BIG baut für Robert De Niro
Grünes Licht fürs „erste vertikale Filmstudio der Welt“: Der Bau der neuen Wildflower Studios in New York City geht voran. Und was das dänische Büro BIG dort unter anderem für Oscar-Preisträger Robert De Niro errichtet, dürfte auch in Hollywood Aufsehen erregen.
In New York City entsteht ein Gebäude, das man durchaus als Meilenstein für die Stadt und die gesamte Filmindustrie bezeichnen kann: Der neue, außergewöhnliche Komplex der „Wildflower Studios“. Jüngst vom Department of Buildings genehmigt, können die Arbeiten an diesem Großprojekt nun zügig vorangehen. „Großes“ versprechen sie in der Tat. Denn das dänische Erfolgsbüro BIG (Bjarke Ingels Group) hat eine Produktionsstätte entworfen, die ihresgleichen sucht: Das „erste vertikale Filmstudio der Welt“. Unter der Leitung von niemand geringerem als Oscar-Preisträger Robert De Niro.
Gestapeltes Bühnendorf
Im Gegensatz zu üblichen Anlagen nach Hollywood-Art, werden die neuen Wildflower Studios alles, was gebraucht wird, in übereinander gestapelten Räumlichkeiten bieten. Ein „vertikales Bühnendorf“ eben, das mit verhältnismäßig geringer Grundfläche auskommt. Dieses Konzept macht’s möglich, auch an Standorten wie in New York City’s Bezirk Queens eine perfekte Welt für Film- und Medienproduktionen zu schaffen.
Das rund 21.000 Quadratmeter große Grundstück war zuvor im Besitz des legendären Klavier-Herstellers Steinway & Sons. Die neuen Studios, die dort entstehen, werden über gut 72.000 Quadratmeter Fläche verfügen. Das mehrstöckige Gebäude wird 44 Meter gen Himmel ragen. Und es wird darin Bühnenräume mit bis zu 18 Metern Höhe geben, die Platz für Szenerie-Aufbauten aller Art erlauben. Damit präsentiert BIG ein Design mit dem Potenzial, ähnlichen Projekten als Vorlage zu dienen. Reicht der Platz nicht für weitläufige Anlagen, ist es damit trotzdem möglich, eindrucksvolle Filmwelten zu bauen.
Mit Robert De Niro & Sohn
Geht es nach Entwickler Wildflower Ltd., wird der Neubau zudem die „erste speziell gebaute Produktions-Soundstage“. Die Finanzierung dürfte kein Problem sein: Das Projekt sicherte sich eine Kapitalbeteiligung von Meadow Partners und ein 600-Millionen-Baudarlehen von Silverstein Capital Partners. Und man rechnet mit Erfolg. Schließlich gehören – Starfaktor! – Robert De Niro und der hochrenommierte Architekt Bjarke Ingels zur illustren Runde der Wildflower Studio Partner. Nicht zu vergessen: De Niros Sohn, der Immobilienmakler Raphael De Niro. Sowie, natürlich, Adam Gordon und Matthew Dicker von Wildflower Ltd..
Die „Wildflower Studios“ werden elf Tonbühnen beherbergen. Ein Mix aus verbundenen Räumen soll beste Bedingungen für kreative Arbeit bieten – von den Bühnen und Produktionsbereichen bis zu Fitness-Center, Großraum- und Privatbüros. Außerdem sieht der Entwurf von BIG Cafés, Büros und Lounges vor. Fixpunkt des Designs sind zudem eine öffentlich zugängliche Uferpromenade und 310 Parkplätze abseits der Straße. Alles im Stadtgebiet und kaum dreieinhalb Kilometer von Manhattan entfernt.
Produktionsstätte der Weltklasse von Morgen
„Wir sind entschlossen, in Queens einen Campus für die Erstellung von Inhalten der Weltklasse zu schaffen“, betont Wildflower Studios Managing Partner Adam Gordon. Und er führt aus: „Es geht darum, Geschichten in allen Formen zu erzählen: Streaming, AR, VR und Gaming. Mit einem Gebäudedesign, das in die Zukunft blickt“.
Mit dem preisgekrönten, dänischen Architekturbüro hat man diesbezüglich eine kluge Wahl getroffen. Denn BIG ist bekannt dafür, Wünsche und Bedürfnisse unterschiedlichster Nutzer geschickt und zukunftsorientiert zu erfüllen. Mit oft spektakulären Entwürfen, wie etwa fürs Audemars Piguet Museum in der Schweiz. Oder mit der „Fabrik der Zukunft“ für San Pellegrino in Italien. Außerdem entwickelt das Büro mitunter gradezu filmreife „Special Effects“. Ein gutes Beispiel ist hier etwa die Skipiste auf dem Dach der Müllverbrennungsanlage „CopenHill“.
„Lebendige“ Fassade
Das zukunftsfitte Bauwerk der Wildflower Studios verkleidet BIG mit vorgefertigten Betonplatten. In einem Winkel angeordnet, der die Fassade je nach Sonnenstand changieren und lebendig wirken lässt. Außerdem sorgen sie für Schallschutz und blockieren neugierige Blicke ins Innere. Zwei Freiluftterrassen durchbrechen die Außenhaut. Sie verbinden den Komplex mit dem nahen Wasser und natürlichem Tageslicht. Und sie werden Ausblick auf die Skyline von Manhattan bieten.
Auch was die Energieversorgung betrifft, haben die dänischen Meister-Architekten an die Zukunft gedacht: Auf dem Dach der neuen Wildflower Studios werden rund 14.000 Quadratmeter Fläche mit Solarzellen bestückt. Ein Plan, der Schauspiel-Gigant Robert De Niro gefallen dürfte. Schließlich hat er sich mehrfach für mehr Engagement der USA in Sachen Klimaschutz ausgesprochen.
Kreativ-Hotspot Wildflower Studios
BIG-Creative Director Bjarke Ingels freut sich jedenfalls über die Zusammenarbeit mit Wildflower. Der Architekt will mit dem Großprojekt „die Filmproduktion auf noch nie dagewesene Weise nach New York City zurückzubringen“. Und was ihm vorschwebt, formuliert er so: „Das vertikale Medienproduktionsdorf wird Geschichtenerzähler beherbergen, die über alle Medien hinweg arbeiten. Ein dreidimensionales Zentrum der Zusammenarbeit, Kreativität und Innovation“.
New York City sei der Star vieler visueller Geschichten, analysiert Ingels: „Die Stadt ist quasi ein Charakter in sich selbst. Und dieser Produktionskomplex markiert ein neues Kapitel in ihrer Fähigkeit, die Geschichten unserer Zukunft zu erschaffen“. Das hochmoderne Bauwerk ist jedoch nicht nur als New Yorks erstes ideales Zentrum für gefilmte Unterhaltungsinhalte dieser Art gedacht. Es soll noch mehr für die legendäre Metropole leisten. Und zwar, indem es – voraussichtlich – mehr als 1.000 Arbeitsplätze pro Tag schafft.
Ab 2023: „Action!“
Mit der Fertigstellung der Wildflower Studios wird Ende 2023 gerechnet. Dann soll vor Ort mit der Produktion großer Medienprojekte, „starker“ Filme und Geschichten begonnen werden können. Wie wichtig Letztere sind, betonte Robert De Niro selbst erst jüngst beim Start des von ihm mitbegründeten Tribeca-Filmfestivals in New York. Und läuft alles wie geplant, kann er in Queens schon bald für Nachschub sorgen. In einem hochmodernen Studiokomplex, der alle Stücke spielt – und auch in „good old Hollywood“ Aufsehen erregen dürfte.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: BIG