Bayerns klimaneutrale Konzertarena

Populous Gründer Joe Spear formulierte das „einzige Ziel“ seines Büros einmal so: „Wir wollen Gefäße für die kollektive Energie vieler leidenschaftlicher Menschen entwerfen“. Gesagt, getan. Inzwischen vielfach preisgekrönt und international gefragt, hat das Architekturstudio unzählige grandiose Sport- und Eventstätten designt. So etwa die O2 Arena, das Wembley und das Tottenham Hotspur Stadium in London und Seattles „Climate Pledge“ Arena. Letztere gilt immerhin als weltweit erstes klimaneutrales Bauwerk dieser Art. Bald soll Deutschland ein ebensolches bekommen. Denn das Projekt MUCcc, Bayerns klimaneutrale Konzertarena, ist auf Schiene.

Multifunktional & hochmodern

Gebaut wird das von SWMUNICH Real Estate entwickelte Vorhaben in Freising. Seinen Namen MUCcc trägt es in Anlehnung an den nahen Münchner Flughafen, dessen Nordwesten mit dem Besucherpark zu Freisings Gemeindegebiet gehört. Geplant ist eine hochmoderne multifunktionale Konzert- und Kongressarena, die bis zu 20.000 Besuchern Freude macht.

Live-Entertainment vom Feinsten

Das Entwicklerunternehmen will fürs Projekt MUCcc in die eigene Tasche greifen und 300 Millionen Euro investieren. Außerdem hat SWMUNICH vor, selbst als Betreiber des Bauwerks zu fungieren. Selbiges ist als neuer Hotspot für Konzert- und Live-Events konzipiert, der den Bedürfnissen der Besucher, der Künstler und des gesamten Umfelds perfekt gerecht wird. Akustik, Sichtachsen, Hospitality und Technik, aber auch Nachhaltigkeit, Umwelt und Verkehrskonzept: Alles vom Feinsten. 

Die Tragkonstruktion der von Populous entworfenen, runden MUCcc Arena zeigt eine für Bayern symbolträchtige geometrische Form: Die Raute, die Bestandteil des bayrischen Wappens ist, hält und ziert die Außenhaut als wiederholtes Muster. Eine Designidee, die nicht nur identitätsstiftend sein soll, sondern auch der Optik des Gebäudes dient. Denn die transparente, von den rautenförmigen Stützen getragene Fassade ermöglicht tagsüber offenen Blick auf und in die Arena und sorgt nachts für attraktive Licht- und Schatteneffekte.

Um dem Anspruch, Deutschlands erste klimaneutrale Konzertarena zu schaffen, gerecht zu werden, bestimmen Standort- und Grundlagenanalysen die Planungsphase. Als Basis wurden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen herangezogen. Wichtiges Ziel ist, den Energiebedarf vergleichbarer Arenen deutlich zu unterschreiten und Klimaneutralität über den gesamten Lebenszyklus zu erreichen. Dazu setzen die Planer auf den Einsatz nachhaltiger Materialien, die den thermischen und visuellen Komfort optimieren, zugleich aber den CO2-Ausstoß während des Betriebs der Anlage minimieren.

Mit Sonnenkraft zur Klimaneutralität

Damit die Konzertarena, wie geplant, im Betrieb sogar klimapositiv wird, wird sie mit Photovoltaikanlagen und Solarpaneelen bestückt. Auf den Dachflächen angebracht, sollen diese genug Energie erzeugen, um einen Großteil des Bedarfs des MUCcc zu decken.

Was dem Projekt MUCcc schon beim Bau, aber auch beim künftigen Betrieb zugutekommt, ist sein Standort. Schließlich ist das Areal neben dem Flughafen frei von privaten Anwohnern, die gegen Baulärm (und später gegen laute Musik) Beschwerde führen könnten. Und es verfügt bereits über gute Infrastruktur. Das bestehende Fernwärme-, Strom- und Wassernetz kann, ebenso wie vorhandener Parkraum, mitgenützt werden. 

