Vier gewinnt!
Eine ausgediente Kfz-Werkstatt bekam ein zweites Leben als Headquarter des Immobiliendienstleisters CBRE in Amsterdam. Die Zahl 4 spielt dabei eine ganz gewichtige Rolle.
Wenn das weltweit größte Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor sich selbst ein neues Headquarter verpassen will, wird dabei wohl etwas Respektables und Präsentables rausschauen. So geschehen bei der Transformation einer ehemaligen KfZ-Werkstatt in Amsterdam, die nun als CBRE-Headquarter dient. Die Zahl 4 spielt dabei eine gewichtige Rolle.
Es gibt vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten (in unseren Breitengraden zumindest), vier Elemente. Laut numerologischen Weisheitslehren steht die 4 für Ganzheit, Totalität, Vollendung, Ordnung, Zusammengehörigkeit, für das Rationale. Das Statische im Gegensatz zum Kreisenden und Dynamischen. Für Balance und Gleichgewicht – dieser Meinung war angeblich schon Pythagoras. Eine wichtige Zahl also.
The Core: DAA statt DNA
Vier Arbeitsstile, vier Zonen, vier Leitideen: Der Immobiliendienstleister CBRE sah darin die einfachste Möglichkeit, das neue Amsterdamer Hauptquartier zu definieren. DNA – kurz für „das neue Arbeiten” ist in der Gestaltung von Arbeitswelten längst schon ein Begriff. Büros wurden und werden an „neue Arbeitsweisen“ angepasst. Es gibt Ruhezonen für fokussierte Arbeit, Kojen für Besprechungen, soziale Räume für die kreative Zusammenarbeit und so weiter. CBRE ging aber noch einen Schritt weiter.
Für das neue Amsterdamer Headquarter The Core, hat der Immobilien-Konzern „Das andere Arbeiten“ entworfen. Die Mitarbeiter wurden in vier „Typen“ eingeteilt: Denker, Macher, Kreative und Analysten. Und dann wurden Zonen entwickelt, die dem Arbeitsverhalten und Produktivitätsfluss der unterschiedlichen Typen entsprachen.
Mitarbeiter (und Besucher) werden zunächst im Café begrüßt, dieser Welcome-Bereich dient auch als informeller Arbeits- und Besprechungsbereich. Das Café geht in die Werkstatt über, die das Unternehmen als „Keimzelle der Teamarbeit“ bezeichnet. Das „Client Lab” wiederum ist ein Bereich für die gemeinsame Projektarbeit mit Kunden, während die Bibliothek im Obergeschoß die Ruhezone ist.
The Core wurde vom international geschätzten Interior Magazin Frame prämiert. Das Magazin zeichnet jährlich das beste Konzept für diverse Kategorien aus. The Core überzeugte in der Kategorie Großraumbüro.
Arbeitsstil als Maßstab
Ramon Beijen, Creative Director für Arbeitsplatzdesign des Unternehmens, wird von Frame damit zitiert, dass es bei The Core „nicht um aktivitätsbasiertes, sondern um arbeitsstilbasiertes Arbeiten geht. Wir konzentrieren uns mehr auf den Einzelnen. Was sind seine oder ihre Bedürfnisse?” Jeder Bereich spiegle das wider, was CBRE als Kernelemente (auch wiederum vier) definiert hat: gesundes Arbeitsumfeld, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen, ein mittels Smart-Tech leistungsfähiges Gebäude, Kooperation und Ko-Kreation als Leitmotiv.
Im The Core steckt viel Foschung
CBRE hat im Vorfeld die neuesten Forschungsergebnisse der Universität Twente genutzt, um herauszufinden, wie das Arbeitsumfeld die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistung von Büronutzern beeinflusst.
Das „Client Lab” ist dabei laut Beijen das größte Experiment. Denn CBRE hat keine klassischen Besprechungszimmer mehr. Im Labor geht es vor allem auch um Lösungsfindung in einer Arbeits-Umgebung, die sich dem anpasst, was gerade erforderlich ist.
Die Räume sind größtmöglich flexibel: Für Treffen mit bis zu 600 Personen gibt es so genannte „Kreativcamps“, in denen sich CBRE-Teammitglieder, Kunden und andere Experten für einen festgelegten Zeitraum zusammenfinden, um Ansätze für aktuelle Kunden-Anliegen zu finden.
Geänderte Kundenbeziehungen
Das „Lab” spiegelt auch Änderungen in der Kundenbeziehung von CBRE wider. Vor einiger Zeit hat das Unternehmen Prozesse rationalisiert und verschiedene Korrekturläufe mit Kunden bei der Entwurfserstellung bereinigt. So gehe es direkt vom Masterplan zum endgültigen Entwurf. Im Materialausstellungsraum können Kunden gemeinsam mit CBRE Entscheidungen vor Ort treffen. Beijen: „Kunden kommen häufiger zu uns als umgekehrt. Im The Core bekommen sie mehr Input und können einfacher mit uns zusammenarbeiten.”
In der Bibliothek können sich die Leute konzentrieren. Es werden natürliche Materialien und Farben verwendet, um ein friedliches Ambiente zu kreieren. Grüne Pflanzen überall sorgen für saubere Luft und ein natürliches Ambiente.
Text: Linda Benkö
Fotos: Stijnstijl Photography