Chateau la Coste
#architektur

Auf dem Weinberg der Ewigkeit

Zehn Jahre nach seinem Tod wurde nun das letzte Gebäude des großen Architekten Oscar Niemeyer eingeweiht. Ein außergewöhnlicher Pavillon auf dem ganz speziellen Weingut Château la Coste.

Die Bezeichnung Pritzker-Preisträger allein wäre schon besonders. Doch sie würde das Werk von Oscar Niemeyer keineswegs ausreichend huldigen. Wenn das überhaupt möglich ist, dann vielleicht eher anhand einer Tatsache: Nicht nur, dass zahlreiche öffentliche Gebäude, die der Star-Architekt zu Lebzeiten in Brasiliens Hauptstadt Brasilia errichtet hat, zum Weltkulturerbe ernannt wurden. 2013, ein Jahr nach seinem Tod, wurden gar seine architektonischen Zeichnungen und Baupläne von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt!

Ein Name, der die Welt bewegt

In seinen 104 Lebensjahren hat Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho – wie er in vollem Namen heißt – mit seinen Bauten also wahrlich die Welt bewegt.

Chateau la Coste

Chateau la Coste

Umso spektakulärer ist die Tatsache, dass gerade eben sein allerletztes Gebäude eröffnet wurde. Zehn Jahre nach seinem Tod wurde jetzt der neue Pavillon von Château la Coste eingeweiht. Gelegen in einer der ältesten Weinbauregionen Frankreichs und eingebettet zwischen der historischen Stadt Aix-en-Provence und dem Nationalpark Luberon gilt dieses schon seit seiner Gründung 2011 als außergewöhnlicher Ort.

Château La Coste als Ort der Kunst

Grund dafür: Seit seiner Eröffnung beherbergt Château La Coste über vierzig bedeutende Werke zeitgenössischer Kunst: Ein Großteil von ihnen ist unter freiem Himmel installiert, der Rest verteilt sich auf fünf Galerieräume, die über das 500 Hektar große Gelände verteilt sind. Jedes Jahr werden Künstler und Architekten eingeladen, die Domäne zu besuchen, um die Schönheit der provenzalischen Landschaft mit ihren berühmten Zypressen, Pinien, Olivenbäumen und alten Eichen für sich und ihre Kunst zu entdecken.

Weingarten als Quelle der Inspiration

Alle Künstler haben laut den Machern des Châteaus dann die Freiheit, in einem Bereich des Geländes, der sie besonders inspiriert, „ortsspezifische Werke zu schaffen“.

Chateau la Coste

Eben das hat Oscar Niemeyer just am Ende seiner Schaffensperiode getan. Und für sich gar den Eingang des Weinguts als idealen Ort für seinen Pavillon definiert. „Dieser Standort ist sehr schön und eine angenehme, friedliche Umgebung“, erklärte Niemeyer bei der Planung des Projekts.

Keine Frage, den Weingut-Besitzern war das mehr als nur recht. Allein, es sollte noch ganze zehn Jahre dauern, bis das besondere Bauwerk schließlich realisiert werden konnte. Nun gilt es als das letzte Geschenk des großen Architekten an dessen geliebte zweite Heimat Frankreich.

Chateau la Coste

Chateau la Coste

Der neue Pavillon dient nun als Ausstellungsfläche und Auditorium. Die Besucher gelangen durch eine geschwungene Glasfassade zu einer 380 Quadratmeter großen Galerie, an die sich ein 140 Quadratmeter großer zylindrischer Saal mit 80 Plätzen schmiegt.

Organische Struktur passt sich an

Die organische, geschwungene Architektur des Pavillons ist typisch für Niemeyers Stil und fügt sich nahtlos in die umliegenden Weinberge und die sanften Hügel der Provence ein. Die stolzen Weingut-Betreiber schreiben: „Die dramatische Glasfassade erzeugt die Illusion eines Weinbergs, der sich durch das Gebäude schlängelt, während das flache Becken am Eingang das Zusammenspiel von Licht und Reflexion hervorragend einfängt.“

Chateau la Coste

Der Architekt selbst hatte von Anfang an mit der Idee geliebäugelt, einen „illusorischen Riesen inmitten der Weinberge“ zu schaffen. Was auch immer er sich darunter vorgestellt haben mag, verehrte Niemeyer jedenfalls den Wein auf besondere Art und Weise. Es heißt, er sah ihn als Beweis für die Anwesenheit des Menschen auf der Erde.

Das letzte Objekt seiner Art

Niemeyer jedenfalls wird mit seinem Pavillon nun posthum einen Schlussstein setzen. Denn mit der Fertigstellung dieses Objekts soll der Weinberg als Ort der Kunst und Architektur als vollendet gelten. Nach dem Motto: Mehr geht einfach nicht.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Stéphane Aboudaram / We Are Content(s)

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