Die Neuerfindung des Ferienbungalows

Wer Center Parcs hört, denkt zumeist an domartige Erlebnisbäder – Palmen inklusive. Ungezählte Influencerinnen und Influencer haben dieses Bild ins Web und rund um die Welt getragen. Und auch die Kette selbst warb mit dem Familienwasserspaß in subtropischem Ambiente, der als Attraktion im Übernachtungspreis enthalten ist.

Was darüber oft in Vergessenheit gerät: Es war stets auch ein Anliegen des europäischen Marktführers im Nahtourismus, seinen Tages-, vor allem aber Übernachtungsgästen eine Auszeit in der Natur zu bieten. Weshalb sich die Bungalows und Ferienhäuser der 28 Ferienparks, die die Kette in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Frankreich betreibt, auch meist in seenahen Waldgebieten befinden, die zu Outdoor-Aktivitäten und dem Erkunden von Flora und Fauna einladen.

Klimaneutraler Prototyp ohne Kamin

Besonders stolz ist man in der Bispinger Heide jedoch auf ein Projekt, das mit 300.000 Euro nur einen Bruchteil des Budgets verschlungen hat: ein Ferienhaus auf Kfw40-Niedrigenergiestandard, das den klassischen Center-Parcs-Bungalow neu denkt. Eine hochwertige Isolierung minimiert den Wärmeverlust, während eine Wärmepumpe für Heizung und Kühlung sorgt und eine auf dem Dach platzierte Photovoltaikanlage die Energieeffizienz maximiert.

Um den ökologischen Fußabdruck noch weiter zu verringern, kamen für den Innen- und Außenbereich weitestgehend organische Materialien zum Einsatz. Vom Steinboden über die Decke aus Brettsperrholz (CLT) bis hin zu den Wandverkleidungen aus Fichtenholz: Die langlebigen Baustoffe in zeitlosen, neutralen Farben reduzieren nicht nur den Austausch- und Wartungsbedarf. Ihr konsequenter Einsatz stärkt auch die Verbindung zur umgebenden Natur und trägt ganz nebenbei zu einem gesünderen Raumklima bei.

Weggefallen ist dafür der Kamin. Dessen CO₂-Emissionen vertragen sich nicht mehr mit dem Anspruch der Klimaneutralität.

Zwei Wochen bis zum Einzug

Das neue Vorreiter-Ferienhaus punktet aber nicht nur durch seine Nachhaltigkeit, sondern auch mit seiner schnellen Bauweise. Das Amsterdamer Design- und Architekturbüro Concrete hat für den Entwurf nämlich sein breites Know-how im Bereich der Modulbauweise eingebracht: Die hybride Konstruktion konnte in nur zwei Wochen vor Ort installiert werden. Der Prototyp im Center Parcs Bispinger Heide bietet nun auf insgesamt 88 Quadratmetern selbst größeren Familien oder Freundes-Cliquen ausreichend Platz.

In zwei vorgefertigten 3D-Modulen sind der Eingang, mehrere Schlafzimmer und ein moosgrün gekacheltes Bad untergebracht. Die Privatsphäre ist also auch bei einer Maximalbelegung mit sechs Personen gewahrt. Jener Ort im Haus, in dem das Verbringen einer gemeinsamen, guten Zeit im Mittelpunkt steht, besteht hingegen aus transparenten 2D-Elementen. Das raumhoch verglaste, offene Wohnzimmer mit Küchenzeile fungiert zudem als Bindeglied zwischen den beiden Modulen.

Entschleunigt urlauben mit Wir-Gefühl

Apropos Bindeglied: Auch die Einrichtung des „Kommunikationsraums“ trägt zum schönen Wir-Gefühl bei. So ist etwa der obligatorische Tresen zwischen Küchenzeile und Wohnbereich weggefallen und hat Platz geschaffen für einen Esstisch. Er ist so ausladend, das an ihm sogar noch ein zusätzlicher Gast eine Sitzgelegenheit findet und nicht einmal das angefangene Gesellschaftsspiel weggelegt werden muss, wenn es Zeit fürs Dinner wird.

Ein weiteres verbindendes Element ist das modulare Ecksofa. Inspiriert vom kultigen Center-Parcs-Stil der 1970er-Jahre hat Concrete die Couch so gestaltet, dass die Gäste die Anordnung der Sitzelemente individuell nach ihren Bedürfnissen variieren können. Die Idealausrichtung für den entschleunigten Urlaub? Erlaubt den Blick hinaus ins Grüne, das durch die Glasfronten optisch ins Innere geholt wird.

Living inside out

Überhaupt steht das Konzept, Menschen in und mit der Natur zusammenzubringen, im Fokus: Denn „Urlaub in der Natur soll Natur erlebbar werden lassen“, sagt Philip Seimer, der den Center-Parcs-Standort Bispinger Heide verantwortet. Weshalb die Verglasung des Wohnzimmers auch einen nahtlosen Übergang zur großzügigen, überdachten Terrasse schafft. Nach dem Motto „Living inside out“ lädt sie dazu ein, das Leben nach draußen zu verlagern, auch bei nicht ganz perfektem Wetter.

Die einfache, unaufdringliche Gestaltung des Hauses mit dem Außenbereich als Mittelpunkt setzt die Tradition der modernistischen Entwürfe der ursprünglichen Architekten Van den Broek und Bakema fort, die unter anderem auch die Rotterdamer Zentralbibliothek entwarfen. In der durchdachten Gruppierung der Häuser zeigt sich deren Einfluss ebenfalls: Die Häuser sind versetzt und gestaffelt angeordnet. Privatsphäre und ein Gefühl der ungestörten Ruhe bleiben stets gewahrt, weil man sich nicht gegenseitig auf die Terrasse oder gar den Esstisch schauen kann.

Test bestanden

Damit der Traum vom perfekten Urlaub im Einklang mit der Natur aufgeht, haben die Mitarbeiter des Center Parcs Bispinger Heide den neuen Prototypen ausgiebig getestet. Wenig gab es zu bemängeln. Kleinigkeiten, wie eine Unterbringungsmöglichkeit für die Polster der Terrassenmöbel, die weder im Weg steht noch den Blick aus den Schlafzimmern beeinträchtigt, wurden nachgebessert.

Nun soll das innovative Cottage für eine konzernweite Neuausrichtung bewertet werden. So könnte der Bungalow etwa zum Role Model werden für die neuen Center-Parcs-Anlage an der Ostseeküste. In Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern entstehen bis 2027 auf einem ehemaligen Militärgelände 500 Ferienhäusern und 100 Apartments.

Und auch am Standort Bispinger Heide wäre noch Platz für weitere fünf bis sechs Ferienhäuser nach seinem Vorbild. Sie wären – der Neuerfindung des Bungalows sei Dank – ja rasch gebaut …

Text: Daniela Schuster
Bilder: Ton Hurks