Bestens vernetzt und gut erreichbar

Zudem ist der Platz, an dem Deutschlands klimaneutrale Konzertarena errichtet wird, sowohl öffentlich per Schnellbahn, Bahn und Bus, als auch per Fahrrad oder Auto bequem erreichbar. Ein zusätzliches Parkhaus, Fahrradstellplätze und ein eigener Busbahnhof sind Teil des Plans. 

MUCcc strebt Top-Zertifizierung an

Das Konzept von SWMUNICH und Populous zielt natürlich auf Erfüllung der Vorgaben anerkannter Nachhaltigkeitszertifikate wie LEED, BREEAM und DGNB ab. Welche Systeme zur Anwendung kommen, wird laut Entwickler-Website im weiteren Projektverlauf entschieden. Fest steht, dass unabhängige Gutachter zurate gezogen werden. Und dass man in jedem Fall hohe Güteklassen wie „Exzellent“ oder „Gold“ erreichen will. Nicht nur in Sachen Energiebedarf, sondern was den gesamten Lebenszyklus des Projekts MUCcc Arena betrifft.

Auch rund um die Konzertarena wird eine veritable Wohlfühlzone gestaltet. Die Landschaftsarchitektur, für die das deutsche Büro Latz+Partner verantwortlich zeichnet, unterstreicht die nachhaltige Ausrichtung des Vorhabens. Sie hebt die Besonderheiten der Region hervor und berücksichtigt das angrenzende Flughafengelände und den Innovations-Standort „Lab Campus“. Die Wegführung verbindet alle zentralen Elemente des Geländes – ein neues Hotel, das Parkhaus, den Busbahnhof und die Konzertarena. Dadurch werden die Besucher über eine weite Ebene mit Grünflächen und gewundenen Wegen direkt ins Herz des Konzert- und Kongresszentrums geführt.

Der Grünbereich rund ums Projekt MUCcc wird aus Landschaftsinseln zwischen den Wegen, lokaler Vegetation und fließenden Strukturen der Isarauen bestehen. Standortgerechte und vor allem klimaangepasste urbane Arten ergänzen die Grünzone. Zudem ist die Pflanzung standorttypischer Baumarten wie Erle, Kiefer und Ahorn vorgesehen. Eine Mischung aus bestehenden und neu gesetzten Sträuchern und Bäumen sowie intensive Unterpflanzung mit Gräsern und Stauden wird für ein lebendiges Naturerlebnis sorgen, das sich je nach Saison verändert.

Geht es nach ihren Planern, wird Deutschlands erste klimaneutrale Konzertarena auch die beste des Landes werden. Ein Novum, das neue Standards setzt: Multifunktional, emotional und nachhaltig. Auf qualitativem Niveau, das in der Metropolregion München, Bayern und Deutschland bislang seinesgleichen sucht.

MUCcc als Wirtschaftsturbo

Große Erwartungen setzt man auch auf die Wirkung der MUCcc Arena auf die lokale und regionale Wirtschaft. Schließlich ziehen große Events auch viele Menschen an. Laut MUCcc Website beziffert die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte die entstehende Bruttowertschöpfung für Freising und die Region auf rund 285 Millionen Euro pro Jahr.

Nachhaltigkeit spielt inzwischen zusehends auch beim Bau großer neuer Konzert-, Event- und Sportstadien eine Rolle. Dies zeigen etwa auch Zaha Hadid Architects‘ Design fürs Hangzhou International Sports Centre in China oder das aus Holz gebaute Stadion der Forest Green Rovers in England. Und dass die Spezialisten des Büros Populous wissen, was eine multifunktionale Eventlocation braucht, um rundum perfekt zu sein, liegt auf der Hand. Zu sehen auch am Beispiel der gigantischen E-Sport Arena in Toronto, die sich zugleich für Konzerte, Events und Freizeitfreuden aller Art eignet. 

Hoffnung auf baldigen Baubeginn

Wann die Bauarbeiten in Freising starten können, steht derzeit noch nicht fest. Angestrebt wird jedenfalls die Fertigstellung innerhalb der kommenden fünf Jahre. Und geht es nach den Planern, wird Deutschlands erste klimaneutrale Konzertarena dann für Shows internationaler Top-Stars offenstehen.

Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: SWMUNICH Real Estate / POPULOUS Architects, London