BIG lässt S.Pellegrino glitzern (Bild: BIG)
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BIG lässt S.Pellegrino glitzern

Das dänische Büro BIG ist für Top-Architektur bekannt. Das italienische San Pellegrino für Mineralwasser. Was beide nun verbindet, ist ein „prickelnd“ spannendes Projekt: BIG verwandelt die S.Pellegrino Abfüllanlage in eine glitzernde „Fabrik der Zukunft“.

Ab wann das Faszinosum Besuchern offenstehen wird, steht noch nicht fest. Fertig gebaut soll es, laut Plan, noch 2022 sein. Und sobald es so weit ist, dürfte sich ein Ausflug ins schöne San Pellegrino – „die Perle des Brembana Tals“ – noch mehr lohnen als bisher. Weil man vor Ort dann neben alpiner Natur, Jugendstil und Thermalbädern auch ein famoses Stück moderner Architektur genießen kann: Das dänische Erfolgsbüro BIG (Bjarke Ingels Group) verwandelt die Flagship-Anlage des Getränke-Anbieters S.Pellegrino in eine zukunftsfitte, spannende Fabrik. In eine, die der Quelle des begehrten Mineralwassers prickelnden Glanz verleiht und Einblick in dessen Ursprung gewährt.

Faszinierende Erlebniswelt: Im Besucherzentrum der neu gestalteten Fabrik von S.Pellegrino kann man den Weg des Mineralwassers vom Ursprung bis zur Flasche erkunden. (Bild: BIG)
Faszinierende Erlebniswelt: Im Besucherzentrum der neu gestalteten Fabrik von S.Pellegrino kann man den Weg des Mineralwassers vom Ursprung bis zur Flasche erkunden.

Der Stammsitz des Unternehmens S.Pellegrino liegt in der norditalienischen Provinz Bergamo. In einem idyllischen Tal, zwischen Berghängen und dem gewundenen Verlauf des Brembo-Flusses. Genauer gesagt: In San Pellegrino Terme, das Mitte des 19. Jahrhunderts durch seine Heilquellen zum gefragten Kurort avancierte.

Welle des Erfolgs

1899 wurde Mineralwasser der örtlichen Quelle erstmals in Flaschen abgefüllt. Feinperlig und markant im Geschmack, geriet es bald zum Gourmet-Liebling. Es eroberte Edelrestaurants rund um den Globus und wird heute in mehr als 130 Länder exportiert.

Modern und effizient: Arbeitsbereich der neuen Flagship Factory in San Pellegrino. (Bild: BIG)
Modern und effizient: Arbeitsbereich der neuen Flagship Factory in San Pellegrino.

Jetzt bekommt das feine Wasser quasi eine neue „Startrampe“: Die bisherige Abfüllanlage am Ufer des Brembo wird zur „Fabrik der Zukunft“ umgebaut. Neue Gebäude werden errichtet, bestehende teilsaniert. Der Entwurf orientiert sich dabei am von der Getränkemarke propagierten Credo: „Reinheit, Transparenz, Natürlichkeit“. Und was Star-Architekt Bjarke Ingels‚ Büro BIG dazu designt hat, ist ebenso elegant wie interessant und funktionell.

„Gestern & heute“, kombiniert

Das Design der „Future Factory“ von S.Pellegrino orientiert sich an zeitgemäßem Look, übernimmt aber auch historische Motive. Das Gebäude symbolisiert die zeitlos geschwungenen Formen der Berge und Brücken der malerischen Umgebung von San Pellegrino. Und es integriert sich dabei völlig in die Landschaft.

Das wichtigste Element für S.Pellegrino ist die völlige Verschmelzung mit der Natur.

Star-Architekt Bjarke Ingels, Gründer der Bjarke Ingels Group (BIG)

BIG lässt San Pellegrino glitzern (Bild: BIG)

Auch im Inneren verschwimmen Grenzen: Die Aussicht auf Fluss, bewaldete Hänge, Berggipfel und Himmel macht die Natur ringsum allzeit spürbar. Arbeitsbereiche und Besucherzentrum scheinen ineinander überzugehen. Betrachter werden eine beeindruckende Hommage an San Pellegrino und sein Mineralwasser erkunden können. Und Bauherr S.Pellegrino freut sich auf ein fabelhaftes Marketing-Tool.

Italian Style, der Freude macht

BIG hat eine Fabrik konzipiert, die klassische Elemente der italienischen Architektur und des Städtebaus wieder aufgreift: Arkade, Viale, Piazza und Portikus schaffen ein Umfeld, das alles eng verbindet: Produktion und Konsum, Natur und Architektur, Außen und Innen, Herstellung und Genuss. Dadurch wird die Anlage zum Erlebnis für Besucher und zum angenehmen Arbeitsplatz zugleich. 

Entrée und öffentliche Piazza bieten laden zum Besuch des S.Pellegrino Werks in San Pellegrino und bieten erholsamen Freiraum. (Bild: BIG)
Entrée und öffentliche Piazza bieten laden zum Besuch des S.Pellegrino Werks und bieten erholsamen Freiraum.

