Ein Knoten, der hält
Das katalanische Architekturbüro Arnau estudi d´arquitectura hat mit der Casa Nus nicht nur ein Zuhause für die ganze Familie geschaffen – sondern auch ein Exempel dafür, wie aus scheinbar Unmöglichem etwas Mögliches wird.
Das kleine Städtchen Olot im Norden der spanischen Provinz Girona ist der perfekte Ausgangspunkt für sämtliche Outdoor-Aktivitäten im Parc Natural de la Zona Volcànica de la Garrotxa, dem Naturschutzpark Vulkane der Garrotxa. Doch auch Olot selbst hat einiges zu bieten – im architektonischen Sinn. So findet man in der Altstadt zahlreiche alte Bürgerhäuser im Stil des katalanischen Modernismus. Und neuerdings ein außergewöhnliches Einfamilienhaus. Die Casa Nus. Das Knotenhaus.
Der Name des Projekts ist Programm: An der Kreuzung zweier Straßen, einem Knotenpunkt, gelegen, hat sich das verantwortliche Studio Arnau estudi d´arquitectura dafür entschieden, „einen Knoten zu schaffen, um die Komplexität der Elemente, Straßen und Formen zu verbinden, die in diesem dichten Teil des Stadtgefüges zusammenkommen“, wie es offiziell heißt. Während man – wie bei einem Knoten – anfänglich mit einer „komplexen und schwer zu durchschauenden Ausgangsposition“ konfrontiert war, schuf man schließlich ein Haus, das „eine harmonische Einheit“ darstelle, so das katalanische Architekturbüro.
Lösung gefällig?
Der erste Blick auf die Casa Nus zeigt ein minimalistisches, modernes Gebäude. Die Fassade aus Sichtbeton erhält dabei durch eine Reihe von Holzelementen, wie unter anderem den Fensterläden, einen helleren, wärmeren Touch. Dieser Kontrast bricht die Strenge des Betons auf und lässt das Haus einladend erscheinen – ein perfektes Zuhause für eine Familie. Um die Herausforderungen der Höhenunterschiede innerhalb des Grundstücks zu bewältigen, entschieden sich die Architekten, ihr Design in zwei Teile aufzuteilen: Den Garten und das Haus. Diese dynamische Anordnung nutzt geschickt die verschiedenen Höhen der beiden Straßen, indem ein Baukörper auf dem anderen ruht und die Zufahrt unter dem Gebäude verläuft.
Herausforderungen, wie die Überreste eines alten Hauses auf dem Grundstück, sah Arnau estudi d´arquitectura als Teil der Philosophie des Projekts. Anstatt die Umgebung rund um die Architektur zu verändern, wurde die Casa Nus an ihren Standort und die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Die Architekten arbeiten dabei intuitiv, wie sie sagen: „Wir glauben an spontane Ideen, die oftmals viel besser funktionieren als zu viele rationale Überlegungen. Vor Ort sein, zuhören und der Kreativität freien Lauf lassen.“ Darüber hinaus zeige sich am Knotenhaus die Liebe zum Detail vor allem dank verschiedenster Materialien und ihrer ganz eigenen Haptik, die alle Sinne anspricht.
Beton trifft auf Holz
Und so kann das Einfamilienhaus auch innen mit Harmonie punkten. Die Kombination von Sichtbeton und Holzelementen sorgt hier ebenfalls für eine gemütliche Atmosphäre, verstärkt durch die indirekte LED-Beleuchtung, die sich in Regalen und Rücksprüngen verbirgt. Diese lockert mit ihrem weichen Licht die harschen Töne des Betons auf. Traditionelle Steinmauern wiederum fügen ein weiteres haptisches Erlebnis hinzu.
Möbel aus Holz und große Fenster im Wohn-Essbereich schaffen freundliche, helle Räume; eine großzügige Terrasse trägt zu einem Gefühl der Offenheit bei. Man schafft eine Verbindung zwischen der Umgebung und dem Innenraum, die von den Bewohnern in vollen Zügen genossen werden kann. So wird die Casa Nus kein rein funktionales oder rein ästhetisches Gebäude – sondern ein lebenswertes, betont das Studio.
„Die Möglichkeiten scheinen unendlich im Knotenhaus – das aus Unmöglichem einiges möglich macht.“
Text: Katarina Andraschko, Michi Reichelt
Bilder: Marc Torra