„Second Home“ in Hollywood
Der neue, von Selgascano für „Second Home“ designte Co-Working-Campus in Los Angeles ist eröffnet. Und das britische Unternehmen hat allen Grund, seine erste Anlage auf US-amerikanischem Boden zu feiern.
Diese Büros sind eine Augenweide. Hell, luftig und so einladend gestaltet, dass man sofort einziehen möchte. Nicht nur, weil die 60 ovalen „Pod-Studios“ durch ihre transparenten Wände viel Tageslicht einlassen. Die gesamte Anlage des brandneuen „Second Home“ Co-Working Campus in Los Angeles ist darauf ausgerichtet, kreatives Schaffen zu beflügeln. Designt vom spanischen Architekturstudio Selgascano wird hier alles geboten, was Büroarbeit zur Freude macht – und mehr.
Büros mit Outdoor-Feeling
„Statt den Garten ins Büro zu holen, haben wir bei Second Home Hollywood das Büro in den Garten, ins Freie, gebracht“, schildern die Architekten. Der wachsenden Sehnsucht nach Naturkontakt entsprechend, wurden die Pod-Studios in eine eigens angelegte, rund 4.650 Quadratmeter große Grünanlage gesetzt. Ein Netz aus Holzpfaden verbindet die unterschiedlich dimensionierten Büro-Einheiten und lädt zum Spaziergang durchs Grün.
Los Angeles‘ mildes Klima macht’s möglich, dieses Gartenparadies das ganze Jahr über zu nützen. Zudem spendet die üppige Bepflanzung Schatten und dient dem Co-Working-Campus als natürlicher Hitzeschutz. Für die Bewässerung wird Regenwasser gesammelt und in Zisternen gespeichert. Die Büro-Pods selbst sind mit jeweils drei verstellbaren Öffnungen ausgestattet, die auf Wunsch Durchzug frischer Luft ermöglichen.
Tummelplatz für Kreative
Was zuvor die Betonwüste eines riesigen Parkplatzes war, ist jetzt ein nachhaltiger Tummelplatz für Kreative. Von den Büro-Einheiten aus eröffnet sich 360-Grad-Blick ins Freie. Sie sind aus Brettsperrholz (CLT) und transparentem Acryl gebaut. Im Inneren sorgen Stahlträger für die in diesen Breiten nötige Erdbebensicherheit. Mit ihren gewellten, gelben Dächern lassen die Pods die Anlage wie einen bunten botanischen Garten wirken.
Die freundlich-modernen Interieurs wurden bewusst schlicht gehalten. In den verschiedenen Pod-Varianten finden Teams von bis zu 25 Personen Platz. Im Freien rund um die Büro-Einheiten finden sich Tische für Meetings und in sonnigen Farben bezogene Outdoor-Möbel. Laut Second Home ist die mit 700 Tonnen Erde und rund 6.500 Bäumen und Pflanzen aufgebaute Grünanlage gar „der dichteste urbane Wald in Los Angeles“.
Entree mit Geschichte
Als würdiges Entree und Hauptgebäude des neuen Campus dient ein historisches Gebäude: Das in den frühen 1960er Jahren vom renommierten Architekten Paul Revere Williams für Philantropin Anne Banning designte Community House wurde zum Campus-Zentrum umgebaut.
Haupthaus mit Symbolcharakter
Ein Bauwerk mit Symbolcharakter, das Second Homes multikulturell-sozialer Philosophie entspricht: Williams ist der erste afroamerikanische Architekt, der vom American Institute of Architects (AIA) als Mitglied aufgenommen wurde. Mehrere der um die 3.000 Gebäude, die er im Lauf seiner Karriere errichtete, wurden später zu National Historic Landmarks erhoben. 2017 wurde Williams posthum als erster afro-amerikanischer Architekt mit der AIA Gold Medal for Excellence ausgezeichnet.
Das Erdgeschoss des geschichtsträchtigen Hauses bietet jetzt 320 „Roaming“-Arbeitsplätze: Mitglieder, die keinen fixen Schreibtisch brauchen, können sich hier frei bewegen und – je nach Verfügbarkeit – nach Lust und Laune wechseln. Im ersten Stock befinden sich weitere 200 Arbeitsplätze, die fest vergeben werden.
Viele Optionen für die Nutzer
Wer den Second Home Campus Hollywood nützen will, hat mehrere Optionen. So können Interessenten für eine Monatsmiete ab 2.500 US-Dollar private Büros buchen. Für größere Firmen steht ein privates Studio zur Verfügung, das bis zu 135 Personen fasst. Mit der „Resident Membership“ von 675 US-Dollars pro Monat bekommen Einzelpersonen oder kleine Teams ständige Plätze in der Anlage. Und um monatliche 400 Dollar sind Roaming-Plätze mit freier Nutzung aller Second Home Services erhältlich.
An Annehmlichkeiten und Serviceeinrichtungen fehlt es am neuen Campus nicht. Im Hauptgebäude finden sich Restaurant, Café und Bar, sowie Gemeinschaftsräume, ein Veranstaltungs- und Konferenzraum. Wöchentliche Events sollen das Gemeinschaftsgefühl am Campus fördern.
Top-Service á la Second Home
Auch Pausenbereiche und offene Terrassen laden zum Kommunizieren und Verweilen ein. High-Speed-Internet in der gesamten Anlage versteht sich von selbst. Ebenso, wie Rezeption, Post-Zentrale, Parkmöglichkeiten, ständige Pflege der Anlage und ein an sieben Tagen rund um die Uhr anwesender Sicherheitsdienst.
Im Fokus: Optimales Networking
Alles im Sinne jener Idee, die Second Home auch in seiner Co-Working-Anlage in Lissabon und seinen vier Locations in London verfolgt: Networking, das Neues wachsen lässt. So unterstützt ein spezielles „Breakthrough-Team“ die Mitglieder dabei, ihre Errungenschaften zu teilen, potenzielle Partner ausfindig zu machen und etwaige Probleme gemeinsam zu lösen.
Wie’s scheint, hat das System Erfolg. Denn einer Umfrage unter Nutzern der bisherigen Second Home Locations zufolge haben 90 Prozent bei ihren Projekten mit anderen Teams kooperiert. Und immerhin 98 Prozent gaben an, der jeweilige Co-Working-Campus habe ihre Kreativität gesteigert.
In Lissabon geht’s weiter
Mit dem kurz „HolLA“ genannten Campus in Los Angeles hat das auch für seinen „Serpentine Pavilion“ legendäre Architektenteam Selgascano eine Büro-Anlage geschaffen, die Arbeit in lebenswertem Umfeld garantiert. Und bald wird die Kooperation des Madrider Studios mit Second Home neue Früchte tragen: In Lissabon entsteht derzeit ein weiterer Co-Working-Campus, für dessen Design die kreativen Spanier verantwortlich zeichnen. Geplante Fertigstellung: 2020.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Iwan Baan, Selgascano