Träumen zwischen Bäumen
Eingehüllt in knospenartige Kokons sollen sich Besucher der geplanten „Chinese Baskets“ fernab der hektischen Großstadt eine Auszeit nehmen. Die kreativen Köpfe von DeD Studio überraschen dabei mit einem Konzept von scheinbar schwebenden Körben.
Raus aus der Stadt und rein in das nachhaltige Öko-Hotel. Jetzt werden Verkehrslärm und voll gestopfte U-Bahnen gegen sanfte Naturklänge und ganz viel Privatsphäre in den direkt ins Grüne eingebetteten Körben getauscht. Geht es nach dem Team des Architekturstudios DeD Studio, soll das in Zukunft tatsächlich möglich sein. Im Rahmen eines Wettbewerbs erschufen sie ein einzigartiges Konzept, das dem Waldgebiet in Guangdong auf verspielte, aber dennoch natürliche Art und Weise eine neue Identität geben soll.
Ziel ist es, eine neue Form des umweltfreundlichen Tourismus zu fördern, der einen Rückzugsort und Raum zum Entspannen bietet – und zwar inmitten und freilich auch im Einklang mit der Natur. In der Schlichtheit der chinesischen Landschaft soll man hier in Zukunft also auf gleich mehrere im Wald verstreute architektonische Meisterwerke treffen.
Eingebettet in pure Natur
Die bewohnbaren Körbe verschwimmen den veröffentlichten Plänen zufolge direkt mit dem Grün. So würde die Verbindung von Mensch und Natur noch intensiver erlebbar werden. Die Idee der Kreativen ist es, eine Sammlung einzigartiger Unterkünfte zu schaffen, die zwar ein einheitliches Erscheinungsbild haben, sich im Detail aber sehr wohl voneinander unterscheiden. Die architektonische Sprache der Planer wurde dabei von alten Bambus-Reiskörben, die geflochten, verknotet und ineinander verschlungen sind, geprägt. Genau wie diese, sollen die verschiedenen Gebäudetypen in verschiedenen Formen und Größen erscheinen, und sich durch ihr gemeinsames Material und ihren Zusammenbau zu einem großen Ganzen vereinen.
Schwebende Wellness-Körbe
Um den natürlichen, ökologischen Reichtum zum Vorschein zu bringen, sollen die Körbe überwiegend aus gebogenen Bambusstäben, die ineinander verwoben und verschlungen sind, bestehen. Um die Bambusstruktur von der feuchten Erde abzuheben und sie so vor möglichen Beschädigungen zu schützen, wurden die Chinese Baskets einfach angehoben. So scheinen sie über dem Boden zu schweben.
Die Kokons sollen dazu auf einfache Schraubpfähle mit vorgefertigten Fundamenten gesetzt werden, die je nach Gebäudetyp individuell zugeschnitten sind. Auch die Böden der Körbe und Terrassen, die ebenso im üppigen Grün der Umgebung zu versinken scheinen, bestehen zudem aus einfachen, freiliegenden Bambusstangen. Radial angeordnet und geschichtet ergeben die einzeln so flexiblen Teile feste Plattformen und Bodenplatten.
Ein Spiel mit Licht und Schatten
Zwischen dem Hauptrahmenwerk der Unterkünfte ist ein Netz aus gewebten Fasern geplant, das je nach Lage auf der Gebäudehülle und Ausrichtung unterschiedlich dichte und gemusterte Oberflächen bilden. Die so entstehenden Lücken in der Außenhaut erzeugen im Inneren beeindruckende Licht- und Schatteneffekte. Dieses geometrische Lichtspiel zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzept der Planer.
Hinter den gewebten Fasern befindet sich die Verglasungslinie, die bei Bedarf auch für die Wärmeregulierung sorgt. Je nach Gebäudetyp kann es sich hierbei auch um Schiebefenster handeln, die das Gefühl der Integration der Außenwelt in den Innenraum noch weiter verstärken sollen. Gleichzeitig aber wirken die Gebäudehüllen wie Filter, die gedämpftes Licht zulassen und so ein Gefühl von Privatsphäre ermöglichen, heißt es in der offiziellen Projektbeschreibung.
Gut durchdachte Anordnung
„Unser Ziel war es, die Silhouette jeder Wohnung auf die Größe des Waldes herunterzubrechen, um ihre visuelle Wirkung aus der Ferne zu minimieren“, sagen die Architekten über ihre Chinese Baskets. Das soll funktionieren, „indem wir die Einheiten in raumgroße Objekte unterschiedlicher Typen aufteilen und verschiedene Cluster bilden, die die räumlichen Funktionen widerspiegeln“, so die Architekten weiter. Sprich: Die verschieden großen Körbe werden als Gruppen angeordnet. Durch Stege und Treppen sollen Körbe des gleichen Clusters dezent miteinander verbunden werden.
Unser Ziel war es, die Silhouette jeder Wohnung auf die Größe des Waldes herunterzubrechen, um ihre visuelle Wirkung aus der Ferne zu minimieren.
Die Planer der Chinese Baskets
So etwa gibt es das Haupthaus, Boutique-Hotel genannt. Hier werden die Zimmer rund um die Lobby angeordnet, sodass der Blick der Besucher stets in die Weiten der Waldlandschaft und den naheliegenden See gerichtet ist. Weiters können Gäste in der teilweise in den Hang drapierten Mountainside Mansion, einem der zahlreichen Einzelkörben oder den Baumhäusern hoch über dem Boden in den Baumwipfeln einchecken. Letztere erreicht man übrigens nur über einen Weg, der sich spielerisch durch die Baumkronen schlängelt.
Zimmer mit Ausblick
Ausgestattet sind die Zimmerkategorien allerdings unterschiedlich: Zwar verfügt jedes über Bad- und Schlafeinrichtungen. Einen kleinen, aber feinen Pool findet man allerdings nur in der Gäste-Villa und der Hill Top Mansion. Außerdem öffnen sich einige der Körbe nach oben hin direkt in die Baumkronen, sodass nach Einbruch der Dunkelheit ein ungehinderter Blick in den Nachthimmel möglich ist.
Apropos Dunkelheit: Nachts strahlt genügend Licht der Innenräume durch die Lücken und Fenster der Fassade nach außen, sodass zusätzliche Außenlampen nicht mehr nötig sind. Ein gemütlicher Spaziergang ist also jederzeit gefahrlos möglich. Die Besucher werden sich freuen, die Natur freilich auch. Stichwort: Nachhaltigkeit.
Und wenn man sich die Bilder der Chinese Baskets ansieht, so wecken sie wohl in jedem eine gewisse Sehnsucht. Einmal richtig zu entspannen. Inmitten der grünen Kronen. Bis es tatsächlich soweit ist, muss man sich allerdings noch ein wenig gedulden. Schließlich steht bis dato nicht endgültig fest, ob die spektakulären Wellness-Körbe tatsächlich in den chinesischen Wald gesetzt werden. Aber Träumen ist freilich erlaubt.
Text: Sandra Rainer
Bilder: Dave Edwards Design Ltd