Beton in der Wüste
Der „digitale Architekt“ Amey Kandalgaonkar hat einen neuen Entwurf vorgelegt. Sein „Haus in der Wüste“ lädt dazu ein, direkt vom Wohnzimmer aus Bouldern zu gehen.
Amey Kandalgaonkar ist ein Wiederholungstäter. Und sehr verliebt in Gesteins- und Wüstenformationen. Nach seinen Entwürfen für das „Haus im Felsen” und das „Felsenhaus 3” setzt der Architekt und Fotograf mit indischen Wurzeln noch eines drauf – das „Haus in der Wüste” in Wadi Rum in Jordanien.
Das Haus scheint wie geschaffen zu sein für Menschen, die a) die Wüste lieben und b) gern Bouldern und Freeclimbing betreiben – eine geeignete Felswand befindet sich ja direkt vor der Haustür.
Standort: Wadi Rum, Jordanien
Nutzfläche: 800 m²
Nutzungsart: Wohnen
Leitender Architekt: Amey Kandalgaonkar
Designjahr: Mai 2020
Areal: 5.400 m²
Status: Konzept/Entwurf
Mit seinem jüngsten Entwurf setzt der auf 3D-Renderings spezialisierte Architekt einmal mehr eine vom Menschen geschaffene Struktur in direkten Kontrast zur natürlichen Landschaft – und streicht damit vor allem diese Dualität hervor. Der architektonische „Eingriff“ windet sich beim Wüstenhaus um eine natürliche Felsformation. Er macht damit gleichzeitig auf die Beständigkeit der von der Natur geschaffenen Strukturen als auch deren Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit aufmerksam.
Völlig entgegengesetzter Charakter
Der vertikale Teil des Hauses ahmt zwar die vertikale Felsformation nach und beide sind gleich hoch. Aber das eine ist ein raues, natürlich entstandenes Gebilde, das über Tausende, wenn nicht gar Hunderttausende von Jahren von der Erosion des Windes geprägt und geformt wurde. Das andere ist ein glatter, kühler und von Menschenhand geschaffener Betonkubus, der irgendwie, als Fremdkörper, in diese Landschaft der Extreme gelandet ist.
Direkt aus dem strengen, vertikalen Baukörper entspringt ein geschwungener Arm, der sich um die Felsformation windet. Es ist wie der Versuch, diese beiden Gegensätze zu versöhnen. Und dieser Brückenabschnitt birgt gleichzeitig auch die Wohnräume des Hauses.
Die Biegung des Arms ist so positioniert, dass sie die der Winderosion ausgesetzten und gefährdeten Felsabschnitte abschirmt. Dort befindet sich auch die Haupteingangstreppe zum Haus.
Die Fenster sind in Form von horizontalen Schlitzen sehr minimal gehalten. Viel mehr würde aber wegen der häufigen Sandstürme auch keinen Sinn machen und zudem den monolithischen Charakter des Objekts verwässern.
Dachterrasse für laue Abende
Die offene Dachterrasse wiederum dient als willkommener Aufenthaltsort in den lauen Abendstunden von wo aus man den nächtlichen Sternenhimmel bewundern kann. Anschließend kann man sich in den angrenzenden möblierten Aufenthaltsraum zurückziehen.
Text: Linda Benkö
Visualisierungen: Amey Kandalgaonkar