Baja Club Hotel, Max von Werz, Mexiko
#hotel

Urlaubsgrüße von Le Corbusier

Dass Umnutzungen auch im Hotelsektor möglich sind, zeigt das Baja Club Hotel im mexikanischen La Paz. Aus einer historischen Hacienda im Kolonialstil wurde in ihrem zweiten Leben ein Boutique-Hotel. Hier trifft koloniales Club-Flair auf modernistische Formensprache.

Am Golf von Kalifornien leben außergewöhnlich viele und seltene Tier- und Pflanzenarten. Nicht umsonst nannte der Meeresbiologe Jacques-Yves Cousteau diese Ökoregion einst „das Aquarium der Welt“. Eine Vielfalt, die durch zunehmende Überfischung und illegale Hotelburgen bedroht ist, wie Umweltorganisationen seit Jahrzehnten warnen. An der Küstenpromenade von La Paz in Baja California hat nun ein neues Hotel eröffnet. Anstatt weitere Flächen zu versiegeln, setzten die Hotelbetreiber Carlos Couturier und Moisés Micha von Grupo Habita auf die adaptive Umnutzung einer klassischen Hacienda.

Kaminzimmer, Baja Club Hotel, Max von Werz
Den koloanialen Charme der einstigen Hacienda haben die Innenarchitektinnen erhalten.

Koloniale Villa wird zum Boutique-Hotel

Die um 1910 im Missionsstil erbaute Villa gehörte der hier ansässigen Familie Cornejo, die ihr Geld mit dem Perlenfischen verdiente. Dieses Baujuwel im historischen Zentrum von La Paz sollte zu einem Boutique-Hotel mit 32 Gästezimmern umgebaut und erweitert werden. Ein behutsamer Umgang mit dem historischen Bestand waren ebenso gefragt wie eine gelungene Verschränkung von alt und neu.

Die Umgebung und die lokalen Traditionen sind der Herzschlag unserer Projekte.

Carlos Couturier, Hotelier Grupo Habita

Der in Mexiko City ansässige Architekt Max von Werz kümmerte sich um die architektonische Umsetzung. Das Interior-Design-Konzept lieferten die in Paris gefeierten Innenarchitektinnen Marine Delaloy und Paula Alavarez de Toledo von Jaune Architecture. Das Ergebnis ist eine gelungene Liaison von kolonialem Club-Flair und modernistischer Sachlichkeit.

Entrance, Baja Club Hotel, Max von Werz
Einst der Familiensitz von Perlenfischern, jetzt ein Boutique-Hotel mit modernistischem Anbau.

Modernistische Formensprache von Le Corbusier

Anstatt alt und neu möglichst schwellenfrei in einander übergehen zu lassen, inszenierte Max von Werz diese Verbindung mit einem raffinierten Drehmoment. Eine Rundtreppe aus Beton schraubt sich zwischen dem alten und dem neuen Trakt empor und erschließt so die vier Stockwerke des Anbaus. Die skulpturale Treppe erinnert an die Formensprache von Oscar Niemeyer und Le Corbusier.

Diesen modernistischen Jargon spricht der gesamte Neubau, der sich nach hinten stufenförmig erhöht, und so die niedrige Kubatur des ursprünglichen Hauses straßenseitig nicht überragt. Die Zimmer in den oberen Etagen bieten großzügige Terrassen mit Blick auf die Bucht von La Paz. Die Zimmer im Erdgeschoss gleichen das mit einem eigenen, üppig bepflanzten Patio aus.

Rundtreppe, Baja Club Hotel, Max von Werz
Die Rundtreppe erinnert an die kurvenreiche Formensprache von Oscar Niemeyer und erschließt die vier Stockwerke des neuen Anbaus.

Anbau, Baja Club Hotel, Max von Werz
Architekt Max von Werz setzte nautische Akzente – die durchgehende Reling und die holzvertäfelten Zwischenwände –, die auch beliebte Motive der Modernisten waren.

Lokale Traditionen

Nautische Stilelemente wie die durchgehende Reling auf den Terrassen und die holzverkleideten Zwischenwände lassen zuweilen an einen gestrandeten Dampfer denken – ein durchaus beliebtes Motiv des Neuen Bauens. Die Grün- und Rottöne im Inneren des Hotels sind traditionelle Farben, die sich in der mexikanischen Handwerkskunst wiederfinden.

Die Hotelentwickler haben es sich hier, wie auch bei früheren Projekten, zur Aufgabe gemacht, den Charakter des Ortes in das Projekt einfließen zu lassen. „Bei jedem Hotel, das wir bauen, setzen wir ein lokales Team ein – die Umgebung und ihre lokalen Traditionen sind der Herzschlag unserer Projekte“, sagt Carlos Couturier.

Rooftop Bar, Baja Club Hotel
Die Tische und Stühle der Rooftop Bar liefern ein geometrisches Schattenbild.

Patios, Baja Club Hotel
Im üppig begrünten Innenhof verstecken sich kleine, private Patios.

Die Zimmer und Suiten sind mit Terrazzo-Böden und traditionellen Talavera-Keramiklampen ausgestattet. Das Pariser Interior-Duo von Jaune hat für das Hotel eine eigene Stuhlserie aus Holz und geflochtenen Weiden entworfen, die von der mexikanischen Künstlerin Claudia Fernández gefertigt wurden.

Bioklimatisches Design

Beim Design des Baja Club Hotels setzten die Architekten auf bioklimatisches Design. Dabei geht es darum, natürliche Ressourcen wie Vegetation, Wind und passive Sonnenenergie zur Optimierung eines Gebäudes zu nutzen. Das Ziel ist es, durch örtliche Klima- und Umweltbedingungen thermisch effiziente Gebäude zu schaffen und damit auch einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit zu leisten.

Café, Baja Club Hotel, Jaune
Das Café ist, ebenso wie das Restaurant, in der ehemaligen Kolonialvilla untergebracht.

Bei der Umsetzung des neuen Hotels ging es unter anderm darum, das Mikroklima im Innenhof durch den üppigen Garten zu erhalten. Die historische Pergola des Anwesens wurde restauriert und dient als gut beschattete Außenterrasse des Restaurants. Den für die Gegend bekannten Wind El Norte genießt man am besten in der Rooftop Bar. Das nennt man dann einen bioklimatischen Sundowner.

Text: Gertraud Gerst
Fotos: César Béjar, Baja Club Hotel

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