„Wir sehen erst die Spitze des Eisbergs!“
Andreas Thamm ist Experte in Sachen „Smart Office“. Bei UBM Development Deutschland stellt er als Vorsitzender der Geschäftsführung nun die Weichen Richtung intelligenter Zukunft. Ein Thema, das gerade in COVID-19-Zeiten besonders brisant ist.
Was bedeutet Smart Office eigentlich? Wie kann man diesen Begriff definieren?
Andreas Thamm: Ein Gebäude ist für mich dann smart, wenn es mit dem Internet verbunden ist, Daten in einer Cloud abgelegt werden und diese Daten nutzbar gemacht werden können. Das bedeutet, dass so viel Hardware, unter anderem auch Sensorik, integriert wird, dass es möglich ist, zu verstehen, wie die Menschen das Gebäude nutzen.
Was heißt das konkret? Ich geh in ein Gebäude und …?
Andreas Thamm: Sie kommen rein und das Gebäude weiß, dass Sie da sind. Jetzt reguliert es die Lichtverhältnisse an ihrem Arbeitsplatz nach Wunsch. Außerdem könnte die Technik Informationen an die Kolleginnen und Kollegen weitergeben, ob Sie zum Beispiel bereits im Büro sind. Aber das kann natürlich auch zu anderen organisatorischen Themen führen: Ich weiß schon beim Frühstück, ob gerade ein Schreibtisch oder Parkplatz für mich frei ist und buche es.
Das ist gerade in Corona-Zeiten relevant, oder?
Andreas Thamm: Natürlich! Sie sehen vorab, ob Schreibtische gesperrt sind, weil der Mindestabstand so garantiert wird. Außerdem kann die Sensorik des Hauses Ihnen mitteilen, dass Sie einen fest definierten Mindestabstand unterschreiten oder eine fest definierte Wegeführung nicht einhalten.
Wenn es gelingen würde, Personalkosten um einen kleinen Prozentsatz zu senken, beispielsweise durch geringere Krankenstände, sind das bei großen Unternehmen viele Millionen Euro!
Andreas Thamm, Smart Office-Experte
Was bedeutet der Begriff Sensorik genau?
Andreas Thamm: Es geht dabei um kleine elektronische Bauelemente, die definierte Zustände und Veränderungen erfassen, beispielsweise Helligkeit, Lärm, CO2-Gehalt und dergleichen.
Das bedeutet aber, dass unglaubliche Datenmengen zusammenkommen. Ist die neue 5G-Technologie dafür essentiell?
Andreas Thamm: Ja! Je moderner diese Netze und deren Leistungsfähigkeit sind, umso besser.
Welche Vorteile hat das Smart Office für Arbeitgeber oder Eigentümer?
Andreas Thamm: Beispielsweise als Eigentümer, wäre ich daran interessiert im Vergleich zu anderen Gebäuden niedrige Betriebskosten zu haben. Als Arbeitgeber wäre ich außerdem auch noch an anderen Themen interessiert: So ein Gebäude ist cool, hier will man arbeiten. Vor allem aber geht es darum, über besseres Raumklima und andere Stellschrauben die Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern. Wenn es gelingen würde, Personalkosten um einen kleinen Prozentsatz zu senken, beispielsweise durch geringere Krankenstände, sind das bei großen Unternehmen viele Millionen Euro!
Im Grunde klingt das so, als würden wir erst draufkommen, was da alles möglich wird …
Andreas Thamm: Wir sehen gerade einmal die Spitze des Eisbergs. Ich sag mal: Wer mehr Informationen hat, kann aus diesen mehr machen als andere. Hier liegt ein großes Potential für die Zukunft.
Interview: Johannes Stühlinger
Fotos: UBM Development | Philipp Horak