Ein besonders markantes Detail in BIGs Entwurf eignet sich zum neuen Wahrzeichen von San Pellegrino. Es handelt sich dabei um eine künstlerische Interpretation der 30 Jahre langen Reise des Wassers vom schneebedeckten Gipfel bis zur Quelle am Fuß des Berges: Ein hoch aufragendes Kernstück des Massivs macht die verschiedenen, dabei durchlaufenen Gesteinsschichten und das Wasser in all seinen Phasen sichtbar. Und es verwandelt die natürlichen Prozesse in ein künstlerisches Spektakel, das den Ursprung dessen demonstriert, was den Ort weltberühmt macht.

Im Zentrum der Piazza des S.Pellegrino Werks thront der hohe Gesteinsschnitt, der die lange Reise des Wassers vom Gipfel zur Quelle sichtbar macht. (Bild: BIG)
Im Zentrum der Piazza thront der hohe Gesteinsschnitt …

Im Zentrum der Piazza des S.Pellegrino Werks thront der hohe Gesteinsschnitt, der die lange Reise des Wassers vom Gipfel zur Quelle sichtbar macht. (Bild: BIG)
… der die Reise des Wassers vom Gipfel zur Quelle sichtbar macht.

Den Wasserkeller prägt eine Kombination von modularer Architektur mit sich wiederholenden Elementen des italienischen Klassizismus und Rationalismus: Die Spannweite der Bögen variiert – mal ausgedehnt, dann wieder enger.

Markante Bögen

Die maximale Spannweite dieser Bögen liegt bei 30, die Höhe bei zehn Metern. Wie das aquatische Äquivalent eines Weinkellers designt, wirken die S.Pellegrino Abfüllanlage und das Erlebnislabor ebenso vertraut wie faszinierend innovativ.

BIG lässt S.Pellegrino glitzern. (Bild: BIG)

Was in den Arbeitsbereichen der „Fabrik der Zukunft“ vor sich geht, klingt vergleichsweise simpel: Das Wasser tritt mit einer idealen Mineralisierung zu Tage. Es muss nur noch gut geschützt und effizient in die jeweiligen Gebinde gefüllt werden. Kernfunktionen, die bei der Planung des Projekts eine essenzielle Rolle spielten. Eigens entwickelter Schichtbeton kommt sowohl in tragender, als auch isolierender Funktion zum Einsatz.

„Design-Tropfen“ für S.Pellegrino

Neue Strukturen, die an Wassertropfen erinnern, prägen die Nordspitze der rund 38.000 Quadratmeter Fläche umfassenden S.Pellegrino Flagship Factory. Das Experience Lab befindet sich am nördlichen Ende, die Erweiterung der Fabrik und das Bürogebäude im Süden. 

Nutzerfreundliches Konzept: Das neue Design der S.Pellegrino Flagship Factory soll ein attraktives, angenehmes Arbeitsumfeld schaffen. (Bild: BIG)
Nutzerfreundliches Konzept: Das neue Design soll ein attraktives, angenehmes Arbeitsumfeld schaffen.

BIGs Konzept verleiht der Anlage Kontinuität. In einer Richtung umrahmen die Bögen die Räume, Ausblicke und Eingänge. Sie führen die Besucher in eine kontinuierliche Bewegung geteilter und verschmolzener Einheiten.

Feines Spiel mit Licht & Blick

In der anderen Richtung schaffen Glas, Wände, Dächer und Freiflächen sekundäre Verbindungen. Diese definieren die Grenzen zwischen Innen und Außen. Sie bestimmen den Tageslichteinfall zwischen den Mauern und die Zonen, die Ausblick auf die Landschaft rund um den Campus bieten. 

Die von BIG designte, neue Mineralwasser-Welt in San Pellegrino – aus der Vogelperspektive. (Bild: BIG)
Die von BIG designte, neue Mineralwasser-Welt in San Pellegrino – aus der Vogelperspektive.

In der Arkade wiederholt sich das einfache Bogenelement. Damit will BIG eine neue Bauweise schaffen, die historisch erkennbare Räume mit zeitgenössischen Ausdrucks- und Konstruktionsweisen verbindet. Höhlen, Gewölbe, Tunnel, Arkaden und Pergolen werden durch Variation der Bögen und Materialien zwischen den Wänden geschaffen, verbunden und kombiniert.

Zwischen Natur & Kultur

Die S.Pellegrino Fabrik erhält ihre starke Identität im Kontext ihrer Umgebung. Der Entwurf des renommierten dänischen Architektenteams geht sehr achtsam mit ihrer Positionierung zwischen Natur und Kultur um. Eine durchgehende Baumreihe säumt eine Seite des Brembo-Flusses. Die Bäume schirmen die Infrastruktur einerseits ab, ergeben jedoch zugleich eine enge Verbindung mit natürlichem Grün. 

