig überraschend den unzähligen Kokospalmenplantagen, die entlang der Strecke verlaufen. Sie machen den Großteil der einheimischen Flora aus und haben auch den Spitznamen der Kokospalmenküste zu verantworten.
Dementsprechend paradiesisch kann man sich die Umgebung der so genannten Casa Brise, die erst seit kurzem die Landschaft des Küstenorts schmückt, vorstellen.
Als jüngstes Projekt des portugiesischen Architekturstudios Sidney Quintela Architecture and Urban Planning zeichnet sich das Haus – ganz nach dem Vorbild der umliegenden Natur – vor allem durch haushohe Palmen aus, die das Anwesen säumen. Designt und ausgestattet im tropisch rustikalen Resort-Stil wollte man eine Vielfalt an Räumen zu schaffen, die einerseits möglichst viel Platz für verschiedenste Freizeitaktivitäten, aber auch die Unterbringung von Freunden oder Familie leicht zulassen. Realisiert auf insgesamt 580 Quadratmetern, die sich in drei Stockwerke unterteilen, mangelt es an ausreichender Fläche dafür aber nicht.
Ein Herz für Holz
Unter den verwendeten Materialien dominiert außen wie innen vor allem Holz. Die Fassade der Casa Brise besteht aus langen Holzpaneelen, die sowohl dekorative als auch funktionale Zwecke – wie beispielsweise als vertikale Jalousien – erfüllen. Darunter verbergen sich meterhohe Glasfronten, die den Anblick auf den üppig bepflanzten Palmengarten freigeben. Neben mehreren Holzdecks im Außenbereich finden sich zudem im Hausinneren mit Fensterrahmen, Türen, Deckenverkleidungen und Möbeln zahlreiche weitere Elemente, die den klaren Fokus auf Holz unterstreichen.
Das Farbkonzept wurde so gewählt, dass an der Außenfassade vor allem erdige Töne überwiegen, um ein möglichst stimmiges Bild mit der umliegenden Natur zu schaffen. Bei den Außenmöbeln sollen Grün- und Orangenuancen dem Freizeitbereich zusätzliches Leben einhauchen. Abgesehen vom Haus selbst gehören auch die angrenzende Pergola sowie ein freistehender Pavillon zum Anwesen. Dieser fungiert als sowohl als Meditationsraum und erweiterter Wohnbereich als auch als Spielzimmer. Neben einer eingelassenen Sitzecke im Stil der 70er-Jahre stellt der großzügige Swimmingpool das klare Highlight der Gartenanlage dar.
Tropischer Tempel
Auch im Inneren versprüht die Casa Brise tropisches Flair. Dank der vielen Zimmerpflanzen, der dunkel getäfelten Decken und der ausgewählten Designerstücke erweckt der Innenraum fast den Eindruck eines Nobelhotels in südlichen Gefilden. Das großzügige Wohnzimmer bildet dabei das Herzstück des Hauses.
Mit doppelter Raumhöhe, viel natürlichem Licht, deckenhohen Pivot-Türen und Zugang zur Terrasse stellt der Raum den Knoten- und Verbindungspunkt des Hauses dar. Daran angrenzend finden sich neben der Küche mit Essbereich zwei Schlafzimmer im Erdgeschoss, wobei sich eines durch komplette Barrierefreiheit auszeichnet, während das andere auch als Büro genutzt werden kann.
Im oberen Stock gibt es vier weitere Schlafzimmer. Die Master Suite der Casa Brise besticht mit einer Aussicht über den Garten, einem eigenen Badezimmer sowie einem begehbaren Kleiderschrank. Ein besonderes Merkmal des großen Schlafzimmers sind außerdem zwei verschiebbare, deckenhohe Fenster, durch die sich der Raum an zwei Seiten fast vollständig nach außen öffnen lässt.
Weil das Anwesen etwa anderthalb Meter über dem Bodenniveau errichtet wurde, konnte auch ein Kellergeschoss integriert werden. Dieses beherbergt neben einer Technik- und Servicestation sowie einer Mehrzweckgarage auch ein Heimkino.
Alles erreicht
Mit der Casa Brise haben Sidney Quintela und sein Team eine tropische Oase geschaffen, die sich nicht nur harmonisch in ihre Umgebung einfügt, sondern diese als integralen Bestandteil der Innenräume in den Fokus rückt. Baubeginn des Projekts markiert das Jahr 2021. Das Ziel, die Bauarbeiten innerhalb eines Jahres zu vollenden, konnte erreicht werden.
Text: Rabea Scheger
Bilder: Manuel Sá