Um dem Klimawandel und der Überbevölkerung entgegenzutreten, haben die Architekten des Studio Grimshaw schwimmende Modulhäuser entwickelt. Gemeinsam sollen diese eine in sich abgeschlossene Wasserwelt bilden.

Wenn wir Menschen dem Planeten schon handfeste Probleme bereiten, dann müssen wir diese auch so gut es geht ausbaden! So könnte man das Motto der Architekten von Grimshaw wohl umreißen. Schließlich hat sich das Büro schon seit längerem der architektonischen Lösung aktueller (Umwelt-)Probleme verschrieben.

Spoiler: Realisierung ist fix

Jetzt haben sie jedoch gemeinsam mit Concrete Valley, dem niederländischen Spezialisten für langlebige Baumaterialien, ein Konzept vorgestellt, das im Gegensatz zu vielen anderen Projekten echte Chancen auf Realisierung hat. Achtung – Spoiler: Die beiden Firmen haben sich sogar tatsächlich dazu verpflichtet, eine Minimalvariante der von ihnen entwickelten „Wasser-Wohnungen“ zu realisieren!

Auf Wasser gebaut
Zusammengeschaltet sollen die einzelnen Wohneinheiten auf dem Wasser nahezu energieautark funktionieren.

Also – worum geht es jetzt eigentlich konkret? Die Architekten von Grimshaw haben sich überlegt, wie man der Klimaerwärmung und ihren Folgen begegnen kann. Schließlich würde durch die Erwärmung des Planeten der Meeresspiegel steigen, was zwangsläufig zu einem Verlust von Landfläche führen wird. Gleichzeitig wird Wohnraum gerade in den Ballungszentren immer teurer. Ein Problem, das durch die immer größere Überbevölkerung weiter befeuert würde. Die vorgeschlagene Lösung: Das Errichten von Lebensräumen auf dem Wasser! Eine naheliegende Überlegung, die jedoch selten so detailliert ausgearbeitet wurde, wie in diesem konkreten Fall.

Wasser als Wohnort

Und so betont Jorrin Ten Have von Grimshaw London: „Angesichts der Realitäten globaler Veränderungen, sei es der Klimawandel, die zunehmende Verstädterung oder die Verringerung der Ressourcen, ist es entscheidend, dass Architekten und Designer auf diese Bedenken auf unterschiedliche Weise reagieren.“

Anpassbare Module

Zurück zu besagtem Projekt: Hierbei besteht jede der geplanten Wasserwohnungen aus unterschiedlichen Modulen. Diese enthalten jeweils standardisierte Komponenten, ermöglichen jedoch eine Vielzahl individueller Inneneinrichtungs-Optionen. So will man stets den persönlichen Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden. Außerdem kann man die einzelnen Mini-Module ganz nach den lokalen Gegebenheiten arrangieren.

Das ermöglicht wiederum eine Adaptierung an die stets unterschiedlichen örtlichen Bedingungen. Schließlich ist der Lichteinfall überall anders und auch die Aussicht an jedem Ort unterschiedlich. Außerdem können die so entstehenden Wohneinheiten modulartig miteinander verknüpft werden, um etwa Strom und relevante Infrastrukturen oder Freizeitmöglichkeiten zu teilen.

Auf Wasser gebaut
Die Idee ist bestechend: Durch die Klimaerwärmung steigt der Wasserspiegel und verschluckt immer mehr (Bau-)Land. Also: Ab aufs Wasser!

Wichtig war den kreativen Planern, dass die verwendeten Komponenten mit möglichst wenig Wartung möglichst lange halten. Deshalb wurde vorwiegend mit stabilem Beton und witterungsresisdentem Glas gearbeitet. Auch hat man daran gedacht, die Wasserwohnungen weitgehend energieautark zu konstruieren: Solarpaneele auf den Dächern sind das logische Resultat.

Geheimnis unter dem Wasser

Die Wärmetauscher, die in Basiskästen unterhalb der Wasserlinie eingebaut sind, sind wiederum eine überraschendere Lösung. Sie helfen dabei, Energie zu sparen. Laut Berechnungen der Experten haben die Wasserdomizile das Potential, zusammengeschaltet einen Energieverbrauch von nahezu Null zu erreichen.

Die modularen Wasserwohnungen bieten eine erschwingliche, nachhaltige und effiziente Alternative für sichere und wünschenswerte Wohnungen.

Jorrin Ten Have, Architekt

Ein weiterer Vorteil der schwimmenden Suiten: Sie sind nicht nur in ihrer Erhaltung günstig, sondern im Vergleich zu klassischen Landbauten auch in der Errichtung kosten- und ressourcenschonend. Das jedenfalls betont Miterfinder Jorrin Ten Have: „Indem sie sich den spezifischen Herausforderungen stellen, mit denen die heutige und zukünftige Bevölkerung konfrontiert ist, bieten die modularen Wasserwohnungen eine erschwingliche, nachhaltige und effiziente Alternative für sichere und wünschenswerte Wohnungen.“

Wasserweg statt Baustelle

Das heißt im Detail: Die Objekte würden im niederländischen Werk direkt gefertigt und sogleich über den Wasserweg an ihr Ziel gebracht werden. Somit entfällt der gesamte logistische Aufwand einer Baustelle vor Ort.

Wasser
Diese Modelle sollen von den beiden Entwickler-Firmen …

Wasser
… zeitnah auch wirklich realisiert werden.

Außerdem sehen die beiden Partnerfirmen in dem so neu geschaffenen Lebensumfeld für die Bewohner der Wasserinseln zusätzlich positive Aspekte. „Der Entwurf stellt das Leben der Bewohner in den Vordergrund, indem er durch die Nähe zum Wasser eine enge Verbindung zur Natur herstellt und einen aktiven Lebensstil fördert“, heißt es in der offiziellen Beschreibung. Und weiter: „Das Projekt fördert durch gemeinsame räumliche Ressourcen, wie schwimmende Gärten und Terrassen, ein starkes Gemeinschaftsgefühl.“

Einfacher Umzug

Jedenfalls aber sind die einzelnen Wohneinheiten durchaus hübsch anzusehen. Und wenn sie schon per Wasserweg ans Ziel gebracht werden, kann man wohl auch davon ausgehen, dass ein etwaiger Umzug auf ähnliche Art und Weise möglich wäre.

Was bedeutet: Das mühsame Ein- und Auspacken von Umzugskartons würde im Fall eines Umzugs einfach – ins Wasser fallen.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: Grimshaw

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