BMW Talent Campus, München, allmannwappner
#greenbuilding

Reichlich Knowhow auf Lager

Der Autohersteller BMW rüstet auf. Um die Mitarbeiter in Sachen E-Mobilität und Automatisierung fit zu machen, baut der Konzern am Münchner Stammwerk ein Bildungszentrum in Holzbauweise. Der Entwurf kommt vom Architekturbüro allmannwappner.

Die Automobilität befindet sich in einem grundlegenden Wandel und löst sich zusehends von den bestimmenden Parametern des 20. Jahrhunderts. An die Stelle des fossilen Antriebs treten alternative Kraftstoffe und elektromotorische Aggregate. Das Selbstfahren wird durch automatisierte Systeme erweitert. Und die Tradition ein Kraftfahrzeug sein eigen zu nennen wird durch die Sharing-Ökonomie zunehmend in Frage gestellt. Auch die Bayerischen Motoren Werke, besser bekannt unter dem Kürzel BMW, sind dabei, ihre Produktion umzurüsten und „das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen“. Das neue Wissen, das die Mitarbeiter dafür brauchen, bekommen sie im BMW Talent Campus vermittelt, der derzeit auf dem Gelände des Münchner Stammwerks entsteht.

BMW Talent Campus, München, allmannwappner
Im Stammwerk von BMW in München entsteht ein neues Schulungszentrum in Holzbauweise.

Auf der Fläche des ehemaligen Parkhauses an der Riesenfeldstraße wird ein neues Gebäude in klimafreundlicher Holzbauweise errichtet. Zusammen mit den Bestandsbauten entsteht ein offener Campus für die Aus- und Weiterbildung der rund 40.000 Angestellten der BMW Group in München.

Treffpunkt zwischen Produktion und Nachbarschaft

Mit dem Neubau möchte man auch architektonisch ein Zeichen setzen. Statt einer rein zweckmäßigen Aus- und Fortbildungsanstalt entsteht ein repräsentativer Bildungsbau, der Identität stiften und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten soll. Neben hochmodernen Schulungsräumen und Werkstätten sollen darin auch ein Betriebsrestaurant und ein Café untergebracht sein, das, ebenso wie die neu gestalteten Grünflächen, öffentlich zugänglich ist. 

Durch öffentliche Nutzungen öffnet sich das Werk dem urbanen Raum und schafft eine Interaktion mit der Umgebung.

allmannwappner, Architekturbüro

Der neue BMW Talent Campus soll keine Klausur und Weltabgekehrtheit vermitteln, sondern ein Ort sein, der aufmacht. „Durch öffentliche Nutzungen öffnet sich das Werk dem urbanen Raum und schafft eine Interaktion mit der Umgebung“, erklärt das Architekturbüro allmannwappner, das den vorangegangenen Wettbewerb für sich entscheiden konnte. „Es entsteht ein Treffpunkt zwischen Produktion und Nachbarschaft.“

BMW Talent Campus, München, allmannwappner
Der BMW Talent Campus soll ein Treffpunkt zwischen Produktion und Nachbarschaft werden.

Inspiration Hochregallager

Das Design des konstruktiven Holzbaus orientiert sich gestalterisch am Gewerbebau, genauer gesagt am Hochregallager. Dieses besteht aus sogenannten Schwerlastregalen, die zu einem großen Komplex zusammengestellt werden und oftmals auch eine tragende Funktion haben. Während es sich dabei meist um Stahlkonstruktionen handelt, bilden im Talent Campus massive Leimbinder das Gerüst.

Es wurde sowohl auf den Einsatz natürlicher Materialien geachtet, als auch auf die Kreislauffähigkeit durch eine mögliche Trennbarkeit.

allmannwappner, Architekturbüro

Flexible Nutzung, langer Lebenszyklus

Die Decks der einzelnen Stockwerke wurden so angelegt, dass sie unterschiedliche Nutzungsszenarien erlauben, die weit über das Bildungszentrum hinausgehen. Durch diese flexible Planung und die multifunktionale Fassade lässt sich der Lebenszyklus des Gebäudes entscheidend verlängern.

Holz ist das Hauptbaumaterial und als solches nicht nur im Inneren, sondern auch an der Außenseite sichtbar. Eine Stahlkonstruktion ist der Fassade vorgelagert und dient einerseits als konstruktiver Holzschutz, andererseits entsteht ein multifunktionaler Raum, der Terrassenfläche bietet und als Laubengang eine neue Erschließungssituation möglich macht.

BMW Talent Campus, München, allmannwappner
Im Eingangsbereich sorgt ein verlgastes Atrium für viel natürliches Tageslicht.

Offensive gegen den Fachkräftemangel

Für den neuen Talent Campus hat sich auch der Betriebsrat von BMW stark gemacht, denn: „Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sind Investitionen in die Aus- und Weiterbildung ein Schlüsselelement für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“, betont Martin Kimmich, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der BMW AG.

Waren hohe Schulungskosten früher ein häufiges Argument für Unternehmen, Geschäftsbereiche auszulagern, ist heute, im globalen Wettlauf um Talente, klar, welche Ressourcen es zu wahren und zu pflegen gilt: motivierte Arbeitskräfte, deren Fachwissen und Know-How auf dem neusten Stand der Technik sind. Damit ist auch klar, was in BMWs neuen Hochregalen im ideellen Sinn gelagert wird.

Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: BMW Group AG

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