Auf der dunklen Seite des Mondes
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Auf der dunklen Seite des Mondes

Wer in Prag ausgehen möchte, kommt seit wenigen Wochen nicht am „Moon Club“ vorbei. Ein Szenetempel, in dem dank einmaligem Interior-Design jede Nacht der Vollmond strahlt.

Wen Ihnen jemand am Ende der langen Dlouhá Straße am Eck zum Altstädter Ring im Herzen Prags eine „gute Nacht“ wünscht, sollen sie keineswegs schnurstracks ins Bett flüchten. Vielmehr gilt diese Phrase unter Eingeweihten seit wenigen Wochen als charmante Einladung in eine ganz besondere Lokalität: in den „Moon Club“. Ein Ort, an dem die dunkle Seite des Mondes aktuell neu definiert wird.

Bevor der Mond aufging

Und zwar ausschließlich positiv – denn die beiden Kreativ-Studios Formafatal und Machar&Teichman ließen hier wahrlich Interior-Träume wahr werden. Aber beginnen wir dort, wo auch die Arbeit der beiden Agenturen vor etwas mehr als einem Jahr ihren Anfang nahm: Am Ursprung des Objekts. Dieses hatte bis vor einigen Jahren alles andere als den coolen Beat, vielmehr residierte in dem Gebäude eine eher verstaubte alte Prager Bank auf den 740 Quadratmeter großen Altbauflächen.

Und so lautete der Auftrag der erfahrenen Club-Betreiber an die Innenarchitekten ganz klar: Raus mit den alten Vibes! Um das auch wirklich zustande zu bringen, wurde schon in der Ausschreibung die Latte hoch gelegt: Ziel sei es, ein Lokal in Prag zu etablieren, das dank eines besonderen Interiors schon auf den ersten Blick ein höheres Niveau verspricht, als man es bis dato in der Stadt kenne.

Der Mond im Zentrum
Der Innenhof ist das spektakuläre Zentrum des „Moon Club“. Über der Bar schwebt der Vollmond, und im Glasdach schimmern künstliche Sterne.

Klar, solche Visionen wirken motivierend. Allerdings galt es in diesem Fall, alle möglichen Lösungen auch mit der vorherrschenden Bausubstanz, die aus rechtlichen Gründen nur bedingt verändert werden konnte, zu realisieren. Größtes Problem dabei: die Akustik. Nach ersten Tests war klar, dass man jeden Bereich des gesamten Komplexes erst unter diesem Aspekt beleuchten musste, ehe man sich an die optischen und gewiss spannenderen Fragestellungen heranwagen konnte.

So klingt der Mond

Vor allem der spektakuläre Innenhof wurde zur Zerreißprobe. Das technisch hochkomplizierte Resultat verkürzt dargestellt lautet ungefähr so: Der Innenhof wurde mit speziellen Doppeldachverglasungen überspannt, die Wände des Clubs mit Spezialputz versehen und zwischendurch zog man so genannte Pufferwandkonstruktionen ein, die im Grunde wie Wellenbrecher im Meer – hier eben für Schallwellen – funktionieren.

Der Mond im Zentrum
Das Mond-Thema wird auch in allen Seitenbars …

Der Mond im Zentrum
… in unterschiedlich offensichtlicher Art und Weise …

Der Mond im Zentrum
… weitergezogen. Als gemütlicher Gegenpool zum kalten …

Der Mond im Zentrum
… Mondlicht zieren Samtpolstermöbel die Räume.

Besonders clever: Diese Flüsterwände wurden gleichzeitig ganz bewusst als Raumteiler genutzt, um den ursprünglichen Grundriss der Bank an die Bedürfnisse des Clubs anzupassen. Von lauschigen Sitzecken über spektakuläre Aussichtsflächen bis hin zu den Bars und der Tanzfläche wurde so jeder Bereich von den anderen abgegrenzt und jedem eine eigene Atmosphäre zugeschrieben.

Die Mystik des Mondes

Kommen wir aber endlich zum offensichtlichen Teil der Gestaltung des „Moon Clubs“. Wie schon der Name verheißt, sollte sich die Idee einer unendlichen Vollmondnacht in jedem Detail auf irgendeine Art und Weise widerspiegeln. Vor allem sollte neben dem logischen Hauptmotiv, dem Mond, auch die Mystik der Nacht nicht zu kurz kommen.

Wenn es Nacht wird, gaukeln uns diese Lampen im Glasdach des Innenhofs einen strahlenden Sternenhimmelm vor.

Um diese Ideen zu verfolgen entschied man sich zu allererst für einen ganz individuellen Material-Mix: Patinierte Metallbleche, dunkel gebranntes Holz, alte gebeizte Spiegel, ornamentale Malereien und Samtpolstermöbel in unterschiedlichen Farben. Zudem sollten die Wände einen Anstrich erhalten, der entfernt an die Mondoberfläche erinnern soll.

Aufwändiges Lichtdesign

Vor allem aber widmete man sich ausgiebig dem aufwändigen Lichtdesign. Dies ist vor allem bei der so genannten Alchymista-Bar im Obergeschoß nicht zu übersehen: An der Decke brachte man hier Messingplatten an, die zuvor mir ätzenden Tinkturen behandelt wurden, ehe sie wie Scherenschnitte perforiert wurden. So erzeugen nun spezielle und eigens angefertigter Lampen besonders geheimnisvolle Lichteffekte.

Moon Club

Moon Club

Moon Club

Moon Club

Das Hauptaugenmerk lag aber freilich auf der Hauptbar im Innenhof. Diese ist nun mit goldenem Wellblech verkleidet, über ihr schwebt eine spektakuläre Mondsilhouette. Für echte Hingucker sorgen allerdings die drei großen und mondrunden Pendelleuchten mit ihren darüber angebrachten Licht-Trabanten. In Kombination erzeugen diese nämlich Spiegelungen in der Glasdecke, die eindeutig an den Sternenhimmel einer klaren Vollmondnacht erinnern.

Dies soll den 400 möglichen Gästen ein Gefühl von „exklusiver und cooler Romantik“ geben, wie die Betreiber stets betonen. Jedenfalls aber steht seit der Eröffnung einem irdischen Besuch auf der dunklen Seite des Mondes nichts mehr im Wege. In diesem Sinne: Gute Nacht.

Text: Johannes Stühlinger
Bilder: BoysPlayNice

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