Rotes Holz im Schnee
Kompakt und funktionell sollte das Häuschen werden, das der Betreiber des tschechischen Skigebiets Malá Úpa vom Büro ADR planen ließ. Doch was die Prager Architekten schufen, ist mehr als das: Bučina Cottage geriet zur ganz in Rot gehaltenen Augenweide aus Holz.
Wer in Malá Úpa an diesem neuen Haus vorbeikommt, kann nicht umhin, es näher zu betrachten. Und dies nicht nur im Winter, wenn es mit seiner roten Fassade aus der Schneedecke des tschechischen Skigebiets leuchtet wie ein fröhlicher Farbklecks. Denn der Bučina Cottage genannte Neubau ist zu jeder Jahreszeit ein echter Blickfang: Designt vom Prager Büro ADR, wirkt das eingeschossige Holzhäuschen fast so, als wär‘ es einem Märchenbuch entsprungen.
Malá Úpa ist das höchstgelegene Dorf im tschechischen Teil des Riesengebirges. Und beim Bauherrn des Bučina Cottage handelt es sich um den Betreiber des genannten Skigebiets. Sein Auftrag an die beiden ADR Gründer Aleš Lapka und Petr Kolář verlangte nach einem funktionellen, kompakten Gebäude zur privaten Nutzung. Ein Wunsch, den die mehrfach preisgekrönten Architekten mit ihrem Entwurf eines veritablen Schmuckkästchens erfüllten.
Tradition mit Aussicht
Die Kreuz-Form des Hauses ist von der traditionellen Bauweise im Gebiet des Riesengebirgs-Nationalparks abgeleitet. Sie sorgt aber auch dafür, dass Bučina Cottage freien Blick die umliegende Landschaft Richtung Sněžka (Schneekoppe) oder zum Gipfel des 1188 Meter hohen Lysečina (Kolbenberg) eröffnet.
Bučina Cottage ist als leichter, eingeschossiger Holzbau mit einem Wohndachboden unterm mit Wellblech gedeckten Satteldach angelegt. Die Struktur ist als vorgefertigter Holzrahmen konzipiert, der auf einem Betonsockel auf zweistufigen Fundamentstreifen ruht (die obere Stufe besteht aus Stahlbetonblöcken). Im Sommer scheint dieser Sockel quasi über dem Gelände zu schweben, während er im Winter mit der Schneedecke abschließt.
Fichtenholz für Bučina Cottage
Die speziell isolierte, hinterlüftete Fassade besteht aus ungehobelten, rot gestrichenen Fichtenbrettern. Und sie folgt dem Vorbild historischer, lokaltypischer Holzbauten der Gebirgsregion.
Auch im Innenraum hat das ADR Team ganz auf Holz gesetzt. Und zwar in Form von freiliegenden Bauelementen, dem Fußboden und allen maßgefertigten Möbeln aus massiver Fichte. Für thermischen Komfort im ganzen Bučina Cottage sowie für Warmwasser, Lüftung und Beleuchtung sorgt eine interne elektrische Haustechnikanlage.
Schlichte Schönheit
Der asymmetrische kreuzförmige Grundriss besteht aus zwei gleich großen Massen. Jeder dieser zwei „Arme“ erfüllt eine andere Funktion. Beide warten mit grandioser Aussicht auf. Vor allem der Essbereich, dessen Fenster die Silhouette der Sněžka – der höchsten Erhebung des Riesengebirges – wie ein Kunstwerk umrahmt.
An den Schnittpunkt der beiden Gebäude-Achsen haben die ADR Architekten eine Wendeltreppe gesetzt, die zu den Zimmern im Dachgeschoss, zu Bad und Technikraum führt. Die Treppe selbst windet sich elegant um einen Kamin im Erdgeschoss, der den Sitzbereich des Wohnzimmers zum gemütlichen Zentrum des Hauses macht. Der Eingang zum Bučina Cottage befindet sich auf der Ostseite, wo man durch den Vorraum zum Wohnzimmer, zu Abstellkammer und Toilette gelangt.
Wie etwa auch der Neubau der Forst Administration Lodge im ebenfalls tschechischen Gebiet Šimpach, orientiert sich das Design des Bučina Cottage an traditionellen Gebäudeformen der Region. Seine fröhlich rote Fassade macht das Holzhäuschen allerdings zu einem außergewöhnlichen Hingucker. Und zu einem Bildmotiv, das Malá Úpa künftig durchaus mehr Präsenz in den sozialen Medien bescheren könnte.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Boys Play Nice / Atelier ADR