Besser, grüner, sauberer
Die Einsatzkräfte der Berliner Stadtreinigung sind täglich unterwegs, um die Bundeshauptstadt herauszuputzen und Ressourcen im Kreislauf zu halten. Denselben Anspruch hat man auch für den neuen Standort am Südkreuz. Ein Musterbeispiel an nachhaltigen Ideen.
Trenn dich von der Wegwerfgesellschaft. So lautete eine der Werbebotschaften der Berliner Stadtreinigung zur Abfallvermeidung. „Denn unsere Umwelt profitiert vor allem von dem Müll, der gar nicht erst entsteht“, liest man auf der Website des Unternehmens, das mit knapp 6.000 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern Berlins zählt.
Dass die neue Unternehmenszentrale ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit sein soll, liegt da wohl auf der Hand. Also lobte man einen Architekturwettbewerb aus, um ein Konzept zu finden, das genauso grün und sauber wie das Unternehmen ist und sich zudem ins stadtplanerische Konzept fügt.
Den siegreichen Beitrag lieferten die Wiener Architekturbüros Franz&Sue und Schenker Salvi Weber, die auf ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept setzen. „Die Konstruktion ist in Holzhybrid geplant – Errichtung, Betrieb und irgendwann auch der Rückbau sind nachhaltig konzipiert und entsprechen den Unternehmenswerten unserer Auftraggeberin“, sagt Franz&Sue-Projektleiterin Elisabeth Nobl.
Ein Campus, der sich nach außen öffnet
Entstehen soll das Leuchtturmprojekt im neuen Viertel Schöneberger Linse, das sich zwischen dem Bahnhof Südkreuz und dem S-Bahnhof Schöneberg erstreckt. Zahlreiche und vielfältige Bauvorhaben wurden hier bereits umgesetzt – von Wohnungen und Bürogebäuden bis hin zu Kindergärten und Schulen.
Die Konstruktion ist in Holzhybrid geplant – Errichtung, Betrieb und irgendwann auch der Rückbau sind nachhaltig konzipiert.
Elisabeth Nobl, Franz&Sue-Projektleiterin
In der letzten verbleibenden Lücke auf diesem neuen Stadtareal soll der neue Standort dieser großen deutschen Institution entstehen. Und nicht nur das: Der Neubau der Berliner Stadtreinigung versteht sich als Campus, der sich nach außen hin öffnet. Mehr als die Hälfte der Fläche soll extern vermietet werden und künftig anderen Firmen zur Verfügung stehen.
Zwei getrennte Baukörper
Der Entwurf setzt auf zwei getrennte Baukörper: Ein siebenstöckiges Gebäude für die Stadtreinigung im nördlichen Teil und eines mit angeschlossenem 17-stöckigen Hochhaus mit Gewerbeflächen, Cafeteria und Konferenzräumen im südlichen Teil. „Wichtig sind uns dabei der Campusgedanke, ein verbindendes Erdgeschoss und ein Quartiersplatz mit begrünten Aufenthaltsbereichen, der die Menschen ins Viertel lotst“, erklären die Architekten ihren Ansatz.
Quer über das Gelände führt ein Umweltlehrpfad, der die nachhaltige Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft erläutert. Ein Prinzip, das auch unter dem Begriff Cradle-to-Cradle bekannt ist und sich auch in der Bauweise und im Betrieb der neuen Zentrale wiederfindet.
Materiallager der Zukunft
Die beiden Bauteile verfügen über Stahlbetonkerne, die große Spannweiten in den zentralen Atrien erlauben. Daran angeschlossen ist ein sechs Meter breites Band in Holzskelettbauweise. Hier sind die Büroeinheiten untergebracht, die durch ihre extrovertierte Lage einen Sichtbezug zur Umgebung haben. Die witterungsgeschützten Loggien, die in jedem Stockwerk vorhanden sind, eignen sich sogar fürs Arbeiten im Freien.
Neben dem erneuerbaren Holz finden sich auch andere nachhaltige Baustoffe im Gebäude, das sich als Materiallager der Zukunft versteht. Die Böden bestehen aus Recyclingziegel, die für Außen- als auch für Innenbereiche verwendet werden.
Büroflächen können abgekoppelt werden
Auch operativ soll das Gebäude auf allen Ebenen nachhaltig laufen. Photovoltaikmodule erzeugen Sonnenstrom, Erwärmepumpen holen Wärme aus dem Boden und eine Anlage bereitet das Regenwasser auf, das anschließend für die Bewässerung und Toilettenspülung benutzt wird.
Die Officeflächen sind in 400 Quadratmeter große Einheiten gegliedert, die je nach Bedarf an- oder abgekoppelt werden können. Sollten also mehr Mitarbeiter der BSR ins Home-Office wechseln, können frei gewordene Einheiten extern vermietet werden. So wird auch bei den Arbeitsflächen nichts verschwendet. Alles bleibt im Kreislauf.
Text: Gertraud Gerst
Visualisierungen: Franz&Sue, Schenker Salvi Weber