Minimalismus am Meer
Klar und strahlend weiß thront eine neue Villa über Kataloniens Küste. Architekt Phillip Mathieson hat an der Costa Brava ein Traumhaus geschaffen, das die Schönheit der Natur blendend unterstreicht: Minimalismus am Meer – zeitlos, pur und von beeindruckend ruhiger Eleganz.
Sonne, Pinienduft und Meeresbrise: An der Costa Brava lässt sich’s vorzüglich entspannen. Umso mehr, wenn man vor Ort über ein eigenes Domizil verfügt. Ist dieses obendrein so edel wie das neue Haus, das Phillip Mathieson hier für einen privaten Auftraggeber geschaffen hat, bleiben wohl kaum Wünsche offen. Mit seinen klaren Linien strahlt der Neubau schon von außen tiefe Ruhe aus. Beim Blick aus seinem Inneren wird er zum Rahmen, der die umgebende Natur hervorhebt. Kurzum: Minimalismus pur, der keine Schnörkel braucht.
Erholsam kühle Perfektion
Das schöne Haus befindet sich auf einem Plateau über einem steilen Küstenabschnitt im Nordosten Kataloniens. Achtsam in die Landschaft eingebettet und von Pinien umgeben. Und mit atemberaubendem Blick übers Mittelmeer.
Eines der dominanten architektonischen Element ist die Brise Soleil-Verkleidung an Teilen der Fassade. Die Lamellen schützen die Räume vor extremer Sonnenhitze, ohne den Panoramablick zu schmälern.
Eine Blende mit sandgestrahlter Holztür markiert den Zugang und umrahmt schon dort die Aussicht auf die Küste. Auch damit zelebriert das Design die Schönheit der Umgebung auf exquisit dezente Art. Ebenso, wie durch eine singuläre horizontale Öffnung, die sich über die Länge des Gebäudes erstreckt.
Spiel mit Licht und Schatten
Diese Zone verfügt über eine schattenspendende Überdachung und verbindet Wohn- und Schlafräume zu einer Einheit. Tiefe Punktionen im Vordach ermöglichen ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten, das sich mit dem Sonnenstand verändert.
Raumhohe Glastüren im Wohnbereich verwischen die Grenze zwischen Drinnen und Draußen. Und eine weitläufige Terrasse führt zum Infinity-Pool. Von dort aus meint man fast, man könnte einfach übers Meer entschweben.
Geometrie mit „Küsten-Feeling“
Wände und Böden sind strahlend weiß, die Form des Hauses folgt exakter Geometrie. Damit demonstriert das Bauwerk an der Costa Brava, wie elegant Minimalismus sein kann. Zudem verstärken gekonnte Tischlerarbeiten aus natürlichem Eichenholz im Interieur das mediterrane „Küsten-Feeling“.
Phillip Mathieson und sein Team haben den Entwurf gezielt auf die Klimaverhältnisse der Region zugeschnitten. Das „weiße Haus“ folgt einem präzisen Plan, der die traditionelle lokale Bauweise völlig neu interpretiert.
Bühne für die Schönheit der Natur
So geriet die Villa zum zeitlos schönen, funktionellen und einladenden Ort der Ruhe. Zugleich wirkt sie wie eine große Bühne, die die traumhafte Landschaft gekonnt ins Rampenlicht setzt. Obwohl selbst ein außergewöhnlicher Blickfang, lenkt das Gebäude kaum von seinem Umfeld ab.
Minimalismus und authentisch-zeitloses Design haben dem in Sydney ansässigen Studio Mathieson hohes Renommee verschafft. Bislang allerdings vor allem in Australien, dem Sitz und Haupt-Arbeitsort der Architekten.
Mit Minimalismus zum Erfolg
Spezialgebiet des Teams sind Wohngebäude und Hotels. So wurde etwa Mathiesons Projekt „Red Hill House“ 2019 vom Australian Institute of Architects mit einem ACT-Award ausgezeichnet. Kategorie: Neu gebaute Wohnhäuser. Außerdem erhielt es einen Robert Foster-Preis für Licht in der Architektur.
Auch mit dem ebenfalls aufs Wesentliche fokussierten, modernistischen „Bondi House“ holten sich die Architekten Auszeichnungen. Unter anderem wurde das Projekt an Sydneys berühmtem Bondi Beach bei den Asia Pacific Property Awards 2013 zur „Best Single Residence Australia“ gekürt.
Das famose neue Haus an der Costa Brava ist nun zwar Phillip Mathiesons bislang bekanntestes, aber keineswegs erstes Projekt auf europäischem Boden.
Auch Privathäuser in Kroatien, der Tschechischen Republik und Griechenland finden sich im Portfolio des Spezialisten für geradlinige Form und klares, Mode-Trends überdauerndes Design.
Das aktuelle Werk in Spanien könnte rasch Folgeaufträge neuer Interessenten locken. Denn es beweist, dass Minimalismus perfekt zur neuen Sehnsucht nach Einfachheit passt. Und puristische Architektur ist gefragter denn je.
Zeitlos und doch „trendy“
Dies belegen etwa auch schlicht designte Top-Hotels wie Nic Brunsdons Resort „The Tiing“ auf Bali, das sich unaufdringlich ins Naturparadies einfügt. Dass Minimalismus Einfarbigkeit präferiert, liegt auf der Hand. Wobei: Es muss nicht mehr Weiß sein, das Neubauten dieser Stilrichtung kennzeichnet. Die „schwarzen Häuser“ auf der Isle of Skye sind ein Beispiel dafür. Ebenso, wie Architekt Luis Rebelo de Andrades rundum rote „CASA 3000“ in Portugal.
Tatsache ist: Der Wunsch, alltäglicher Reizüberflutung zu entkommen, greift um sich. Und damit auch das Motto „Weniger ist mehr“. In diesem Sinne ist Mathiesons Haus am Meer ein Beispiel für Luxus, der durch konsequent durchdachte Reduktion entsteht.
Text: Elisabeth Schneyder
Bilder: Romello Pereira / Mathieson Architects