Team im Büro ©Wavebreakmedia Getty Images
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Wie gesund ist Arbeiten im Stehen?

Wie sinnvoll sind Stehpulte und höhenverstellbare Schreibtische im Büro? So viel ist sicher: Nur sitzend arbeiten ist ungesund. Das richtige Maß, die richtige Kombination aus Sitzen und Stehen muss jeder selbst herausfinden.

Das Arbeiten im modernen Wirtschaftsleben gestaltet sich vielseitig und – subjektiv gefühlt – anspruchsvoll wie nie zuvor. Der Wandel in unseren Breitengraden zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft hat die Arbeitsprozesse verändert. Unternehmen wünschen dementsprechend leistungsorientierte und teamfähige Mitarbeiter. Und diese wiederum wünschen neue Arbeitsweisen. Angefangen von stärkerer Flexibilisierung, einer besseren Work-Life-Balance bis hin zu mehr Teilhabe.

Stehpult für das Arbeiten im Stehen
An einem Stehpult lässt sich auch zu zweit arbeiten …

Sitzenbleiber leben gefährlich

„Sitzen ist das neue Rauchen”. Dieser Slogan wurde vor einigen Jahren geprägt. Dem langanhaltenden Sitzen, etwa im Rahmen des Bürojobs werden vielfältige, schädliche Konsequenzen nachgesagt: Angefangen von Bluthochdruck über Diabetes bis hin zu Arteriosklerose und Schlimmerem, wie psychischen Erkrankungen und Krebs – auf jeden Fall aber einem generell erhöhten Sterberisiko (Quelle: Elin Ekblom Bak of The Swedish School of Sport and Health Sciences, Stockholm). Zumal man im Büro – inoffiziellen Schätzungen zufolge – im Schnitt täglich 9,6 Stunden nahezu am Stück in der gleichen Sitzhaltung verbringt.

Wenn die Anforderungen steigen, braucht es entsprechende Bedingungen. Dies betrifft daher auch die „Hardware”, also die Arbeitsplatzgestaltung, die Arbeitsplatzsysteme. Modernität und Ausstattung können darüber entscheiden, ob sich Nacken und Rücken laufend unangenehm melden oder nicht.

Steh-Sitzpult rolls
… oder mit einem passenden Steh-Sitzhocker.

Fast 100 Prozent Büro

Laut einer Umfrage von marketagent.com für Citrix Österreich vom Spätsommer 2018 zum „Future Workplace“ verrichten 95,6 Prozent der befragten Arbeitnehmer, die einer Büroarbeit nachgehen, diese immer noch hauptsächlich im Büro. Daher sind die Aspekte, die Arbeitnehmern wichtig sind, die moderne technische Ausstattung mit neuesten Geräten (70%), gefolgt bereits von moderner Möblierung (66,5%). Erst danach kommen bessere Vernetzung, Zugriff von allen Geräten und Orten aus (56%), Wunsch nach flexibleren Arbeitszeitmodellen (52,2%), das „Home-Office“ rangiert weit abgeschlagen (38,3%).

Lange herrschte die Meinung vor, das übermäßige Sitzen könne mit Sport in der Freizeit ausgeglichen werden. Doch so einfach ist es nicht. Trotz regelmäßiger sportlicher Betätigung dürften Menschen, die mehr als sechs Stunden am Tag sitzen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent einen früheren Tod erleiden, als Kollegen, die weniger als vier Stunden sitzen.

In den vergangenen Jahren wurde daher das Arbeiten im Stehen, um Beispiel an höhenverstellbaren Tischen oder Stehpulten als Lösung populär. Doch auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Die positiven gesundheitlichen Effekte von Steh-Sitz-Arbeitsplätzen beziehungsweise Interventionen, um die Sitzdauer zu reduzieren, seien wissenschaftlich nicht erwiesen, so jüngst Forscher Jos Verbeek vom Finnischen Institut für Arbeitsmedizin.

Buckowski Stehpult
Einfach anlehnen – schlicht und formschön

Eine gute Kombi finden

Wesentlich ist eine gelungene Kombination aus Sitzen, Stehen, Gehen und zwischendurch Gymnastik, so der Tenor der Arbeitsmediziner. Die Experten des österreichischen Media Interaction Lab haben ein Arbeitspapier zum „Active Office” gestaltet.

„Letztendlich ist alles sehr individuell“, sagt der Arbeitsmediziner Wolfgang Kurth. Körpergewicht, Konstitution, etwaige körperliche Erkrankungen beispielsweise an Füßen, Knien, Stütz- und Halteapparat spielten eine Rolle. „Auch die optimale Dauer und Verteilung der jeweiligen Aktivitäten über den Tag kann man nicht über einen Kamm scheren und müssen individuell gehandhabt werden“, so der Experte.

Garantiert abnehmen

Immerhin scheint, wer regelmäßig beim Arbeiten steht, mehr Kalorien zu verbrennen, als wenn er nur sitzen würde. Das meint John Buckley von der University of Chester: Drei Stunden am Tag am Stehtisch macht einen Extra-Verbrauch von 144 Kalorien – oder 720 Kalorien in der Woche. Andersherum: Laut weiterer Studie der University of North Carolina mit 393 Call-Center Mitarbeitern nahmen zwei Drittel der Teilnehmer nach acht Monaten sitzender Büroarbeit im Schnitt 7,2 kg an Körpergewicht zu.

Fazit: Büroangestellte sollten die Wahl haben und ihren Arbeitsalltag – möglichst nach Beratung durch Arbeitsmediziner und ergonomisch geschulte Fachkräfte – flexibel gestalten können. Ein auch anatomisch-physiologisch ansprechendes, modernes Ambiente im Office bietet Abwechslung und steigert das Wohlbefinden, letztlich auch in optischer Hinsicht.

Autorin: Linda Benkö
Bilder: ©officeplus, ©daskleineb, ©Getty Images

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