Eine Hightech-Bank aus Holz
Dass ein Holzbau auch sehr hightech daher kommen kann, zeigt eine neue Bankzentrale im norwegischen Stavanger. Bjergsted Financial Park bietet zukunftstaugliche Arbeitsplätze und zählt zu den größten Ingenieur-Holzbauten Europas.
Die schnittige Hochglanzhülle mit ihren Ecken und Kanten steht in Kontrast zu den warmen, abgerundeten Holzoberflächen, die sich durch die Glasfassade abzeichnen. Im Inneren tut sich ein lichtdurchflutetes Atrium auf, das Herzstück und Knotenpunkt des Gebäudes ist. Über eine skulpturale Holztreppe erreichen Mitarbeiter und Besucher die einzelnen Bereiche und Geschosse. Lineare Leuchtmittel unterstreichen die organischen Formen und verleihen der Architektur zugleich eine futuristische Geste. So sieht die Typologie aus, die die norwegischen Architekturbüros Helen & Hard und SAAHA für ein „zeitgemäßes Bankgebäude“ erdacht haben.
Arbeitsplätze für die Zukunft
Es handelt sich um das neue Headquarter der SR Bank, das den Namen Bjergsted Financial Park trägt. Ziel und Anspruch war es, eine Bank zu schaffen, die ihren Kunden und der Region etwas zurückgibt. Die siegreichen Architekten des Wettbewerbs setzten auf „zukunftsweisende Arbeitsplätze, die aus natürlichen Baustoffen errichtet sind.“ Dabei handelt es sich größtenteils um den nachwachsenden Rohstoff Holz, aus dem die komplette Konstruktion des Gebäudes besteht.
Diese Arbeitsplätze bieten nicht nur eine gesunde und inspirierende Umgebung, sondern tragen auch wesentlich dazu bei, die CO₂-Emissionen beim Bauprozess zu reduzieren.
Njål Undheim, Architekt bei Helen & Hard
„Diese Arbeitsplätze bieten nicht nur eine gesunde und inspirierende Umgebung, sondern tragen auch wesentlich dazu bei, die CO₂-Emissionen beim Bauprozess zu reduzieren“, heißt es im Statement des zuständigen Architekten Njål Undheim von Helen & Hard.
„Gemeinsam mit dem Schweizer Ingenieur-Team wollten wir eine sichtbare und innovative Holzkonstruktion schaffen, die ein einzigartiges Raumerlebnis bietet“, so das Architekturbüro über die Zusammenarbeit mit Création Holz.
Holzhandwerk aus Österreich
Die Leimbinder aus Buchenholz und die Holzverbindungen mit den großdimensionierten Buchendübeln sind überall sichtbar und werden bewusst als Stilmittel eingesetzt. „Die Bauweise des Gebäudes ist klar erkennbar und wird als Narrativ gefeierten“, beschreibt es Undheim. Dabei gehen die konstruktiven Holzelemente mit ihrer organisch gekrümmten Form über die reine Funktionalität weit hinaus.
Die Holzbauweise des Gebäudes ist klar erkennbar und wird als Narrativ gefeiert.
Njål Undheim, Architekt bei Helen & Hard
Die vorgefertigten Konstruktionselemente lieferte das Kärntner Brettschichtholzwerk von Hasslacher Norica Timber. Die Firmengeschichte dieses holzverarbeitenden Betriebs reicht bis 1901 zurück. Aus der einst bäuerlichen Holzschleiferei ist im Laufe der Jahrzehnte ein internationales Unternehmen mit acht Standorten und rund 1.800 Mitarbeitern geworden. Aktuell ist Hasslacher Partner in einem von Europas größten Holzbauprojekten, dem Gare Maritime in Brüssel.
Verlängerter Lifecycle
Mit seiner Fläche von 22.500 Quadratmetern und sieben Stockwerken zählt Bjergsted Financial Park ebenfalls zu Europas aktuell größten Vertretern des Ingenieur-Holzbaus.
Schon bei seiner Planung dachten die Architekten an eine Verlängerung der Lebensdauer und spätere Nutzungen. „Durch ein Multiplizieren oder Dividieren des Ausbaurasters von 5,4 Meter ergeben sich flexible Räume“, heißt es im Konzept der Architekten.
Die Kubatur mit dreieckigem Grundriss fügt sich mit ihrem geneigten Dach behutsam in den städtischen Kontext ein. An seiner höchsten Spitze misst es sieben Stockwerke. Damit die kleinen Wohnhäuser aus Holz auf der gegenüberliegenden Seite nicht von seinem Schatten verschluckt werden, ist der Bau hier nur halb so hoch.
Mit der gewachsenen Struktur geht das Projekt sehr respektvoll um, was den Architekten ein Anliegen war: „Bjergsted Financial Park öffnet sich zur Stadt hin und schafft eine großzügige Verbindung zwischen dem Gebäude und seiner Umgebung. Es eröffnet einen Dialog zwischen Alt und Neu.“
Text: Gertraud Gerst
Fotos: Sindre Ellingsen, Helen & Hard