Sehen, wie San Pellegrinos Mineralwasser in Flaschen kommt: Die neue S.Pellegrino Anlage macht's möglich – und hochinteressant. (Bild: BIG)
Sehen, wie San Pellegrinos Mineralwasser in Flaschen kommt: Die neue Anlage macht’s möglich – und hochinteressant.

Wer vom Süden her nach San Pellegrino Terme kommt, wird zu allererst von S.Pellegrinos Anlage „begrüßt“. Das Werk fungiert somit als eigentliches Tor zum Ort. BIGs Design dieses Entrées entwickelt sich um ein schlichtes architektonisches Merkmal: Den Torbogen.

Grüner Schutzwall

Entlang der Strada Statale 470 sticht dies durch lange Pergolen aus Betonbögen, Bäumen und Blättern ins Auge. Die Pergola beginnt im Süden mit einfachen Säulen. Sie setzt sich über die westlichen Verladedocks fort und endet mit höhlenartigen Gewölben rund um die Eingangshalle am nördlichen Ende der Fabrik.

Die lange, grüne Pergola an einer Seite der S.Pellegrino Abfüllanlage ist Schutz und Design-Element zugleich. (Bild: BIG)
Die lange Pergola ist Schutz und Design-Element zugleich.

Die Piazza der Anlage ist als kommunikativer Treff für Gäste und S.Pellegrino Mitarbeiter gedacht. Sie liegt gegenüber von Kreisverkehr und Ortseingang, vor der malerischen Kulisse der Bergwelt. Umrahmt von den neuen Gebäudeteilen, schafft der Platz einen weitläufigen  öffentlichen und von einer großen Treppe hervorgehobenen Bereich. 

BIG lässt S.Pellegrino glitzern. (Bild: BIG)

Eine neu errichtete Südbrücke dient nicht nur der direkten LKW-Anbindung ans Logistikzentrum am Südende des Campus. Prominent gelegen, bietet sie auch Fußgängern einen Weg über den Brembo und wird zu einer Art Markenzeichen der Werkseinfahrt. 

Eine neue Brücke führt Lastwagen und Fußgänger über den Fluss zum S-Pellegrino Werk. (Bild: BIG)
Eine neue Brücke führt Lastwagen und Fußgänger über den Fluss zum Werk.

Die Hauptelemente der Piazza indes zelebrieren die „Wunder“ der Mineralquelle von San Pellegrino: Reflektierende Wassertanks spiegeln die umgebende Landschaft, während die künstlerische Gesteinssäule den langen Weg des kostbaren Nass erzählt.

Der an historische Weinkeller erinnernde Portikus bietet derweil den geschützten Rahmen für die Erhaltung der Reinheit des Mineralwassers.

Arkaden, Gesteinsschnitt und reflektierende Wassertanks bilden die Hauptelemente der Piazza der von BIG gestalteten S.Pellegrino Fabrik. (Bild: BIG)
Arkaden, Gesteinsschnitt und reflektierende Wassertanks bilden die Hauptelemente der Piazza.

Das Büro BIG ist dafür bekannt, optimale Bedingungen für die künftige Gebäudenutzung und extravagantes Design gekonnt unter einen Hut zu bringen. Gern mit spektakulären und kreativen Lösungen, die weltweit Aufsehen erregen.

Ideen-Schmiede BIG

Man denke nur an die Kopenhagener Müllverbrennungsanlage CopenHill, auf deren Dach eine Skipiste zum Freizeitsport lädt. Auch Umweltschutz liegt den dänischen Architekten am Herzen, wie ihr Konzept für die neue Fabrik des Möbelherstellers Vestre deutlich macht. 

Künftiger Besuchermagnet: Die S.Pellegrino Flagship Factory im Thermal-Kurort San Pellegrino. (Bild: BIG)
Künftiger Besuchermagnet: Die S.Pellegrino Flagship Factory im Thermal-Kurort San Pellegrino.

Die „Fabrik der Zukunft“ in San Pellegrino hat durchaus das Potenzial, zur Top-Attraktion des Thermen-Kurorts zu werden. Ganz im Sinne des Auftraggebers S.Pellegrino, der Besuchern dort Ursprung und Reinheit seines Mineralwassers vor Augen führen will.

BIG lässt S.Pellegrino glitzern. (Bild: BIG)

Ein wohldurchdachter Schachzug des Unternehmens, das sich für seine Zugehörigkeit zum Nestlé Konzern und ein mageres „Ausreichend“ in einem Öko-Test-Bericht mit Kritik konfrontiert sah.

Trinkgenuss im Keller als Attraktion – in San Pellegrino allerdings ohne Promille. (Bild: BIG)
Trinkgenuss im Keller als Attraktion – in San Pellegrino allerdings ohne Promille.

Im neuen Werk wird alles aufgeboten, was das Naturprodukt der Marke in all seinen schillernden Facetten kennenlernen und genießen lässt. Schließlich kann eine persönliche Erlebnisreise zur Quelle viel bewirken. Und BIGs Design sorgt dafür, dass sie tatsächlich „prickelt“ – und fasziniert, während das wertvolle Nass gut geschützt gesammelt und abgefüllt werden kann.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: BIG

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